Henryk M. Broder / 14.01.2016 / 10:49 / 9 / Seite ausdrucken

Richtig zitiert! Terror hat keine Religion

An die Sprecherin des Herrn Bundespräsidenten, Frau Ferdos Forudastan:

Sehr geehrte Frau Forudastan,
ich habe soeben gelesen, dass der Bundespräsident gesagt hat, im Laufe der Geschichte sei schon im Namen jeder Weltreligion gemordet worden ist, dennoch gelte: “Terror hat keine Religion.“ (http://dtj-online.de/gauck-terror-hat-keine-religion-69350)

Hat das deutsch-türkische journal den Präsidentin richtig zitiert? Hat er vielleicht gesagt: “Terror kennt keine Region”, er komme in Europa ebenso vor wie in Asien, Afrika und Amerika? Und falls der Präsident doch richtig zitiert wurde, könnte er mir vielleicht verraten, wann zuletzt im Namen der jüdischen Religion, im Namen des Buddhismus, der Bahai, der Zoroastrier, der Jesiden gemordet worden ist?

Falls der Bundespräsident sich nicht mehr an mich erinnern kann, sagen Sie ihm bitte, ich bin derjenige, in dessen Jerusalemer Wohnung er mal logiert hat.

Für eine zeitnahe Antwort wäre ich ihnen sehr verbunden.

Dank und Gruss aus Bayern
Ihr HB

Sehr geehrter Herr Broder,
haben Sie Dank für Ihre Zuschrift zur Rede des Bundespräsidenten anlässlich des Neujahrsempfangs für das Diplomatische Corps. In der Tat hat das von Ihnen genannte Journal den Satz des Bundespräsidenten richtig zitiert. Die Passage lautet:

„Offene Gesellschaften werden sich schützen und sie werden sich verteidigen müssen. Sie brauchen zugleich aber auch ein Stück Gelassenheit – damit die Bürger Ängste überwinden und ihr Leben weiterführen können, ohne sich in ihren grundlegenden Freiheiten eingeschränkt zu sehen. Dabei gilt es, sich vor Feindbildern zu hüten und sich bewusst zu machen, dass unter der Schreckensherrschaft des sogenannten Islamischen Staates vor allem Muslime zu leiden haben und der IS auch in den Bevölkerungen der muslimisch geprägten Länder auf Ablehnung, ja auf Verachtung stößt. Auch wenn im Laufe der Geschichte schon im Namen jeder Weltreligion gemordet worden ist, so gilt doch: Terror hat keine Religion.“

Den Wortlaut der Rede finden Sie auf unsere Website: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2016/01/160111-Neujahrsempfang-diplCorps.html

Zu Ihrer weiteren Frage Bitte ich um Verständnis dafür, dass wir die Reden des Bundespräsidenten nicht interpretieren oder öffentlich erörtern.

Mit freundlichen Grüßen
Ferdos Forudastan

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Rolf Rattay / 14.01.2016

War das die Rede zum Sonntag oder anders gefragt, wie kann ich diese Aussagen unseres Bundespräsidenten, in der Praxis sinnvoll nutzen. Oder ist es eine Metapher, die sich im Kreise dreht,  und nur von bestimmten Bessermenschen begriffen wird. mfg Ihr Rolf Rattay

Gertraude Wenz / 14.01.2016

Terror ist unabhängig von Religion. Aber jede der drei monotheistischen Religionen steckt in ihren heiligen Schriften voller brutalster Aufrufe zum Terror!

Karl Helger / 14.01.2016

Herr Broder, der Herr Bundespräsident hat leider recht. Wenn wir einmal die Weltreligionen anschauen: Muslime: Morden ständig und überall (die Info kann von der Presse nicht unterdrückt werden) Juden: “Morden” (lt. deutscher Presse) in Gaza - ist aber Abwehr gegen muslimisches Morden an ihnen Buddhisten: “Morden” Moslems (lt. linker Presse) - ist aber Reaktion auf muslimisches Morden an Ihnen. Christen: Oh, die Christen haben auf ihren Kreuzzügen viele Muslime “gemordet”, (lt. Geschichtsrevisionisten) - aber, die Muslime haben vorher die Christen ermordet und wollten Europa erobern. Sehen Sie, alle “morden” irgendwie. Genauso, wie das Oktoberfest oder #aufschrei genauso für Frauen ist wie Köln Hbf . Unser Präsident ist leider genauso gut im Relativieren wie die Kanzlerin. Aber danke dennoch für die Nachfrage.

Hagen Boll / 14.01.2016

Peinlich, dass Gauck auf diesen Zug aufspringen muss. Dieser ständige Hinweis darauf, dass auch im Namen anderer Religionen getötet wurde, nervt einfach nur. Juristisch ohnehin quatsch - “Der da drüben steht aber auch im Parkverbot!”. Ganz abgesehen von der Frage der Zeitschiene. Die Kreuzzüge liegen ja schon etwas zurück. Aber Mohammed sollen wir dann wieder im großzügigen Lichte seiner Zeit betrachten? Wo ist die Zäsur? Genau zwischen Medina und erstem Kreuzzug? Nebenbei bemerkt ist dies ein Phänomen muslimischer Alltagsdiskussion (z.B. Mazyek): Das “Gegenargument” ist häufig nur unmittelbar auf die Einzelthese bezogen, und im Kontext selten kohärent.

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