Seit einiger Zeit gibt es in Berlin eine Bürgerinitiative Pro Reli, die ein Volksbegehren zur Einführung von Religionsunterricht als Wahlpflichtfach in den Schulen anstrebt. Bisher wird nur das Fach Ethik angeboten. Während sich große Teile der christlichen Kirchen, wie die Evangelische Jugend, hinter die Initiative stellen, gibt es auch Widerspruch, ausgerechnet von Pastoren. Die Gegeninitiative zu Pro-Reli, mit dem sperrigen Namen „Aus christlicher Herkunft für eine gemeinsame Zukunft“, die u.a. vom ehemaligen Pfarrer der Zionsgemeinde Hans Simon gegründet wurde, der sich zu DDR-Zeiten große Verdienste um die Regime-Opposition erworben hat, ruft dazu auf, den Ethikunterricht nicht zu gefährden. Wenn junge Menschen in Gruppen unterteilt würden, könnten sie nicht mehr miteinander reden und Integration üben. Die Theologen haben ihre Schulzeit offensichtlich schon zu lange hinter sich, sonst wüssten sie, dass immer wieder mal getrennt unterrichtet wird, ohne dass dies der Kommunikation in der Klasse schadet. Außerdem gilt: je besser man seine eigenen Wurzeln kennt, umso besser kann man andere Religionen verstehen, sowohl die Gemeinsamkeiten, als auch die Unterschiede. Weiter ist es ein entscheidender Schritt zur Integration, wenn muslimische Kinder in der Schule in ihrer Religion unterrichtet und somit in die Lage versetzt würden, aus der eigenen muslimischen Tradition heraus gegen fundamentalistische Positionen zu argumentieren.
Es ist bedauerlich, dass ausgerechnet Pastoren aus der ehemaligen DDR mit Diktaturerfahrung dies nicht zu erkennen vermögen.
Den ersten Schritt zum Volksbegehren hat Pro Reli trotzdem mit Erfolg gemeistert. Mit 15000 Unterschriften mehr als nötig kann nun die zweite Stufe in Angriff genommen werden. Ab dem 22. September werden wieder Unterschriften gesammelt. Diesmal müssen es 170 000 sein. Pro Reli ist sicher, dass sie auch gegen den Widerstand einiger Ost-Pastoren dieses Ziel erreichen
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http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2008%2F09%2F09%2F