Sind die dumm oder böse? Macht das einen Unterschied?

Straßenverkehr braucht Regeln. Menschliches Miteinander braucht Regeln. Spiele wie das Schachspiel bestehen sogar aus nichts als Regeln. (Die Figuren sind optional und dienen dazu, den Spielstand zu dokumentieren.) Selbst eine Schifffahrt auf Parkseen braucht Regeln, wie die Experten wissen! 

Sollte also das Denken ohne Regeln auskommen? Nein. Das Denken braucht ebenfalls Regeln, gute, zurverlässige Regeln. Es ist ein Problem, wenn die Regeln fürs Denken von außen und draußen kommen. Es ist der Denkqualität abträglich, sich das Denken von Dritten bestimmen zu lassen, umso mehr aber vom Ersten oder vom Zweiten!

Eine Regel des Denkens (hier konkret gemeint: des pragmatischen Schließens), die ich mir selbst gegeben habe, geht so: Bosheit und Dummheit sind von außen nicht zu unterscheiden; sie führen zum gleichen Ergebnis und sollten gleich bewertet werden.

Zwei mal drei Wörter tragen in sich wie ein Hologramm die ganze Merkelkatastrophe, und diese drei Wörter sind einmal "wir schaffen das", und einmal "ist mir egal". Der ganze Satz lautet: "Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin, nun sind sie halt da." 

Vergessen wir – so das Gewissen eines Demokraten solches erlaubt – für einen Augenblick, dass dieser flapsige Satz fast schon zugibt, gegen den Amtseid verstoßen zu haben. (Sie wissen schon: Schaden abzuwenden von denen, die schon länger da sind – solche "populistischen" Gedanken halt.) Aktuell wird eine Ermittlung gegen die Chefin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Außenstelle Bremen, geprüft, wegen des Verdachts der Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt  – vergessen wir für einen Moment die Frage, ob ein ähnlicher Vorwurf nicht zuerst einer anderen, weiter oben sitzenden Dame gemacht werden könnte. Ignorieren wir für einen Augenblick, was es bedeutet, dass und wie die Regierung und ihre Helfer das Vertrauen der Bürger in die Demokratie und ihre Organe beschädigen.

Die Blauäugigkeit politischer Dünnbrettbohrer

Betrachten wir für den Moment nur diesen einen Gedanken: Die böse Absicht und die blanke Dummheit sehen von außen betrachtet gleich aus; sie haben die gleichen Folgen – und sollten folglich auch gleich bewertet werden.

Dass Dummheit und Bosheit in Mechanismus und in den Folgen nicht zu unterscheiden sind, das wird in den letzten Jahren wieder und wieder vorgeführt. Berliner Stadtpolitik, dieses selbstbesoffene Staatsversagen: Bosheit oder Dummheit? Die Blauäugigkeit politischer Dünnbrettbohrer vis à vis präaufklärerischer Ideologie: Bosheit oder Dummheit? Das Aufgeben von Bildungsstandards (außer für die eigenen, privat beschulten Kinder, so man denn welche hat) im Angesicht einer globalen Know-How-Explosion; andere Länder investieren in IT-Unterricht ab der ersten Klasse und die vierte Sprache ab der fünften, in Deutschland ist man schon froh, wenn Schüler nicht fertiggemacht werden, wenn und weil sie "Ungläubige" sind – ist das von der verantwortlichen Politik nun Dummheit oder Bosheit? Es macht, von außen betrachtet und in der Konsequenz keinen Unterschied.

"Ich habe es nicht so gewollt!", verteidigt sich der Bully auf dem Schulhof, wenn er dem Erstklässler einen Zahn ausgeschlagen hat. Wie hätte er wissen können, dass eine Schaukel, die man einem Mitmenschen mit ganzer Kraft ins Gesicht schleudert, einen Zahn ausschlagen kann?

Das Recht unterscheidet, ob eine Tat mit Absicht geschah oder nicht. Wenn der Richter dir glaubt, dass du gar nicht die Absicht hattest, dein Gegenüber zu töten, als du ihm ein Messer in den Bauch gerammt hast, dann kann das den Unterschied zwischen Freispruch und langen Jahren im Gefängnis bedeuten.

"Wenn das der Kaiser wüsste!"

Ich habe bei mancher Schulhof-Prügelei den Verdacht, dass die Unterscheidung zwischen Bosheit und Dummheit der Sache nicht wirklich hilft, dem Frieden kaum, den Opfern noch weniger und der Gerechtigkeit erst recht nicht. Spätestens beim zweiten Mal weiß der Prügelnde doch, was passiert, wenn er die Fäuste dem Mitschüler ins Gesicht schwingt – und er lernt schnell, dass er sich immer wieder mit "keine Absicht" vor dem Lehrer – oder später dem Richter – herausreden kann. Ich habe bei mancher Bewährungsstrafe den zarten Verdacht, dass die Täter mit der Bereitschaft der Richter, keine böse Absicht anzunehmen, planvoll gespielt haben könnten. (Ich hoffe deshalb, das höflich genug gesagt zu haben. Richterschelte ist stets problematisch, ich weiß.)

Ich weigere mich aber vollständig, Politik zu entschuldigen, die aktiv gegen ihren Amtseid zu verstoßen scheint – und dann tut, als habe sie all das nicht gewusst, es gäbe "keine Verbindung" et cetera. Wenn der Bürger seine Heimat verliert, ist ihm reichlich egal, ob die politische Handlung, die dazu führte, "dumm" oder "böse" war.

"Wenn das der Kaiser wüsste!", so rief man einst, nicht nur in Wien. Der Hörer aber fragte und fragt sich: Ja, was wäre dann, bitteschön? "Wenn das die Kanzlerin wüsste", mag man heute ausrufen, "und wenn sie außerdem wüsste, dass sie an den Zuständen ein gerüttelt Maß an Schuld trägt!" Der Hörer antwortet: Sie weiß es. ("Ist mir egal", sagt sie dazu.)

Dummheit und Bosheit sind von außen nicht zu unterscheiden; sie haben die gleichen Folgen und wir sollten sie gleich bewerten.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Leserpost

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Matthias Thiermann / 24.05.2018

Wenn man nur den Hass, die Verachtung und die Wahrheit auf seiner Seite haben kann, aber nicht die Macht, die Justiz und die Mehrheit, dann sind es wahrlich verdammt schlechte Zeiten!

Sabine Schönfelder / 24.05.2018

Das Ergebnis von Dummheit und Bosheit ist gleich und auch so zu bewerten, aber für die folgende Reaktion eines davon Betroffenen kann eine Differenzierung der beiden Motive von erheblicher strategischer Bedeutung sein. Für sein weiteres Handeln ist die ABSICHT des Dummen oder Boshaften entscheidend für sein weiteres Procedere zu seiner eigenen Zielführung. Wen einer mein Auto rammt egal aus welchem der beiden Motive, hat es einen Schaden. Geschah es aus Blödheit, wird es sich wahrscheinlich nicht mehr wiederholen. War Tücke oder Bosheit das Schadensmotiv, muß ich wachsam sein und den Gegner im Auge behalten, um mich vor Wiederholung zu schützen. Daher rate ich, Frau Merkel im Auge zu behalten hinsichtlich ihrer Flüchtlingspolitik. Ihre moralinsaure Vorstellung von Weltgerechtigkeit zielt darauf ab, viele Araber und Afrikaner ins reiche Deutschland zu locken, ob der Bürger will oder nicht. Das ist Bosheit. P.S. Habe gehört sie stehen auf der Denunziationliste von Böhmermann. Herzlichen Glückwunsch!! So viel Anerkennung muss man sich hart erarbeiten.

Gudrun Meyer / 24.05.2018

Wenn das D von 2015 noch denselben politischen Rechtsbegriffen gefolgt wäre wie das D und die BRD einige Jahrzehnte früher, wäre Merkel spätestens nach dem herausgebrüllten Ja zur Verantwortungslosigkeit - “Ist mir egal (…), nun sind sie halt da!” über ein Misstrauensvotum im Bundestag gestürzt. Im demokratischen Rechtsstaat ist das die selbstverständliche Reaktion auf einen Kanzler, der seinen Amtseid so vollkommen missachtet. In der “liberalen” Demokratie, deren wir uns jetzt “erfreuen”, und die, wir ahnen es, weltoffen, tolerant und vielfältig ist, zählt weder die Rechtsverletzung durch die Kanzlerin noch die schlichte Tatsache, dass sie enormen Schaden angerichtet hat. Schließlich war ihre Entscheidung ideologisch korrekt. Die Frage “dumm oder böse?” ist falsch gestellt. Es müsste eine Frage nach den Unterschieden zwischen dem demokratischen Rechtsstaat und der weltoffenen (eine Völkerwanderung aufnehmenden), toleranten (Kritiker für rechtsradikal erklärenden) und vielfältigen (die indigene Bevölkerung und die nicht-muslimischen Migranten als absolut einheitliche Restmengen bewertenden) “liberalen” Demokratie sein. Bezahlt wird sie übrigens von den Indigenen und den nicht-muslimischen Migranten sowie den gut integrierten Muslimen. Diese Gruppen finanzieren den Amtsmissbrauch eines korrupten BAMF und dessen Folgen. Sie finanzieren die “Schutzsuchenden”, die sich hier die Zähne richten lassen und “Party machen”. Sie finanzieren die Multi.Milliarden-Politindustrie, deren Asylfertigungsbetrieb nur ein (allerdings zentral wichtiger) einzelner Aspekt des segensreichen linken Wirkens ist. Sie finanzieren die gesamte politisch-staatsmediale Fete - und werden für RÄCHZ erklärt, wenn sie andeuten, dass ihre Begeisterung darüber sich in Grenzen hält.

Sebastian Gumbach / 24.05.2018

Denken Sie nach: Ist es wahrscheinlich, dass eine ganze Regierung so strohdumm ist? Dass alle Beamten in den Ministerien so dumm sind? Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit dafür tendiert gen 0. Nein, es ist vielmehr so: Die Menschen hierzulande sind beseelt von ‘Vater Staat’. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass sich dieser Staat in diabolischer Art & Weise gegen das eigene Staatsvolk wendet. Leider ist dem so. Merkel hat die gnadenlose Naivität ihrer Landsleute erkannt und eiskalt ausgenutzt. Wenn die Menschen das merken, wird es ein ganz böses Erwachen werden - diese Erkenntnis: Wir werden spätestens seit 2015 belogen und betrogen von der eigenen Regierung.

Ivan de Grisogono / 24.05.2018

Meine volle Zustimmung! Öfnung der Grenzen für ein Paar Stunden oder auch Tage kann noch als bodenlose Dummheit verstanden werden. Und da hilft nur, an solche Personen keine Verantwortung zu delegieren.  Die Grenzen über Jahre ohne Kontrollen , trotz Warnungen und Protesten, offen zu halten ist Bosheit! Dummheit gehört auch dazu aber Bosheit resultiert aus solchen Handlungen weil die Folgen irreversibel und tragisch sind. Personen die Folgen der Entscheidungen nicht überblicken sind reif für betreutes Wohnen, bei Gesetzesverletzungen müßen sie entfernt und eigesperrt werden. Dagegen hilft keine Versucherung!

Robert Jankowski / 24.05.2018

Die Erklärung 2018 unterzeichnen hilft zumindest ein wenig, die innere Wut sinnvoll zu fokussieren. Trotzdem denk ich immer häufiger ” Ach leck mich doch…!”, denn im Sinne “des Volkes” wird doch schon lange nicht mehr gehandelt. Wir sind für viele Politker doch nichts Anderes, als dummes Stimmvieh, das man bevormunden muss!

Uta Buhr / 24.05.2018

Sie laufen - mal wieder - offene Türen bei mir ein. Und sicherlich auch bei vielen anderen. Sie haben recht - Dummheit und Bosheit sind so etwas wie Synonyme. Die von Ihnen aufgeführten Zitate unserer allerwertesten Kanzlerin machten mich schon sprachlos, als ich sie zum ersten Mal hörte und las. Ja, mit ihrem unverschämten “Mir doch egal…” hat sie zugegeben, gegen geltendes Recht eklatant verstoßen zu haben. Außerdem geht ihr das Volk, dem sie vorsteht und das sie in ihre Position gehievt hat, vollkommen am (voluminösen) Hinterteil vorbei. Ich war seinerzeit schon mehr als entsetzt, dass auf dieses ebenso dümmliche wie verhängnisvolle Geschwätz kaum Reaktionen aus der Bevölkerung kamen. Dieses Geständnis einer Kanzlerin, das ihr Totalversagen dokumentiert, hätte doch einen Aufschrei, wenn nicht gar eine Revolte gegen ihre verantwortungslose Politik hervorrufen müssen. Ich begreife nicht, dass man diese in jeder Hinsicht schreckliche Frau einfach so weiter machen lässt. Es gibt sogar Mitbürger, die meinen, AM sorge für einen guten Ruf Deutschlands weltweit. Auf welchem Stern leben diese Menschen? Aber es formiert sich inzwischen immer mehr Widerstand gegen sie. “Merkel muss weg”, lautet der Schlachtruf. Und dies so schnell wie möglich.

Bettina Diehl / 24.05.2018

Vor rd. 30 Jahren habe ich einmal dahergesagt, dass die Welt nicht an AIDS, Krebs,Cholera zugrunde gehen werde, sondern an purer Dummheit. Schon immer habe ich mich über dumme Menschen geärgert, auch mit Anfang 20. Ich wollte nicht recht haben und ich habe nicht geahnt, dass ich diesen Untergang noch erleben würde. Dummheit ist das Gefährlichste überhaupt, denn sie löst alles andere aus.

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