Frauen, die in einer Partnerschaft sind und nur über einen mässigen IQ verfügen, sollten schleunigst über die Bücher gehen. Denn: "Je intelligenter die Frau, desto zufriedener der Mann". Diese Eyecatcher-Schlagzeile habe ich jüngst im GQ-Magazine gelesen, ein Forscher der Australischen National University hat die Erkenntnis aus einer Untersuchung gewonnen.
Mir persönlich kommt die Studie ja alles andere als entgegen, deshalb habe ich mich unverzüglich durch weitere wissenschaftlich abgestützte Ergebnisse dieser bedeutenden Thematik geklickt und bin auf folgende Resultate gestossen: "Männer stehen nicht auf clevere Frauen – ausser wenn sie SEHR attraktiv sind" (Studie der Universität Warschau publiziert bei Daily Mail). Oder: "Männer wollen dümmere Frauen" (Studie der Universitäten Buffalo, Thousand Oaks und Texas; Stern.de). "Männer finden weniger intelligente und betrunkene Frauen attraktiver als schlaue und nüchterne" (Studie der Universität Texas; Glamour.de).
Ich mag Wissenschaftler. Ich attestiere ihnen eine aufgeräumte Klugheit, auch Verantwortungsgefühl, objektive Gelassenheit – Beweise sind nun mal Beweise. Auf eine Studie berufen kann man sich vortrefflich beim Smalltalk, wenn das Gespräch austrocknet, und sich an ihren Ergebnissen wunderbar abarbeiten, etwa in Kolumnen wie dieser.
"An Fürzen schnüffeln kann Krebs heilen"
Das Problem an Studien ist, dass sie sich alle widersprechen. Der Erfolg eines Wissenschaftlers misst sich an der Anzahl seiner veröffentlichten Studien in renommierten Magazinen, also publiziert der tüchtige Forscher unter hartnäckigem Erfolgsdruck und mit Hinblick auf eine saftige Schlagzeile Studie um Studie – unter dem Titel "Keine neuen Erkenntnisse zu Büroklammern" lassen sich nun mal nicht allzu viele Leser erreichen. Er stellt aus zwei entfernten Materien irgendeinen vagen Zusammenhang her und befragt dazu 33 Personen (oder testet es an 33 Mäusen).
Dabei werden interessante Ergebnisse zutage gefördert: "Beim männlichen Genital ist den befragten Frauen das Aussehen der Harnröhrenöffnung besonders unwichtig" (Universitätskinderspital Zürich). Oder: "Frauen, die ausreichend schlafen, haben nicht nur mehr Sex, sondern auch besseren" (Universität Michigan). Einen Nobelpreis für Humor gibt es (noch) nicht, aber für die bekloppteste Studie vergibt die Harvard-Universität jährlich den Ig-Nobelpreis.
Ein epochales Forschungsergebnis erschien 2014, unter anderen publizierte es das angesehene Time Magazine: "An Fürzen schnüffeln kann Krebs heilen" (Studie Universität Exeter). Die Schlagzeile ging um die Welt, leider stellte sich heraus, dass in der Untersuchung nichts davon erwähnt wurde. Wissenschaftler schrieben später, im Text stehe nur, dass "der Körper gewisse Sulfide natürlich produziert und diese erhebliche Auswirkungen haben könnten bei künftigen Krankheitstherapien." Es sind also nicht nur die Urheber, die ihr Ergebnis zur Super-Schlagzeile hochstilisieren, sondern auch die Medien. Sie übernehmen Studien oft ohne Faktencheck oder Frage zu ihrer Finanzierung (diese Kolumne fällt diesbezüglich nicht aus dem Rahmen).
Man sollte sich wohl einfach jene Studie heraussuchen, die einem am meisten zusagt und dann fest dran glauben; Wissenschaft und Religion – so verschieden sind sie doch nicht. Und hier noch die Lösung für die eingangs erwähnten dummen Frauen: Essen, essen, essen! Denn: "Frauen mit grossem Gesäss sind intelligenter" (Universität Pittsburgh).
Tamara Wernli arbeitet als freischaffende News-Moderatorin und Kolumnistin bei der Basler Zeitung. Dort erschien dieser Beitrag auch zuerst. In ihrer Rubrik „Tamaras Welt“ schreibt sie wöchentlich über Gender- und Gesellschaftsthemen.