Gunnar Heinsohn / 23.02.2013 / 16:49 / 0 / Seite ausdrucken

So macht man Geschäfte!

Lukrative Stützungskäufe: EZB macht Milliardengewinn (n-tv, 21-02-2013)
Kauf von Staatsanleihen: EZB macht Milliardengewinn mit Euro-Rettung (Spiegel online, 21-02-2013)
Notenbanken verdienen an Zentralbankhilfen“ (DIE WELT, 22-02-2013)


Regierungschefs an EZB-System: „Die Leute wollen [seit Mai 2010] für unsere Staatspapiere im Nennwert von 10.000 Euro, die Ihnen bei einem Fünfprozentzins doch schöne 500 Euro pro Jahr bringen, nur noch 2.000 Euro bezahlen. Sie sagen, dass die Steuerzahler sich Leute wie uns und unsere gewaltigen Bürokratien schon heute nicht mehr leisten können. Morgen aber seien die Bürger noch älter und obendrein weniger. Deshalb könnten wir beim Volk bestenfalls noch 2.000 Euro abgreifen, um damit die 10.000-Euro-Papiere zu tilgen. Also könne man von vornherein auch nur 2.000 Euro bezahlen. Andernfalls würde man später ja 8.000 Euro Verlust machen. Doch – liebe EZB – auch bei nur 2.000 Euro Markterlös für unsere 10.000er Papiere müssen wir immer noch 500 Euro Zins pro Jahr aufbringen. Das sind dann nicht mehr 5, sondern 25 Prozent.  Die bringen uns um. Wie könnt ihr uns retten?”

EZB-System [Präsident im Mai 2010 Trichet] an Regierungschefs: „Vorab Folgendes: ‚Die Makromodelle haben bei der Vorhersage der Krise versagt: Als Praktiker fanden wir kaum Hilfe aus der Wissenschaft und ihren Modellen. Wir fühlten uns im Stich gelassen von der gängigen Theorie [O-Ton Trichet]. ‘ Aber ich bin gut in Mathe und mache Euch mal folgende Rechnung auf. Wo immer jemand für griechische, irische, italienische, portugiesische, spanische oder bald auch französische 10.000er Papiere nur 2.000 Euro herausrücken und niemand mehr bezahlen will, bieten wir eisern die erträumten 10.000. Weil da bestimmt niemand drüber geht, erfolgt der Kauf der Papiere durch die EZB. Das beschert uns ein Vermögen von 10.000 Euro mit einer Gewinnzusage über jährlich 500 Euro Zins. Allerdings haben wir durch den Kauf jetzt auch 10.000 frisch in Umlauf gebrachte Euro auf der Passivseite, weil dieses Geld ja einen Anspruch gegen unser Eigentum darstellt. Wir beten, dass wir keine Probleme bekommen, wenn wir einen Titel zum Marktpreis von 2.000 Euro mit 10.000 Euro in den Büchern führen. Aber rechnerisch ist das irgendwie okay, denn wir haben ja tatsächlich 10.000 dafür herausgereicht [Securities Markets Programme (SMP) der EZB vom 10. Mai 2010].“

Regierungschefs an EZB-System: „Ihr habt uns Staatspapiere über 218 Milliarden Euro abgekauft [bis Januar 2012]. Dafür sind wir zutiefst dankbar – auch wenn das Geld längst wieder in anderen Händen ist. Jetzt aber wollt ihr für die anderthalb Jahre fast 15 Milliarden Euro Zins von uns. Muss das sein? Ihr wisst doch, dass wir kein Geld haben. Unsere Steuereinnahmen liegen sogar noch unter dem Niveau von 2010. Wir wissen nicht weiter. Wie könnt ihr uns retten?“

EZB-System an Regierungschefs: „Wo ist das Problem? Ihr offeriert einfach frische Staatspapiere über 15 Milliarden Euro Nennwert. Da auf dem Markt dafür nur ein Preis von 3 Milliarden bezahlt würde, treten wir auf den Plan, bieten 15 Milliarden und können so die Papiere konkurrenzlos erwerben. Mit den dafür frisch in Umlauf gebrachten 15 Milliarden Euro zahlt ihr bei uns die Zinsen.“

Regierungschefs an EZB-System: „Danke. Wieder eine geniale Idee. Allerdings haben wir jetzt noch mehr Schulden und vielleicht wird man bald denken, dass wir von einem 10.000er Papier sogar nur noch 1.000 zurückzahlen können, so dass man uns auf dem Markt gerade mal 1.000 für 10.000 zahlt. Kommt dann wieder eure Mathematik zum Zuge?“ 

EZB-System an Regierungschefs: „Es gibt gute Nachrichten. Wir haben trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage 15 Milliarden Euro verdient. Eure Finanzminister können sich auf saftige Überweisungen freuen.“

Finanzminister an die Presse: „Wir registrieren eine Entspannung der wirtschaftlichen Lage. Die EZB verdient glänzend, was uns üppige Beträge in die Kassen spült. Wir sind damit noch besser in der Lage, die – vorübergehend leider noch einmal gewachsenen – Staatsschulden abzutragen.“

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