Geht´s vielleicht auch mal eine Nummer kleiner? Vergleicht man den Pirincci 1989 und seinem One-Hit-Wonder Felidae mit dem von 2013, stellt sich einem die Frage, was im letzten Vierteljahrhundert im Leben dieses Mannes alles schief gelaufen sein muß. Wohl so ziemlich alles. Oder warum sonst hat er es nötig, obsessiv seine Fäkalsprach-Ergüsse auf die Öffentlichkeit loszulassen. Vom sachlichen Standpunkt aus gesehen gebe ich ihm in vielen Themen durchaus recht, aber weshalb dieser Jargon, der an einen 14-jährigen Realschüler mit Leistungsfach Deutsch erinnert, der sich ein bißchen zu viel an den Nüssen herumspielt? Die ersten Artikel fand ich teilweise noch ganz amüsant, aber Pirincci in achgut zu lesen ist irgendwie wie Scooter-Singles zu hören. Man legt die Platte auf um abzutanzen, aber nach einer Minute schaltet man ab, weil eben NUR tiefe Bässe und BÄM BÄM BÄM, ohne jede Differenzierung oder Zwischentöne kommt. Schade. Ich habe selten erlebt, wie ein Talent für Sprache derart verschludert wird…
Beiträge wie diese lassen mich hoffen, dass der Zenit der Nichtskönner, Nichtsleister und Nichtswisser als nachahmenswerte Vorbilder für unsere Gesellschaft in Sichtweite, womöglich sogar schon überschritten ist. Es wird Zeit, dass Können, Wissen und Leistung wieder cool wird! Ein “Kunstwerk” aus farbigen Flächen war vielleicht in den Zwanzigern von Mondrian ein Wagnis und eine neue Art künstlerischen Ausdrucks. Heute ist solches aber erneut produziert nur noch ödes “me too”.
Selten war und ist ein Vergleich so zutreffend wie die “zeitgenössische Kunst” einschl. “Regietheater” bzw. entsprechend inszenierte Opern mit “des Kaisers neue(n) Kleider(n)”. Spontan geht mir angesichts solcher “Kunstwerke” immer nur der entgeisterte Satz durch den Kopf: “Und davon kann man leben?” (und andere müssen den ganzen Tag für weit weniger arbeiten gehen?) So lang sich genügend Leute finden, die bereit sind dafür ihr privates, sauer verdientes Geld auszugeben - o.k., jedem Tierchen sein Pläsierchen und der “Künstler” kann davon leben, aber meist darf ja wohl ungefragt der Sreuerzahler löhnen, oder? Danke, Akif Pirinci!
Ich gestehe es: Ich bin ein strunzdoofer Kunstbanause! Ich habe von diesem Herrn tatsächlich zum ersten Mal gehört als das deutsche Fernsehen über ihn berichtete, weil er wegen seines Heil-Adolf-Grußes vor Gericht stand und freigesprochen wurde. Vermutlich hat er lange auf diesen Tag hin gearbeitet.
Dass die kulturellen Auswüchse unserer öffentlich-rechtlichen Political Correctness und diverse Kapriolen von „Künstlern“ zu einem immer flacheren Niveau führen, sollte einen aufmerksamen Beobachter der Szene nicht überraschen. Leute wie Meese oder Hegemann (Kennt die noch jemand?) werden nach oben gespült/geschrieben, weil sie die richtigen Leute kannten, also nicht wegen ihrer kunstvollen Monumente, sondern wegen der Gunst des Moments. Dass es aber hierzulande Kunst gibt, beweisen zum Glück noch Leute wie A. R. Penck oder Gerhard Richter. Das heruntergekommene Kunstverständnis hat vielleicht auch mit einem Niedergang klassischer Bildung zu tun. In der DDR aufgewachsen, kann ich ein Lied davon singen, denn für die kleinbürgerlichen SED-Dödel in Wandlitz, die unser Land moralisch und ökonomisch ruinierten, galten vor allem die Marxismus-Leninismus-Klassiker. Es hat aber auch mit dem saturierten deutschen Feuilleton zu tun, dessen Kritiker allzu leicht auf einen klapprigen Zug aufspringen, wenn dieser einmal Fahrt aufgenommen hat - siehe Hegemann, Roche oder Levy. Dieser überambitionierte, mäßig begabte Regisseur hat sich einen Stoff gegriffen, der schon 4 Jahre vorher in einer wunderbaren polnischen Komödie verarbeitet wurde („Das Wunder von Purim“ – I. Cywinska, 2000), und mit den beliebtesten Grimassenschneidern und ein paar Slapstick-Elementen angereichert. Vielleicht lief das Produktionsgespräch folgendermaßen ab: Mach doch ma was mit Juden, ne Komödie…So wie Zug des Lebens?...Naja, die Story kennt inzwischen jeder, nimm mal den polnischen Stoff von der Cywinska, ist ziemlich witzig und die Feuilletonisten gucken doch eh keine Filme aus’m Osten seit Tarkowski tot ist…Oh ja, das ist toll, wir machen das mit Juden und Deutschen, da jubeln sie alle und es gibt satte Filmförderung… Wie es nun mit der Kunstszene weitergeht, kann freilich niemand sagen, doch die Entwicklung der Medien lässt Böses ahnen. Vielleicht wird der nächste große Erfolg ein Drehbuch, in dem sich mit Filz bedeckte Juden zu einem Kaddisch im „Berghain“ treffen und Henry Hübchen serviert an der Bar…
Lieber Herr Pirincci, Wer es in Deutschland als Künstler zu etwas bringen will, macht irgendwas mit Nazi. Das zieht immer noch. Warum liefen sonst auf allen Fernsehkanälen ständig Berichte über das Dritte Reich, von Hitlers Reiseagentur über Hitlers Berghof bis hoffentlich bald Hitlers Fußpflegerin? Wir haben sogar ein Holocaust-Denkmal, um das uns die Welt beneidet! Einer der “größten deutschen Künstler” (GröDeKü) Anselm Kiefer ritt auf der deutschtümelnd wabernden Naziwelle mit seinen Monumentalgemälden bis ganz oben in die internationalen Charts und selbstverständlich “provoziert” er mit dem Hitlergruß. Aber Meese dagegen ist in diesem Metier mit seiner Nazischizoscheiße einfach der Meister. Er ist der Messias! PS: Könnten Sie nicht einen Roman über Nazikatzen schreiben? Noch ist es nicht zu spät für den Grimmepreis. (Verfilmung nicht ausgeschlossen)
Akif, tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber du irrst. Meese zeigt aus zwei Gründen den Hitlergruß: 1) Er steht halt irgendwie drauf. Genauso wie Rammstein oder andere Künstler, unabhängig von der jeweiligen politischen Einstellung. Das ist ja auch nicht nur eine braune Phase, denn Meese macht das schon seit Jahren und hängt sich richtig ins Zeug. 2) Wenn Meese das noch eine Weile so macht, kriegt er dafür den Grimmepreis. Er muss bloß noch etwas mehr Videos bei Youtube reinstellen und dann über Facebook viral verbreiten. Wenn er nur hartnäckig genug ist und mit Zweitaccounts in die Kommentarspalte “Skandal!” schreibt, dann ist Polen offen.
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