Sawsan Chebli ist als Staatssekretärin in Berlin zuständig für „Bürgerschaftliches Engagement und Internationales". Als solche kümmert sie sich engagiert darum, muslimische Zuwanderer vor all den in Deutschland drohenden Generalverdächtigungen zu bewahren. Wenn einige von ihnen im Berliner Zentrum Davidsterne verbrennen und Juden den Tod wünschen, dann handelt sie nicht unbedacht, sondern wartet erst einmal 48 Stunden, um wohlüberlegt zu erklären, dass Antisemitismus nicht gut ist.
Dann aber handelt sie schnell: Sie gründet so rasant einen entsprechenden Arbeitskreis, dass nicht einmal genug Zeit bleibt, alle schon am Thema arbeitenden Aktivistinnen mit einzubeziehen. Aber genau das verstehen ja Politikprofis in Deutschland heutzutage unter schnellem und entschlossenem Handeln. Insofern haben doch insbesondere die Sozialdemokraten recht, wenn sie die Frau, die zuvor Sprecherin des Auswärtigen Amtes war, zu einem Beispiel für gelungene Integration erklären.
Auch ihre Behauptung, die Scharia sei mit dem Grundgesetz vereinbar, hat ihr zu weiterer Bekanntheit verholfen.
Geärgert hatte sich die Staatssekretärin ohne Kopftuch vor einiger Zeit über ihre kopftuchtragenden Schwestern, weil die einfach zu viel Verständnis für Ungläubige aufbrachten, die sich aufgrund der vielen Morde und Anschläge im Namen Allahs und seines Propheten angesichts des Massenzustroms von Muslimen ängstigen:
„Ich verstehe sie“, sagt meine Schwester. Ich: „Wen verstehst du?“ Sie: „Mich hat gerade ein Mann angerempelt und geschrien ‚Flüchtlinge raus‘. Und weißt du was, Sawsan? Ich nehme ihm das nicht mal übel.“
Das war kurz nach dem furchtbaren Terrorangriff in Hamburg. Meine Schwester trägt ein Kopftuch.
Ein paar Tage später erzählt mir eine andere Schwester – wir sind dreizehn Geschwister –, die gerade auf dem Weg zu meinem Vater ins Krankenhaus ist, dass ein Mann in einem Lieferwagen auf dem Krankenhausgelände die Fensterscheibe heruntergekurbelt und sie angebrüllt hat: „Verpisst euch endlich.“ – „Und was hast du gemacht?“, frage ich sie. „Nichts“, sagt sie, „wenn UNSERE Leute so viel Mist bauen, müssen wir uns nicht wundern, dass der so reagiert.“ Auch sie trägt ein Kopftuch.
Ich bin völlig platt. Und ich bin wütend.
Neue Einfalt statt Vielfalt?
Wütend ist die Genossin Staatsrekretärin also, wenn unter Muslimen so etwas wie selbstkritisches Reflektieren der Gründe für eventuelle Ablehnung aus der Mehrheitsgesellschaft aufkommt. Sie findet scheinbar, die Deutschen müssten den Islam bedingungslos als Bereicherung akzeptieren und jede Form der Islamkritik als vermeintliche Islamophobie oder Islamfeindlichkeit bekämpfen.
Zu ihrem Amt gehört selbstverständlich der Einsatz für „Vielfalt", worunter gemeinhin verstanden wird, dass es umso vielfältiger wird, desto mehr der Anteil der „Bio-Deutschen" unter den Bewohnern Deutschlands sinkt. Ob die, die da kommen, denn vielfältiger sind oder einfach nur eine neue Einfalt mitbringen, wird ja bei den Vielfalt-Verfechtern in der Regel nicht diskutiert.
Um also mehr Akzeptanz für Vielfalt zu schaffen, macht auch Genossin Chebli gern das, was alle in diesem Bereich arbeitenden Meinungsbildner gern machen: Sie publiziert neben Bekenntnissen von Zuwanderern zum weltoffenen Deutschland auch Statements von Prominenten, die ihre passenden Sprechblasen abliefern. „Farben bekennen" heißt dieses Statement-Sammelsurium.
„Das ist Farbe bekennen!"
Da erklärt dann Katja Riemann, dass für sie „die Vorstellung, in Deutschland lebten nur Deutsche, mit deutschen Großeltern, deutschen Eltern und deutschem Essen, unerträglich ist", ganz so, als drohte ein biodeutsches Reinheitsgebot für einheimische Ballungsräume. Der Comedian Chris Tall stellt sich mutig vor die in Cheblis Auftrag laufende Kamera, „weil die rechte Bewegung in Deutschland keine Chance haben darf".
Eigentlich ist alles gähnend langweilig, weil man das so oft sieht und hört und es ja derartige Kampagnen zu Hauf gibt. Warum ist diese nun hier eine extra Erwähnung wert? Vielleicht, weil die Genossin Staatssekretärin mit einer Überraschung aufwarten kann. Sie präsentiert auch Armin Mueller-Stahl in ihrem Reigen der Vertreter unverbindlich guter Gesinnung. Es lässt allerdings aufmerken, wie der alte Herr die Genossin Chebli und alle anderen Farbenbekenner belehrt:
„Hass ist wie ein Krebsgeschwür in unserer Demokratie, und Hass erzwingt Gegenhass, und dann sind Kriege nicht mehr fern. Jeder, der in unser Land kommt und Hass mitbringt, sollte von uns die richtige Antwort bekommen, von jedem von uns. Das nennt man Farbe bekennen."
Hat Genossin Chebli da nicht richtig zugehört? Mal sehen, mit welcher zitierenswerten Äußerung die Genossin demnächst überrascht.
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