Es mag stimmen, dass der Ort Würselen und sein Fußballverein SV Rhenania 05 erst durch Martin Schulz einem größeren Publikum bekannt geworden ist. Als uralter Fußball-Freund darf ich aber von mir behaupten, dass mir Rhenania Würselen schon lange vor Martin Schulz ein Begriff war. Dass der künftige Kanzlerkandidat der SPD mal ein Spieler bei Rhenania war, das habe ich damals noch nicht gewusst. Vielleicht hätte ich das Schicksal des Vereins und seines in die Prominenz aufgestiegenen Spielers aufmerksamer verfolgt.
Rhenania Würselen ist mir seinerzeit nicht nur wegen des interessanten Namens aufgefallen sondern auch als ein Verein, der sich immerhin zwei Jahre lang in der Oberliga West halten konnte, die mit den anderen Oberligen als Vorfahrin der heutigen Bundesliga betrachtet werden kann.
Von da an – das entnehme ich der Rhenania-Homepage – ging's bergab. 2. Oberliga, Verbandsliga, Landesliga, Bezirksliga, Kreisliga A und schließlich Kreisliga B. Ähnliche Karrieren nach unten erlitten viele Vereine, die als kleine Nummern im Casino-Kapitalismus des Profi-Fußballs nicht mithalten konnten. Als ehemaliger Essener denke ich an die Talfahrt des einstigen Oberliga-Klubs Sportfreunde Katernberg und an die nicht ganz so tragischen Abstiege von Schwarzweiß und Rotweiß Essen. Aber so ist das Leben im Kapitalismus; es gibt Gewinner und Verlierer. So sei hier auch kurz daran erinnert, dass Bayern ganz früher mal Münchens Fußballverein Nummer zwei war und gegen die Löwen keine Chance hatte. Mein FC Augsburg hat beides erlebt, die Talfahrt und den Aufstieg.
Das sind Erinnerungen eines lebensälteren Mitbürgers, eine Kategorie, in die ja auch Martin Schulz gehört. Er hat, anders als sein Verein, eine eindrucksvolle Karriere hingelegt. Er hat es in die Oberliga der Politik geschafft und klopft nun in der Champions League an.
Die Karriere seiner SPD liegt irgendwo zwischen der von Rhenania Würselen und der von Martin Schulz. Von einem Aufstieg wie bei Schulz kann man bei der SPD nun wirklich nicht sprechen. Allerdings ist der Abstieg nicht ganz so steil verlaufen wie der von Rhenania. Wird Schulz, der alte Rhenanier, den Abstieg seines politischen Vereins stoppen und verhindern können, dass die SPD in die Kreisliga, egal ob A oder B absackt? Im Sinne der deutschen Parteiendemokratie wollen wir das sehr hoffen.