Susanne Baumstark / 09.05.2018 / 10:00 / Foto: Mary / 21 / Seite ausdrucken

Regierung an Fußvolk: Wir nehmen euch nicht ernst

Auf ihrer Website gut-leben-in-deutschland.de gibt die Bundesregierung mächtig damit an, im Rahmen eines Bürgerdialogs auf die Sorgen der Bürger einzugehen. Beim Thema Sicherheit heißt es noch nachvollziehbar zu den Indikatoren: „Sich im eigenen Umfeld sicher fühlen, zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne Sorge unterwegs zu sein – das war den Menschen im Dialog wichtig. Ob an öffentlichen Plätzen, zu Hause, in Bussen oder Bahnen. Sie wollen sich geschützt wissen, von einer gut ausgestatteten Polizei und einer durchsetzungsfähigen Justiz.“

Im Bericht dazu lässt sich die Bundesregierung dann über die „affektive Kriminalitätsfurcht“ in der Bevölkerung aus: „Konkret untermauern konnten die Befragten ihre subjektive Wahrnehmung jedoch nicht“ – was zur Aufforderung verleitet, Opfer von Straftaten mögen sich doch bitte als allererstes in einen Bürgerdialog mit der Bundesregierung begeben, um deren Vorurteile auszuräumen. Die meint weiterhin: „Es handelt sich daher meist um eine latente Kriminalitätsfurcht mit unspezifischen Angstgefühlen, die mit der objektiven Bedrohung durch Kriminalität in den Regionen nicht deckungsgleich ist.“ Kürzer hätte man schreiben können: Wir nehmen euch nicht ernst. 

Wie etwa die Bürgerin, die geschrieben hat: „Sicherheit im täglichen Leben ist mir wichtig. Ich möchte ohne Angst in öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, mich auch in Parks und Nebenstraßen sicher fühlen. Die Präsenz der Polizei müsste hierfür erheblich verstärkt werden.“ Die verantwortliche Politik untermauert daraufhin: „Das Zitat der Bürgerin zeigt ein bekanntes Dilemma auf: Das Sicherheitsempfinden der Menschen ist ein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität. Es stimmt jedoch nicht immer mit der Kriminalitätslage überein.“ Neutraler Gradmesser sei die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Zu deren tatsächlicher Aussagekraft sehe man gerne hier nach

Wer die üblich gewordenen „Zwischenfälle“ negiert, kann sich bequem zurücklehnen: „Was tut die Bundesregierung? Das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen ist durch politische Maßnahmen nur indirekt beeinflussbar“, heißt es sodann im Bericht respektive in der unverschämten Unzuständigkeitserklärung.  

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Matthias Braun / 09.05.2018

Wozu denn noch Zivilcourage zeigen,anderen zu helfen? Es gibt doch nichts zu helfen-alles nur “falsch"gefühlt von der Bürgern.

Karla Kuhn / 09.05.2018

” gut-leben-in-deutschland.de”  Wunderbar, ich nehme an, diejenigen, die diesen Slogan in die Welt gesetzt haben, glauben selber dran.  Mit Sicherheit, sie wohnen ja auch nicht in no go areas, bzw, in so ähnlichen Wohngegenden. Es ist nicht zu fassen, was uns aufgetischt werden soll.

Jörg Plath / 09.05.2018

“Affektive Kriminalitätsfurcht” vom chronisch überängstlichen Bürger, der “subjektiv” etwas anderes “wahrnimmt”, als die von der Bundesregierung ausgesuchten Gutachter (Liz Moon und Bertelsmann-Stiftung?) meinen herausgefunden zu haben? Klingt nach neuer psychischer Störung, die Teilen der Bevölkerung als Diagnose aufgedrückt werden soll. “Unspezifische Angst” ist auch ein Gradmesser für diese Erkrankung! Ich bekomme beim Lesen allerdings ein ununterdrückbares Wutgefühl ob der völlig abgehobenen und die Bürger verhöhnenden Politdarsteller in Berlin.

klaus Blankenhagel / 09.05.2018

Wir helfen Euch, nur heute nicht, perhaps later….

Suse Arendt / 09.05.2018

Liebe Journalisten, Redakteure, Politiker und politische Beamte jeder Couleur, begebt Euch bitte zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten auf unterschiedlichen Linien in den öffentlichen Nahverkehr. Steigt aus Euren Limousinen, Flugzeugen und sonstigen Gefährten aus und begebt Euch in die reale Welt der real existierenden Bevölkerung. Recherchiert, betreibt Feldforschung, analysiert…, Ihr könnt gerne Eure Praktikanten aussenden und Euch Berichte zukommen lassen. Haltet Euch zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Bahnhöfen und Hotspots auf - schaut hin! Vielleicht wäre auch ein freiwilliges soziales Jahr als Pflichtjahr eine geeignete Möglichkeit, sich Kenntnisse anzueignen, bevor die Damen und Herren sich zur großen Politik aufschwingen! Raus aus Euren Blasen! Rein ins Abenteuer Leben!

Toni Keller / 09.05.2018

soeben gelesen, dass Polizei und Justiz hart durchgegriffen hat, gegen Leute, die auf einem öffentlichen Rasen auf einem offenen Feuer Schafe gegrillt haben. Diese Leute waren orthodoxe Christen, ja gegen die, da kann man hart durchgreifen,! Nächste Woche fängt der Ramadan an, mal sehen wie da die Polizei dann reagiert, wenn dehydrierte Autofahrer unterwegs sind, aber in diesem Fall wird das alles unter “kultureller Besonderheit” abgeheftet und damit legitimiert. Bei den Biodeutschen und den wirklichen Flüchtlingen wird mit der Lupe gesucht, bei den vielen, vielen Leute die definitiv illegal da sind, weil sie definitiv ohne Ausweispapiere hier her gekommen sind, da sind wir großzügig, auch und wenn die die Polizei in die Flucht schlagen, was für andere Leute “Widerstand gegen die Staatsgewalt ist” und hart geahndet wird. Die interessante Frage ist aber “Was tun?”

Martin Landvoigt / 09.05.2018

Die These der Bundesregierung unterscheidet sich nicht vom Trend der Mainstream-Medien:  Deutschland ist nicht unsicherer oder krimineller geworden. Eine Angst die das aber meint, sei festzustellen. Dies sei dann aber nicht auf Fakten zurückzuführen, sondern auf emotionale Reaktionen. Könnten sie damit recht haben? Vielleicht, aber woher kommt dann dieses Gefühl der Verunsicherung, wo doch die offiziellen Nachrichten wenig Grund dafür liefern. Zum einen mögen persönliche Erfahrungen Zweifel an der Entwarnung liefern. Zum anderen das Misstrauen gegenüber jenen Meldungen, dass man eben nichts besonders zu befürchten habe. In beiden Fällen muss sich aber Regierung und MSM fragen, was sie da wohl falsch gemacht haben. Tatsächlich hat man aber den Eindruck, dass das Volk, der vermeintliche Souverän, als unmündige Unvermeidbarkeit eingeschätzt wird.

Martin Stumpp / 09.05.2018

Natürlich verhöhnt die Regierung die Bürger, aber dich nicht erst seit gestern. Was war denn der Spruch von Herrn Blüm “Die Rente ist sicher” anderes als eine Verhöhnung der Bevölkerung. Und dieser Zynismus hat mit der von Seehofer vorgestellten Kriminalstatistik nicht nur eine weitere Fortsetzung sondern einen neuen Höhepunkt erreicht. Da kommt doch der Witz wieder zur Ehren: was ist der Unterschied zwischen einem Versicherungsvertreter, einem Staubsaugervertreter und einem Volksvertreter? Der Versicherungsvertreter verkauft Versicherungen, der Staubsaugervertreter verkauft Staubsauger und Volksvertreter das Volk und zwar vorzugsweise für dumm. Aber solange die überwältigende Mehrheit sich bei den Wahlen dafür ausspricht belogen und betrogen zu werden, wird sich daran auch nichts ändern.

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