Die Folgende Pagssage beruht auf einem großen Irrtum: “Die Politiker scheren sich nicht um die Lehren, die aus dieser europäischen Erfahrung gezogen werden müssten. Sie betreiben weiter ihre ‘Flüchtlingspolitik’, offensichtlich ohne sich um die wahrscheinlichen Folgen Gedanken zu machen.” Ich habe auch mal gedacht, dass das, was passiert, deshalb passiert, weil Politiker dumm oder unzurechnungsfähig sind. Natürlich ist dem nicht so. Das, was passiert, passiert nicht zufällig. Es passiert deshalb, weil zerstört werden soll - um dann aus den Trümmern eine neue Ordnung aufzubauen. Ordo ab chao, die Ordnung, die aus dem Chaos entsteht.
Danke, Frau Lengsfeld. Ich kannte die Analyse Enzensbergers bezüglich der psychischen Beschaffenheit der “Kulturschaffenden” nicht, sehe sie aber durch eigene Beobachtung aufs feinste bestätigt. Die Vorliebe von Theatermachern und Schauspielern für Abseitiges, Zerstörerisches und sowieso alles So-links-wie-möglich-Linke fand ich schon immer dekadent: Peymann stellt einen RAF-Terroristen und verurteilten Mörder ein. Romy Schneider verliebt sich in einen (primitivst gestrickten) Schwerstverbrecher, die österreichische Links-Intelligenzia huldigt verliebt und verzückt jahrelang einem Massenmörder (Jack Unterweger). Ein zeitgenössischer deutscher Komponist (ich glaube es war Stockhausen, bin mir nicht sicher, sorry) schwärmt am 11. September 2001 öffentlich von der “Ästhetik und magischen Wirkung” der brennenden Türme des World Trade Center. Abartig, dekadent, lächerlich genug alldies; wenn es nicht auch noch so wäre, daß die Damen und Herren der selbstempfundenen Künstleravantgarde auch noch beanspruchen würden, moralisches Korrektiv für alle anderen zu sein. Absurd. Ich kenne keine Berufsgruppe (Politiker eingeschlossen), bei welcher die sprichwörtliche Doppelmoral ausgeprägter wäre als bei gut verdienenden Künstlern. Faßbinder knechtete und demütigte seine Schauspieler bis zum Gehtnichtmehr, ließ sie monatelang ohne Bezahlung arbeiten und - kaufte sich selbst einen Porsche nach dem anderen. Und die ganzen Schauspieler, die in Talkshows höhere Steuern fordern (weil das irgendwie sozial klingt und gerade chic ist) und - selbst jahrelang keine zahlen. Was ich von einigen sehr genau weiß. Nee, ich mag Sänger als Sänger und Schauspieler als Schauspieler. Kurz: Künstler als Künstler. Aber wenn sie sich öffentlich über irgend etwas anderes als ihre Kunst äußern, schalte ich regelmäßig weg, weil ich Gefahr laufe, Ausschlag von deren belanglosem Gequatsche zu kriegen. Und sie danach auch als Künstler nicht mehr zu mögen.
Die Frage nach dem Krieg ist nicht nur die Frage nach dem Entsetzen, der Verhinderung und der konkreten Rahmenbedingungen, sondern auch nach deren tieferen Ursachen: Liegt ein Destruktionstrieb im Menschen, der sich mit Harmonie eben nicht zufrieden gibt? Muss der Mensch zum Frieden erzogen werden? Oder ist das bereits geschehen? Wird dann das Projekt ‘Frieden’ nicht durch den Import jener Menschen konterkariert, die den Krieg im Herzen tragen? Natürlich tragen die Frauen und Kinder, und auch viele Männer, die aus Bürgerkriegsgebieten flohen, keine persönliche Schuld. Natürlich gebietet die Menschlichkeit die suche nach effektiver Hilfe. Aber die Logik und die Empirie sagen, dass diese als Flüchtlinge keineswegs homogen sind und in diesem Land die Gesellschaft verändern werden. Ohne die Konsequenzen zu sehen ist es blauäugiges Gutmenschentum, vom Mitleid ohne Verstand geleitet zu werden.
Und genau diese “Kulturschaffenden” führt man seit gestern im ARTE-Journal vor: Meinungen zur allgemeinen politischen Lage. Gestern war’s furchtbar kindisch…
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