Gunnar Heinsohn / 16.06.2018 / 12:00 / Foto: Pixabay / 8 / Seite ausdrucken

Seehofer hat mehr gegen sich als Merkel

Während Deutsche und Europäer darüber debattieren, wer an welcher Grenze aufgehalten oder gar zurückgeschickt werden kann, gibt es neue Zahlen darüber, wie viele Afrikaner gerne in die Alte Welt übersiedeln würden. Träfen die 2009 von Gallup für Subsahara-Bürger ermittelten Auswanderungswünsche (damals 38 Prozent) heute noch zu, würden von den jetzt knapp 1,1 Milliarden Einwohnern rund 400 Millionen ihre Heimat verlassen wollen. 2050 würden sich von dann 2,12 Milliarden Bürgern rund 800 Millionen über einen Umzug nach Europa freuen. 

Als Vergleich für die außerordentliche Dimension dieser Bestrebungen mögen die rund 60 Millionen Europäer dienen, die sich zwischen 1500 und den 1930er Jahren auf den Weg nach Übersee machen. Das eigentliche Erobern von 90 Prozent der Erde besorgen zwischen 1492 und 1783 kaum mehr als 300.000 Menschen ("To Make America": European Emigration in the Early Modern Period, Berkeley et al. University of California Press, 1991), gegen deren permanent modernisierte Kriegstechnologie die angegriffenen Steinzeitvölker mit rund zwei Kindern pro Frauenleben chancenlos bleiben.

Seit 2017 gibt es zu Afrika neue Zahlen. Das Pew Research Center PEW erhebt, dass nicht mehr nur 38, sondern mindestens 50 Prozent dem Subsahara-Raum entkommen wollen. Das wären für die Gegenwart 150 Millionen und für 2050 sogar eine Viertelmilliarde Migranten – drei Deutschlands – zusätzlich. Solange Innenminister Seehofers diese Zahlen auf dem Radar hat, wird ihm die Kanzlerin kaum Schrecken einjagen können. 

Konkurrenzfähigkeit der Subsahara-Staaten sinkt weiter

Er sollte vermitteln können, dass Afrikas demografische Dynamik mit den Siegen über die Kolonialregime nicht vorüber ist, obwohl seitdem rund 18 Millionen durch Bürgerkrieg, Völkermord und Krieg umgekommen sind. Diese Megatötungen resultieren daraus, dass die Revolutionen zwar nicht ihre Kinder, aber doch ihre Brüder fressen. Fünf oder zehn junge Krieger konkurrieren um eine von Europäern freigemachte Pfründe. So hat, um nur ein Beispiel zu nennen, Großbritannien 1950 einen Kriegsindex von 1,2. Dabei folgen auf 1.000 Männer im Alter von 55-59 Jahren 1.200 Jünglinge zwischen 15 und 19 Jahren. Die Kolonie Uganda hingegen prunkt mit einem Index von 5,2. Die Afrikaner können also Verluste erleiden und trotzdem mehr Kämpfer einsetzen, aber nur wenigen Siegern auch Karrieren offerieren. Wo die leer Ausgegangenen nicht aufgeben, wird der Ausgleich zwischen Ambitionen und Positionen gewaltsam herbeigeführt. Das hat niemals aufgehört.

Im Jahre 2030, für das man den Kriegsindex berechnen kann, weil die dann Fünfzehnjährigen bereits geboren sind, wird es immer noch 33 Länder mit Werten zwischen 4 und 6 geben. Nur Afghanistan, Jemen und Timor-Leste liegen außerhalb Schwarzafrikas. Italien und Spanien werden bei 0,6, Deutschland und Österreich zwischen 0,7 und 0,8 stehen.

Gleichzeitig muss die globale Konkurrenzfähigkeit der Subsahara-Staaten weiter absinken. An Nigeria – mit 200 Millionen das menschen- und ölreichste Land des Kontinents – sei das illustriert. Noch 1980 liegt sein Pro-Kopf-Einkommen dreimal höher als in China. 2018 steht es knapp 5:1 für China. Den Absturz aus einer dreifachen Überlegenheit in eine fünffache Unterlegenheit will die Bundeskanzlerin mit 300 Millionen zusätzlichen Euro rückgängig machen. Damit will sie Afrika nebst Nigeria (Cognitive Ability 77 mit steigender Tendenz) in die Weltmärkte führen, also attraktive Arbeitsplätze für dadurch daheim bleibende Jünglinge schaffen. 

Diese Summe beträgt etwa ein Tausendstel dessen, was seit 2010 für die Rettung Griechenlands bereitgestellt wurde. Gleichwohl trifft man Hellas (Cognitive Ability 94 mit fallender Tendenz) auf den Weltmärkten heute noch seltener als vor dieser Operation. Subsahara-Afrika entspricht demografisch jedoch hundert Griechenlands. Wie soll mit einem Tausendstel das Hundertfache geschafft werden? Wer berät Merkel? 

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Leserpost

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Werner Schmidt / 16.06.2018

Um auf die Schlussfrage zu antworten: Peter Altmeier und Margot Käßmann.

Günter H. Probst / 16.06.2018

Neulich hörte ich durch Zufall den Beitrag eines EU-Kommissars, der davon ausging, daß sich die allein die afrikanische Bevölkerung in den nächsten 30 Jahren, also bis 2050, auf etwa 2,5 Milliarden Menschen steigeern wird. Da Afrika 1950 250 Millionen Bewohner hatte, haben diese es in 100 Jahren geschaftt, sich zu verzehnfachen, obwohl nicht nur in den ständigen Bürgerkriegen viele Menschen sterben, sondern wir doch schon immer mit den Bildern verhungernder schwarzer Kleinkinder zum Spenden aufgefordert wurden. Selbstverständlich ist keine Gesellschaft in der Lage innerhalb von 100 Jahren die Arbeitsplätze, Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser,usw. zu verzehnfachen. Also ist dieser Kontinent, und auch Teile Asiens, übervölkert. Übervölkerung baut sich durch Auswanderung ab. Normalerweise stößt der Auswanderer auf Widerstand, wenn die Auswanderer in besiedelte Gebiete einwandern wollen und es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Verliert man die Auseinandersetzung, landet man, wie die Nordamerikanischen Indianer, in Reservaten. Gibt es allerdings Weltgegenden, wie Europa, auch D., wo die masssenhafte Einwanderung von zu Hause Überflüssigen von den Herrschenden und ihren Instrumenten propagiert und das Resettlement aus Steuermitteln finanziert wird, erübrigt sich die Auseinandersetzung und die Masseneinwanderung wird sich mit zunehmender Übervölkerung der Herkunftsländer in den nächsten 30 Jahren verstärken. Da die meisten Einwanderer nicht arbeiten, sondern von den weltoffenen Sozialsystemen unterhalten werden, gibt es auch keinen Grund, das Reproduktionsverhalten zu verändern. Zum Schluß ist Europa wie Afrika und Asien übervölkert und der Überlebenskampf geht richtig los.

M. Haumann / 16.06.2018

Ja, wer berät Merkel? Angeblich doch Paul Collier, der sie erst scharf kritisierte und dann für ihre “geänderte Migrationspolitik” so lobte, dass die Bundesregierung ihn angeblich als Berater engagierte. Nun hört man seitdem so gar nicht von dem guten Mann und wenn Merkels Open Borders tatsächlich das Ergebnis seiner Konsultation sein sollten, habe ich ihn und seine Literatur offenbar massiv missinterpretiert. Wer spürt ihn für uns auf und fragt ihn noch einmal, ob er das wirklich so gutheisst und seinen Namen dafür hergibt?

toni Keller / 16.06.2018

Eine ältere Dame,  deren 83. Geburtstag wir neulich feierten, verbrachte die letzen Jahre ihres Berufslebens im hiesigen Oberschulamt und hatte die Aufgabe die Kinder derjenigen, die damals, gerade gekommen waren, zu testen, um herauszufinden auf welcher Schule und in welcher Klasse, diese Kinder der allgemeinen deutschen Schulpflicht am besten Genüge tun könnten. Die Berufstätigkeit der Tante liegt nun knapp 20 Jahre! zurück, aber sie berichtete immer wieder von den Gesprächen mit den Eltern und immer wieder fiel der Satz. “Ich bin ja froh, dass wir da sind! Aber macht um Himmelswillen die Tür zu, da wo wir herkommen, sitzen Millionen auf gepackten Koffern!” Auch Gespräche mit Leuten, die ernsthaft sich in Afrika engagierten, endeten häufig mit dem Lamento, dass die jungen Leute mit aller Kraft versuchten nach Europa zu kommen und deshalb nicht zu motivieren seinen, sich im eigenen Land zu engagieren und immer wieder der Hinweis “Macht die Türen zu, es kommen sonst Millionen, die nichts mehr zu verlieren haben, weil sie alles auf die eine Karte gesetzt haben!” Aber es wollte keiner hören und seit dem Herbst 2015 hat man die Ohren noch fester verschlossen! Ein Trauerspiel!

Helmut Bühler / 16.06.2018

Die Frage “Wer berät Merkel?” ist falsch gestellt. Richtig muss es heißen: Warum versucht Merkel, uns das als zielführende Strategie zu verkaufen obwohl sie weiß, dass es kompletter Unfug ist?

Wilfried Cremer / 16.06.2018

Merkel wird, von wem auch immer, dahingehend beraten, in den Medien eine gutes Bild abzugeben. Es geht um Symbolpolitik und nicht um Effizienz, für die es im übrigen auf den meisten Feldern der Politik auch gar keine Grundlage gibt, Beispiel: Fluchtursachen beseitigen. Vielleicht sollte man, um bei dem Thema zu bleiben, die Grenzen offen lassen bzw. ganz öffnen, unter der Bedingung, in den Herkunftsstaaten ganz das Regiment zu übernehmen, so dass im Endeffekt ein Landtausch erfolgt. Und nach drei Generationen wieder: Bäumchen wechsel dich!

Robert Bauer / 16.06.2018

Um die letzte Frage zu beantworten: Peter Altmeier, Liz Mohn, George Soros und möglicherweise, mangels Auslastung, der Führungsoffizier von Genscher.

Florian Bode / 16.06.2018

Dem afrikanischen Niedergang kommt man weder mit frommen Sprüchen, noch mit dem Austausch überzähliger Wirtschaftsgüter und Nahrungsmittel aus dem Norden gegen “überzählige” Einwohner als Folge fehlender Geburtenkontrolle bei. Auch UN-Resettlement Ideen sind im Licht der Dimensionen betrachtet völlig lächerlich. Sie tragen die afrikanischen Bürgerkriege nach Europa. Notwendig sind lokale Regierungen, die ihr Land und Kontinent vor den Eigennutz stellen. Dazu eine vernünftige Geburtenkontrolle. Hierzu schweigt der fromme Franz ja auffallend. Die afrikanische Landwirtschaft muss konkurrenzfähig produzieren und sollte nicht von westlichen Konzernen unterboten werden. Afrikanische Produkte könnten in Europa einen erleichterten Marktzugang erhalten. Der Aufbau einen afrikanischen Industrie könnte befördert werden, wenn Konzerne die Patente älterer Produkte (z.B. iPhone4, Golf V, usw.) freiwillig zur Verfügung stellen. Waffenexporte sind streng zu überprüfen. Aber vor allem gilt, dass nur Afrika Afrika auf die Beine stellen kann. Die Alternative ist weiteres Chaos oder getarnte Re-Kolonialisierung. Deutschland könnte mal mit seinem Allmachtswahn aufhören und sich EIN Partner- oder Patenland gleicher Größe suchen und hier echte Hilfe leisten. Hilfe ist aber Anleitung zur Selbsthilfe. Die NGOs, scheint mir, wollen aber gerne ein ewig unmündiges Pflegekind.

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