@Tilo Schwarzbach: die westliche Medizin hat ein systemisches Gesamtverständnis: eine Arznei oder Behandlungsmethode muss erst einmal seine Wirksamkeit (und sein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis) bweisen. Ein quasi ritueller Überbau wie in der TCM (immerhin traditionell angewandt und mit halbwegs überprüfbaren Behandlungserfolgen) oder gar Homöopathie (die eindeutig Quacksalberei ist) ist nicht unbedingt hilfreich. Zumindest nicht für die Gesundheit. Hilfreich sind bestimmte Techniken und Standards: Zeit, Zuwendung und die Beseitigung sowohl von sekundären Krankheitsverlusten (wie Vereinsamung) als auch sekundären Krankheitsgewinnen.
Die moderne westliche Medizin hat unschätzbare und unerreichte Vorteile. Zuallererst wären die hochmodernen instrumentellen Methoden der Diagnostik zu nennen, sicherlich auch das Vorhandensein einer Methodik zur Erstellung und Auswertung von klinischen Studien. So können wir oft (aber auch nicht immer!) feststellen, ob die Rückenschmerzen von einer einfachen Verspannung, einem ernsten Bandscheibenproblem oder doch von einem Nierenproblem herrühren. Was unserer westlichen Medizin aber fehlt, ist ein systemisches Gesamtverständnis. Wir haben eine fundamentale begründete Auftrennung von Körper und Geist in separate Einheiten, die es aber so nicht gibt. Das erklärt auch, warum Placebos und gutes Zureden so oft helfen. Die mentale Einstellung ist oft sehr wichtig für das körperliche Wohlbefinden und kann unsere Gesundheit fundamental beeinflussen. Da sind uns z.B. die buddhistischen Mönche in ihren Einsichten um Jahrhunderte voraus, und wir tasten uns erst jetzt sehr langsam über Studien und Forschung an diese Thematik heran. Das Risiko der Quacksalberei besteht selbstverständlich in jeder fernöstlichen Medizin, und zum Glück ist man hier durch ein über lange Zeit erprobtes System der Ausbildung und Approbation von Medizinern einigermaßen gut vor Scharlatanerie geschützt. Allerdings ist auch die westliche Medizin weit davon entfernt, fehlerfrei zu sein. Auch hier kann es trotz überragender diagnostischer Methoden, klinischer Studien etc. zu verheerenden Behandlungsfehlern und Fehlentwicklungen kommen. Was auch oft passiert, ist, dass eine einzelne diagnostische Methode ein Ergebnis ergibt, dass sich nicht zweifelsfrei interpretieren lässt, weil das Verständnis um die Gesamtzusammenhänge fehlt. Das Ergebnis sind lange und kostspielige Diagnostik- und Behandlungsodysseen, die dem Patienten oft wenig helfen.
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