Es gibt eine Menge von Pressemitteilungen, die täglich meine Mailbox verstopfen. Manchmal ist aber auch ein echtes Highlight darunter. So informierte mich Anfang der Woche der Schweizer Hersteller von Elektrofahrrädern der Marke „Flyer“, dass er jetzt „ein Zeichen für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen“ setzen wolle. Und diese großartige Idee setzt er mit Hilfe des Schweizer Fotografen Luca Zanetti um. Der radelt nämlich sechs Monate auf den Spuren von Che Guevara durch Südamerika, „um die Geschichte einer modernen und nachhaltigen Fortbewegung sowohl bildhaft als auch glaubwürdig zu erzählen“. Dafür bieten sich immer wieder interessante Stationen an: Beispielsweise jene Hauswände an denen der gute Che seine politischen Gegner abknallte.
Hier eine originale Tagebucheintragung von Che Guevara, die unser Radfahrer dabei memorieren könnte: „Die Situation war für die Männer und für ihn unangenehm, also machte ich dem Ganzen ein Ende und schoss ihm mit einer 32-er Pistole in die rechte Gehirnhälfte mit Austrittsloch am rechten Schläfenbein… Als ich ihm seine Habseligkeiten abnehmen wollte, konnte ich seine Uhr… nicht losmachen, und da sprach er zu mir mit ruhiger Stimme, aus einer Ferne jenseits der Angst: Reiß sie ab, Junge, was spielt das noch für eine Rolle… Und das tat ich, und seine Habseligkeiten waren mein.“
Auch die Konzentrationslager, die Che Guevara für Regimegegner und Homosexuelle errichten ließ, sind sicherlich einen Abstecher wert. Die treibende Kraft ist laut Zanetti „wie bei Che Guevara im Grundgedanken einer Revolution zu suchen, einer Revolution, die zu einem nachhaltigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen führe“.
Das Thema Nachhaltigkeit lag Che Guevara schließlich auch eng am Herzen, wollte er doch in den 60er Jahren die Menschheit nachhaltig abschaffen. Nach der Raketenkrise von 1962, bei der die Aufstellung sowjetischer Massenvernichtungswaffen auf Kuba die Welt an den Rand eines Dritten Weltkrieges geführt hatte, sagte Che Guevara in einem Interview: „Wenn sie uns angreifen, werden wir bis zum Ende kämpfen. Wären die Raketen hiergeblieben, hätten wir sie bei unserer Verteidigung gegen die Aggression alle eingesetzt und sie direkt auf das Herz der USA gerichtet, sogar auf New York.“
In einem Zeitungsartikel begeisterte sich Che beispielsweise, die Kubaner lieferten „das erregende Beispiel eines Volkes, das bereit war, sich im nuklearen Krieg aufzuopfern, damit seine Asche als Fundament für eine neue Gesellschaft diene“. Ja der gute Che wollte halt auch ein Zeichen setzen, genauso wie Luca Zanetti und der Hersteller der „Flyer“ Elektrobikes. Mit Asche als Fundament und so.