Gastautor / 15.06.2018 / 12:00 / Foto: Bildarchiv Pietermann / 8 / Seite ausdrucken

Seltsame Gäste im Jüdischen Museum

Von Rebecca Schönenbach.

Ginge es nach den Verantwortlichen des Jüdischen Museums in Berlin, würde die Bundesregierung neben dem Beauftragen für Antisemitismus bald noch ein neues Amt schaffen müssen. Denn das Museum hat eine Gruppe Betroffener diagnostiziert, die Behandlung wünscht und der das Museum ein Forum bietet.

Die Veranstaltung nennt sich "Living with Islamophobia", und ordnet damit unwillentlich Islamophobie korrekt zu, nämlich als Krankheitsbild islamischer Aktivisten und ihrer Freunde, die offensichtlich unter einer Phobie leiden. Denn Islamophobie ist ein Begriff, der geprägt wurde, um auf den Islam bezogene Religionskritik zu unterdrücken, ist also die Urangst islamischer Extremisten vor der Kraft der Aufklärung.

Islamophobie beschreibt nicht den gegen Muslime gerichteten Hass, also gruppenbezogenen Menschenhass. Erst seit 2017 sammelt das Innenministerium Daten zu Übergriffen auf Muslime, unter der Kategorie Hasskriminalität, Unterkategorie islamfeindliche Straftaten. Auch der Begriff islamfeindliche Straftaten ist falsch gewählt, es müsste muslimfeindliche Straftaten heißen, denn was soll eine Straftat gegen eine Religion sein? Etwa die Karikaturen von Charlie Hebdo? Genau das würden die an Islamophobie erkrankten Aktivisten gerne forcieren, zu diesem Zweck setzen sie Kritik an Menschen mit Religionskritik gleich.

Antisemitismus als eine Art Religionskritik

Das hat für islamische Extremisten nicht nur den Vorteil, jegliche Kritik an Ideologie und Religion des Islam abzuwehren, sondern suggeriert auch, der von ihnen meist als Vergleich genannte Antisemitismus sei ebenfalls eine Art von Religionskritik.

Was erst wie ein Gegensatz wirkt – denn selbstverständlich halten besagte Extremisten oft Juden oder erstatzweise Israel für den Grund allen Übels und unterstützen jede Form der Kritik am jüdischen Staat – ist eine überlegte Doppelstrategie. Denn ganz werden die Aktivisten trotz aller Bemühungen Kritik am Islam nie unterdrücken können, dafür ist die Zahl der durch islamische Anschläge Ermordeten zu hoch.

Bei Antisemitismus findet jedoch eine rein fiktive Übertragung allgemeiner gesellschaftlicher Krisenerscheinungen auf die Gruppe der Juden statt, die dann für alle Probleme verantwortlich gemacht wird. Durch die Gleichsetzung mit Islamophobie wird einerseits erreicht, die Kritik an der Ideologie und Religion des Islam zur reinen Fiktion zu erklären und andererseits zu unterstellen, dass, sollte es doch einen konkreten Bezug zwischen Islamkritik und Islam geben, dies ebenfalls für Antisemitismus und Judentum zu gelten habe, oder zumindest ersatzweise für Antisemitismus und den jüdischen Staat Israel.

Damit entledigen sich islamische Aktivisten nicht nur der ernsthaften Auseinandersetzung mit Religionskritik, sondern deflektieren geschickt Kritik wiederum auf Juden.

So auch diese Konferenz, die von Werner Schiffauer bis Naika Foroutan alles versammelt, was Meinungsmache zur Wissenschaft erhoben hat. Unter anderem ist ein Vertreter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin eingeladen, eine der ersten Organisationen, die Muslimfeindlichkeit, Islamophobie und Antisemitismus miteinander verwob.

Gründer und Erfinder

Mit dabei ist auch TELL MAMA, eine Organisation, die seit 2012 Übergriffe auf Muslime als Teil eines interreligiösen Projektes dokumentiert. Dem Gründer Fiyaz Mughal wurde nachgewiesen, dass der Großteil der von ihm gemeldeten Angriffe erfunden war, und damit nicht genug, Mr Mughal auch noch pro-israelischen Akteuren mit Anwaltsschreiben drohte.

TELL MAMA wurden daraufhin in Großbritannien die staatlichen Mittel gestrichen. Dennoch hat Mughal eines seiner Hauptziele erreicht: Jedes Mal, wenn ein Übergriff auf Juden stattfindet, werden Muslime gleich mit zu Opfern erklärt, selbst wenn die Angreifer aus einer islamischen Gemeinschaft stammen. Damit wird Antisemitismus in islamischen Gemeinschaften nicht bekämpft, sondern durch die Täter-Opfer-Umkehr noch verstärkt, Juden sind weiter hoch gefährdet, Opfer von Gewalt durch Täter aus islamischen Gemeinschaften zu werden.

Gegen tatsächliche Muslimfeindlichkeit wird dabei nicht vorgegangen. Letzteres war auch nie die Absicht der islamischen Vertreter, denn wie den meisten Ideologen sind ihnen Menschen gleichgültig, auch Muslime.

"Living with Islamophobia" soll die Perspektive der Betroffenen darstellen. Offensichtlich sind die Verantwortlichen des Jüdischen Museums bereits von der Krankheit betroffen, ihnen muss jedes kritische Denken abhanden gekommen sein, um so eine Show in ihren Räumlichkeiten zuzulassen.

Rebecca Schönenbach hat eine Scharia-Ausbildung für islamkompatible Finanzierungen absolviert und arbeitet als unabhängige Analystin im Bereich Geld und Islam. Nach der Silvesternacht 15/16 hat sie die Initiative Frauen für Freiheit gegründet. www.frauenfuerfreiheit.de

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Karla Anders / 15.06.2018

Die direkten desaströsen Folgen dieser von R. Schönenbach gut beleuchteten Doktrin (ja!) lassen sich in dieser neuen, von der Diakonie veröffentlichten Handreichung ablesen: „Handreichung der Berliner Modellkitas: Kultursensible Kita-Pädagogik“ zum Projekt „Berliner Modellkitas für die Integration und Inklusion von Kindern aus Familien mit Fluchterfahrung“   “Ausgehend von dem gesellschaftlich verankerten antimuslimischen Rassismus, der sich in den letzten Jahren innerhalb unserer Gesellschaft weiter manifestiert und ausgeweitet hat, muss in der Praxis jedoch primär Bildungs- und Aufklärungsarbeit gegen antimuslimischen Rassismus geleistet werden;  dies hat Vorrang gegenüber einer theologischen oder religionssoziologischen Wissensvermittlung über den Islam.” Anmerkung: S. 36 sei nur als Highlight angeführt, die Lektüre der ca. 80 Seiten öffnet Augen, nicht zuletzt wegen des verwendeten “Neusprechs”. Als Lehrerin in u.a. den sogenannten (!) Integrationskursen habe ich erlebt, wie sich solches Denken auf die Haltung der u.a. mit “Wertevermittlung” betrauten Lehrkräfte auswirkt. Opferdiskurse haben Konjunktur!

Boris Rudytskyy / 15.06.2018

Schauen woher fliesst Geld für die Finanzierung die Maßnahmen.

Cora B. Hermann / 15.06.2018

Offengestanden frage ich mich, seit meinem ersten (und einzigen) Besuch dort, was an diesem Museum “jüdisch” sein soll? Shoa - Gedächtnisraum? “Rent a Jew”? Zwei Menoras, vier zerfledderte Siddurim ... und gaaanz viele Deutsche. Wer je im Beth Hatfuthsot in Tel Aviv oder im Jewish Museum in Denver gewesen ist, kann über den Laden nur den Kopf schütteln. Einzig die Architektur macht was her.

Karl Anders / 15.06.2018

Schon nach der in Teilen tendenziösen Ausstellung „Welcome to Jerusalem“ im Jüdischen Museum, nur als Beispiel: Massaker an Juden schon vor Staatsgründung etwa wurden verschwiegen, extremistische muslimische Gruppen blieben ohne Erwähnung, war abzusehen, auf welchem Kurs auch diese (!) Einrichtung sich befindet. Jeweils eine kurze Recherche (Vita, Interviews) über diese Damen, wie so viele bereits an neuralgischen Punkten besetzt, verrät es: Studienleiterin »Migration und Diversität« der Akademie des Jüdischen Museums Berlin: Yasemin Shooman Pädagogische Leiterin der “Bildungsstätte Anne-Frank” Frankfurt: Saba-Nur Cheema

M. Haumann / 15.06.2018

Jeder erfahrene Kuckuck weiss, dass sein Ei denen im Gelege der destinierten Gastmutter möglichst ähnlich sehen muss, damit sie nicht merkt, was sie da mit schützt und ausbrütet. Im Gegensatz zu den Verantwortlichen im Jüdischen Museum weiss der Kuckuck allerdings auch, was sein Nachwuchs dann regelmässig mit den kleineren und weniger aggressiven “Geschwistern” macht.

Frank Meier / 15.06.2018

Ich frage mich gerade, wie eine “Scharia-Ausbildung für islamkompatible Finanzierungen” und der Kampf für “Grundrechte von Frauen” zusammengehen.

Dietmar Blum / 15.06.2018

Es fehlt nur noch, dass sie beim Al-Quds-Tag einen Tag der offenen Tür veranstalten.

Klaus Reichert / 15.06.2018

Islamophobie stellt vor allem die Pathologisierung von abweichenden Meinungen dar. Damit allein ist man recht nah am Nazisprech. Scheint die Verantwortlichen im Jüdischen Museum nicht zu stören. Auf was dürfen wir uns da noch freuen?

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