Henryk M. Broder / 24.12.2007 / 20:12 / 0 / Seite ausdrucken

Return to Sender - Selbstgespräche eines Stalkers

Ich habe wirklich viel Verständnis für Menschen, die vom Leben gebeutelt wurden und um ein Plätzchen an der Sonne kämpfen, und sei es nur ein Stuhl zwischen Ralph Morgenstern und Hella von Sinnen bei „Blond am Freitag“. Ich kann auch verstehen, dass einsame Menschen Selbstgespräche führen, weil sie sich mal mit jemand unterhalten wollen, der sie versteht. Die U-Bahnen sind voll mit solchen Unglücksraben. Der Gipfel angewandten Irrsinns liegt aber vor, wenn jemand sich selber schreibt, weil das sonst niemand tut. Einer meiner Stalker, der seine klägliche Existenz zwischen Katzenklo und Waschküche dadurch mit Sinn erfüllt, dass er beinah alles, das ich schreibe, kommentiert, hat sich auf diese Form des virtuellen Zwiegesprächs spezialisiert. Er schreibt sich selber Briefe, die er anonym oder pseudonym ins Netz stellt. Das ist echt komisch, noch besser als die Verwandlung von Dr. Jekyll in Mr. Hyde. Leider macht er dabei immer wieder dieselben Fehler bei der Rechtschreibung und Zeichensetzung, hinterlässt sozusagen seinen sprachlichen Fingerabdruck. Wäre er ein wenig schlauer, würde er nicht nur die nom de guerre wechseln, sondern auch auf ein wenig Vielfalt bei den Fehlern achten. Neulich hat er eine Zuschrift an sich selbst mit H.H. unterschrieben. Und das zeugt nicht nur von einem entwickelten Stilgefühl, es demonstriert auch ein hyperaktives Unterbewusstsein, das nach Behandlung schreit. Doktor Moskovitz, übernehmen Sie!

Siehe auch: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Stalker;art1117,2446767

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