Zu dem Dauerthema “Justiz und Nazis” hier noch eine frische
M E D I E N I N F O R M A T I O N:
“Landsberg - „Hitlers treuste Stadt“
- schützt ihren Nazi-Gedenkstein
Der Künstler Wolfram Kastner und die Autoren Veronika Straass und Claus-Peter Lieckfeld, die Mitte November 2006 in Landsberg einen sogenannten „Schlageterstein“ gestürzt haben, erhielten Anfang Januar 2007 jeweils einen Strafbefehl des Amtsgerichtes Landsberg in Höhe von 2000 Euro.
Schlagetersteine wurden als Symbole berüchtigter Nazi-Kultstätten nach dem Zweiten Weltkrieg geschleift, nur eben ausgerechnet in Landsberg nicht: „Hitlers treuester Stadt“ (Hermann Kriegel). Der Stadt in der Hitlers „Mein Kampf“ geschrieben wurde, der Stadt des Todesmarsches der Dachau/Außenlager-Häftlinge.
Nachdem Kastner und Lieckfeld den SPD-Bürgermeister Ingo Lehmann Ende Oktober 2005 vergeblich aufgefordert hatten, eine entsprechende Info-Tafel am Schlageterstein anbringen zu lassen, entschlossen sie sich zu einem Denk-Anstoß.
Der gleiche Stein war in den Fünfzigerjahren – vermutlich durch die Gewerkschaftsjugend - schon zweimal gestürzt und jeweils wieder aufgerichtet geworden.
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Wer war Schlageter?
Für Albert Leo Schlageter, geboren 1894, war 1918 der Krieg noch nicht zuende. Er schloss sich den illegalen, rechtsnationalen Freicorps an, war beim Kapp-Putsch dabei und verübte nach der Besetzung des Ruhrgebietes Terroranschläge. 1922 trat Schlageter der NSDAP bei. Nach seiner Festnahme durch französische Besatzungstruppen wurde er im Mai 1923 als Saboteur hingerichtet.
Was bedeuteten Schlagetersteine zur Nazi-Zeit?
Schon unmittelbar nach seiner Hinrichtung, am 26. Mai 1923, wurde Schlageter von den Nazis als „Märtyrer der Bewegung“ aufgebaut. In fast allen deutschen Städten wurden ab 1933 Schlagegtersteine gepflanzt, an denen Kultfeiern, Vereidigungen auf den Führer etc. stattfanden. Schlagetersteine waren Kristallisationssteine der blutigen Terrorideologie von Anfang an.
Auch und gerade in Landsberg – wie in der Dokumentation von Hermann Kriegel „Landsberg – Adolf Hitlers „treueste Stadt“ nachzulesen: „Landsberg dürfte damit an der Spitze der deutschen Städte stehen“ die zu Ehren „des deutschen Helden“ schon 1923 ein Denkmal enthüllten.
Schlageter ist heute eine Ikone der rechtsextremistischen Bewegung, ein kurzer Blick ins Internet enthüllt das zur Gänze.
Kastner, Lieckfeld und Straas ging und geht es darum – in einer Zeit dramatisch aufflackernder neofaschistischer Gesinnung – Kultorte der Gewaltideologie nicht unwidersprochen in der Landschaft stehen zu lassen.
Der „Tat“Hergang
Kastner und Lieckfeld schlugen Bürgermeister Ingo Lehmann (SPD) im Februar 2006 vor, dem Schlageterstein einen leichten symbolischen Kick (Denkanstoß) zu versetzen und per neuer Inschrift darauf hinzuweisen, dass den millionenfachen Morden der Nazis die mythische Überhöhung von Gewalt vorausgegangen sei. Bürgermeister Lehmann stimmte dem Anliegen anfangs prinzipiell zu und bat um einen Textvorschlag für eine solche Tafel. Er stellte in Aussicht, dem Rat das Anliegen und den Gestaltungsvorschlag zu unterbreiten.
Am 31.5. 2006 wurde Kastner und Lieckfeld mitgeteilt, der Ältestenrat habe beschlossen, dass es „keiner Aufweitung“ des Themas bedürfe, also in Sachen Schlageterstein keine Aktion oder Information erforderlich sei.
Hieraufhin beschlossen Kastner, Lieckfeld, Straass und ein weiterer Unterstützer das zu tun, was Sache der Stadt Landsberg hätte sein sollen.
Dass wir dafür strafrechtlich verfolgt werden („gemeinschädliche Sachbeschädigung!“), erfüllt uns mit Unverständnis. Wir bestehen darauf, uns gemeinnützlich verhalten zu haben, ganz im Sinne der antifaschistischen Wertebestimmung des Grundgesetzes sowie der Bayerischen Verfassung und der Europäischen Rechtsordnung.
Unser Widerspruch wird nach Lage der Dinge ein Strafverfahren in Gang setzen, dessen Fortgang wir der Interesse einer breiten Öffentlichkeit empfehlen.
Die Unterzeichner wünschen sich im Interesse demokratischer Wachsamkeit Unterstützung aus allen Kreisen der Bevölkerung. Landsberg könnte – so oder so – ein Zeitzeichen aussenden, was denn der oft gehörte Mahnruf „Wehret den Wiederanfängen!“ auslöst.
Informationen:
Wolfram Kastner 089 157 3219 w.kastner@ikufo.de
Claus-Peter Lieckfeld 08193 6822 Lieckfeld.Straass@online.de