Henryk M. Broder / 24.08.2017 / 11:23 / Foto: Marcus Quigmire / 14 / Seite ausdrucken

Schulz macht den Möllemann

Die Älteren unter uns, die sich noch an Vico Torriani, Ralf Bendix, Rocco Granata und den Messerschmitt Kabinenroller erinnern können, wissen auch, wer Jürgen W. Möllemann war. Ein FDP-Mann aus NRW, zeitweilig Vizekanzler unter Helmut Kohl und  Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft. Er sorgte dafür, dass ein grüner Antisemit in die FDP aufgenommen wurde, was wiederum zu einem Aufruhr in Teilen der FDP führte. Den Vorwurf, selbst ein Antisemit zu sein, konterte Möllemann mit diesen Sätzen:

Wer Ariel Scharon kritisiert, wird von bestimmten Leuten in Deutschland in die Ecke des Antisemitismus gestellt. Das verbitte ich mir auf das Schärfste. Ich fürchte, dass kaum jemand den Antisemiten, die es in Deutschland gibt, leider, die wir bekämpfen müssen, mehr Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland ein Herr Friedman mit seiner intoleranten und gehässigen Art. Überheblich. Das geht so nicht, man muss in Deutschland Kritik an der Politik Scharons üben dürfen, ohne in diese Ecke geschoben zu werden.

Wenige Tage vor der Bundestagswahl 2002 ließ Möllemann ein Flugblatt drucken und an alle Haushalte in NRW verteilen, in dem er  den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Arik Sharon und Michel Friedman heftig angriff, in der Hoffnung, damit bei den Wahlen Punkten zu können. Es sollte aber nicht sein. Die FDP kam auf miese 7,4 Prozent und ließ Möllemann daraufhin schrittweise fallen. Das tragische Ende ist bekannt.

Und nun macht Schulz den Möllemann. Nicht mit Bibi Netanyahu, sondern eine Nummer höher, mit Donald Trump. Der Scheinriese aus der Eifel knöpft sich alle paar Tage den US-Präsi vor, in der Hoffnung, damit in vier Wochen punkten zu können. Es ist sozusagen der letzte Strohhalm, an dem er nuckelt, nachdem er sich ergebnislos an der Kanzlerin abgearbeitet hat. Vorigen Mittwoch sagte Schulz auf einer SPD-Kundgebung in Göttingen, „Leuten wie Donald Trump“ müsse man sich „in den Weg stellen und zwar mit klaren deutschen Hauptsätzen“. Jawoll! 

Wenn wir schon die Legion Condor nicht losschicken können, sollten es wenigstens klare deutsche Hauptsätze“ sein, mit denen wir Donald Trump und „Typen dieser Art“ den Weg verbauen. Subjekt, Prädikat, Objekt. Wie: „Ich kann Kanzler!“

Schulz ist der Mühlstein am Hals der SPD. Die Genossen wissen das und simulieren Geschlossenheit. Mit ihm an der Spitze wird die Partei ein historisch schlechtes Wahlergebnis einfahren und sich damit trösten, dass sie eine Machtergreifung der AfD verhindert hat. Mit klaren deutschen Hauptsätzen.

Trump muss weg! Wir schaffen das!

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Leserpost

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Ralf Pöhling / 24.08.2017

Wie gut, dass Schulz sein Unwesen nun direkt wieder in Deutschland treibt. So kann jetzt jeder Deutsche direkt nachvollziehen, welcher Menschenschlag die EU an die Wand gefahren hat. Die SPD steht vor dem Untergang und das ist gut so.

Rudolf dietze / 24.08.2017

Außenpolitik ist ein besonderes Hobby unserer jetzigen Politiker. Markige Worte gegen Putin von Merkel,  gegen Trump von allen politischen Seiten sind schnell gesprochen. Im Moment glaubt man nur noch an Elefanten im Porzellanladen. Werden wir noch ernst genommen? Ich glaube nicht. Diese Ausfälle verdeutlichen die eigene Schwäche. Sachthemen wie innere Sicherheit (bitte im Detail), Datenschutz(NSA ungeklärt), Demokratie(wagen Volksabstimmung) und die vielen „Kleinigkeiten“ im Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland und wie das alles bezahlt werden soll, werden nicht angesprochen. Ach ja Möllemann. Sharon – Israel braucht mehr davon vielleicht auch Deutschland. Friedmann gut, war aber auch auf manchen Ästchen. Schulz, schauen wir mal.

Rudolf Bohle / 24.08.2017

D’accord. Aber Würselen in der Eifel zu verorten, tut der Eifel Unrecht. Würselen ist ein Straßendorf im Aachener Umland, das wahrscheinlich durch einen Schreibfehler in den Rang einer “Stadt” erhoben worden ist.

Wolf-Dietrich Staebe / 24.08.2017

Herr Schulz ist mindestens genauso lächerlich wie Angela Merkel, was die Kritik an dem amtierenden Präsidenten der USA angeht. Diese beiden Nullen bilden sich offenbar wirklich ein, dass ein Donald Trump sich für den Blödsinn interessiert, den die beiden über ihn in die Welt hinausposaunen. Es ist so durchsichtig, was diese Herrschaften treiben. Anstatt sich mit den vielfältigen, selbst verursachten Problemen Deutschlands als Folge einer gesetzeswidrigen und völlig verantwortungslosen Politik zu befassen, gibt es das billige Ablenkungsmanöver des “Trump-Bashings”, begeistert weitergegeben von den zwangsfinanzierten ör Rundfunk- und Fernsehanstalten. Die Untertanen schlucken diese Droge mehrheitlich völlig widerstandslos. Bei der Bundestagswahl wird es wohl leider kein “Merkel- und Schulz-Bashing” geben.

Gisela Fimiani / 24.08.2017

Dennoch, lieber Herr Broder, mit Antiamerkanismus und Antisemitismus, lässt es sich in diesem Land, traurigerweise, sehr gut Punkten.

A. Wehrmann / 24.08.2017

Schulz ist der Mühlstein am Hals der SPD. Mit ihm an der Spitze wird die Partei ein historisch schlechtes Wahlergebnis einfahren, was man wohl auch als Statement gegen diese EU verstehen kann

Karla Kuhn / 24.08.2017

“Schulz ist der Mühlstein am Hals der SPD” Treffender hätten Sie es nicht schreiben können und das mit nur einem Hauptsatz.  Natürlich wissen das die Genossen aber erst jubeln sie ihn ins Universum und wenn sie ihn jetzt da wieder runterholen würden, was wäre da ? Vielleicht würden sie sogar ein paar Punkte dazu gewinnen, ohne Schulz. Selbstkritik kommt jedenfalls besser an als die alte Trump-Leier. Auch wenn es bestimmt Schnittmengen zwischen Schulz und Möllemann gibt, Möllemann hat immerhin ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen.  Ist es nicht so, daß Größenwahn für beide zutrifft ?

Lutz Muelbredt / 24.08.2017

Für die hart arbeitenden Menschen da draußen im Lande ist Schulz nicht verständlich. Seine Flucht ins Abstrakte beweist, daß konkret am Wähler nichts läuft. Oder wollte er tatsächlich der Agenda 2010 in die Parade fahren oder das Lohngefälle zwischen Ost und West beseitigen, welches dem Westen beständigen Nachschub auf dem Arbeitsmarkt garantiert? Nein, das hat er nicht und er wollte es auch garnicht. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands muß aufpassen, mit Schulz an der Spitze nicht von der Linkspartei “freundlich” übernommen zu werden.

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