Thomas Rietzschel / 16.08.2014 / 14:36 / 7 / Seite ausdrucken

Puff mit grünem Punkt

Langsam bekommt die Groko das Land in den Griff. Mögen sie anderswo darangehen, der Zivilisation den Garaus zu machen -  als separatistische Leichenfledderer nach einem Flugzeugabsturz weit hinten in der Ukraine, als Kämpfer der Hamas oder als islamistische Gotteskrieger im Irak – hierzulande, bei uns daheim spielt das alles keine Rolle.

Zwischen Kap Arkona und Watzmann wird zuverlässig durchregiert. Was immer den Bürger um den Schlaf bringen könnte, packen die Koalitionäre tatkräftig an. Nichts, für das sie sich nicht zuständig fühlten. Kein Verkehrsproblem, das ihnen entginge. Kaum dass die Maut unter Dach und Fach ist, soll nun noch ein sehr viel wichtigerer Verkehr ordentlich reguliert werden. Auf der Agenda steht die staatliche Überwachung der Bordelle: der TÜV für die Freudenhäuser.

Unter dem Vorsitz der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig haben die „Fachpolitiker“ von CDU/CSU und SPD sich für eine staatliche Zertifizierung der „Prostitutionsstätten“ ausgesprochen. Vorgesehen ist unter anderem die Einführung eines behördlich geprüften Gütesiegels: der grüne Punkt für den Puff. Regelmäßige Qualitätskontrollen durch einschlägig qualifizierte Beamte sollen die Einhaltung der Standards überwachen. Außerdem ist eine „Zuverlässigkeitsprüfung“ für die Bordellbetreiber im Gespräch.

Für die schweren Jungs könnten harte Zeiten anbrechen. Männer wie Frank Hanebuth, Freund Gerhard Schröders und Bordellkönig von Hannover, unlängst erst zu einer längeren Fortbildungsmaßnahme hinter schwedischen Gardinen eingerückt, würden dann in die Verlegenheit kommen, noch einmal die Schulbank drücken zu müssen. Als eine mögliche Ausbildungsstätte käme die Hochschule Merseburg in Frage, wo es mit Beginn des neuen Semesters einen „berufsbegleitenden Masterstudiengang“ für die Anbieter sexueller Dienstleistungen gibt. Versprochen wird den Studenten eine „solide theoretische“ Ausbildung für die Prostitution, verbunden mit Praktika, die „zu den hohen qualitativen sexologischen Fachkompetenzen der Studierenden“ beitragen.  Kurzum eine duale Ausbildung, die sich über fünf Semester erstreckt.

Der einzige Haken an der Sache: Die Studiengebühr beträgt 19.500 Euro, die auf dem Strich verdient sein wollen.

Aber dabei muss es ja nicht bleiben, nicht nachdem die Fachpolitiker der Groko die Prostitution unter staatliche Obhut gestellt haben.  Das Anrecht auf eine kostenfreie Berufsausbildung sollte sich danach von selbst verstehen, der Anspruch auf Bafög wäre zu prüfen wie beim Studium der Jurisprudenz oder des Maschinenbaus. Auch ein Gebührenkatalog, Tarifverträge und geregelte Arbeitszeiten müssten ausgehandelt werden. Die Aufgaben, die da vor den Politikern liegen, sind riesig. Ohne die Einrichtung eines Prostitutionsministeriums werden sie nicht zu bewältigen sein.

Männer und Frauen, die das in die Hand nehmen könnten, fänden sich zweifelsohne. Ein Peter Altmeier dürfte der Aufgabe ebenso gewachsen sein wie Andrea Nahles. Schon mit ihrer bloßen Erscheinung brächten sie Zucht und Ordnung in das verluderte Bordellgewerbe. Auch Frau von der Leyen besäße das Zeug dazu, würde sie nicht bereits als Kanzlerin in spe gehandelt.  So weit aber ist die Angelegenheit dann doch noch nicht gediehen.

Jedenfalls hat der Regierungssprecher bisher nichts geseibert, woraus sich schließen ließe, dass die amtierende „Frau Bundeskanzlerin“ die Prostitution zur Chefsache erklären könnte. Vorerst bleibt das wohl die Spielwiese von Frau Schwesig.

Ein abermaliger Akt politischer Selbstbefriedigung, den wir der kleinen Blonden aus dem Norden mit unseren Steuergeldern finanzieren dürfen: Politik in den Zeiten der Dekadenz; Deutschland am Rand der Welt.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Russ / 18.08.2014

Zitat: “berufsbegleitende Weiterbildungsmaster Sexologie richtet sich primär an Fachkräfte aus dem sozialen, psychotherapeutischen, medizinischen und pädagogischen Bereich….” Besser konnte die Tätigkeit einer Sexarbeiterin nicht beschrieben werden!

Almuth Wessel / 17.08.2014

Dies neuen Regelungen sind überflüssig wie ein Kropf, denn sie ändern nichts an den bestehenden Verhältnissen. WENN es der GRKO TATSÄCHLICH um die Verbesserung der Lange der Sexarbeiterinnen ginge, würde sie sich für einen besseren Opferschutz stark machen für die Frauen, die TATSÄCHLICH Opfer von Menschenhandel geworden sind. So wir auch in Zukunft keine Frau aussagen, denn sie muss danach mit Repressalien rechnen, die zu IHREN Lasten gehen und nicht zu Lasten des Schleusers. Außerdem wäre es an der Zeit, selbständig arbeitende Sexarbeiterinnen mit anderen Freiberuflern: Therapeuten, Psychologen etc. rechtlich gleichzustellen - denn SOO viel anders ist unsere Arbeit AUCH nicht. Und ferner sollte endlich Schluss sein mit den total überflüssigen Sperrgebietsverordnungen die dem Recht auf Gewerbefreiheit und frei Berufsausübung zuwiderlaufen - und es sollte gefälligst endlich Schluss sein mit den diskriminierenden Sondersteuern. Frage an die Allgemeinheit: WARUM soll Sexarbeit eingedämmt oder verhindert werden? Hat schon jemals eine Hure einen Krieg angefangen? Ist Sexarbeit schädlicher als der Handel mit Waffen?

Johanna Weber / 17.08.2014

Wunderbar geschrieben. Gelungen ist auch der Übergang von ironischer Realpolitk zu Satire mit dem Studium zur promovierten Sexdienstleistungs-Fachkraft. Ich bin selber Prostituierte und würde mich auf meine alten Tage bei dem Studium noch eintragen :-) Herrliche Idee. Im Übrigen hat Frau Schwesig auch den wunderbar eloquenten Satz von sich gegeben, dass jede Fittenbude mehr Auflagen hätte als ein Bordell. Tja, Frau Schwesig, das mag vielleicht stimmen, allerdings ist es nicht leichter eine sogenannte Prostitutionsstätte zu eröffnen als die vielbesungene Fittenbude. Ich selber suche seit 1,5 Jahren in Berlin nach Räumen zur Eröffnung eines Domina- und Bizarrstudios. Wenn sich tatsächlich Mal ein Vermieter findet, der SOWAS bei sich zu läßt, dann kommt danach sofort die Baubehörde, die NEIN sagt. In der Zeit, hätte ich sicher schon eine Fittenbuden-Kette eröffnen können…. Vielleicht sollte ich umsatteln? Ach nein, in der Prostitution heißt das ja aussteigen. Gruß, Johanna Weber

Werner Scholz / 16.08.2014

Man lese und staune: “Als eine mögliche Ausbildungsstätte käme die Hochschule Merseburg in Frage, wo es mit Beginn des neuen Semesters einen ‘berufsbegleitenden Masterstudiengang’ für die Anbieter sexueller Dienstleistungen gibt. Versprochen wird den Studenten eine ‘solide theoretische’ Ausbildung für die Prostitution, verbunden mit Praktika, die ‘zu den hohen qualitativen sexologischen Fachkompetenzen der Studierenden’ beitragen.  Kurzum eine duale Ausbildung, die sich über fünf Semester erstreckt. Der einzige Haken an der Sache: Die Studiengebühr beträgt 19.500 Euro, die auf dem Strich verdient sein wollen.” Ähm ... Ich habe mir einfach mal die Mühe gemacht, mit die relevanten Infos der HS Merseburg anzuschauen. Sorry, aber dort heißt es, das “berufsbegleitende Weiterbildungsmaster Sexologie richtet sich primär an Fachkräfte aus dem sozialen, psychotherapeutischen, medizinischen und pädagogischen Bereich mit einem ersten abgeschlossenen Hochschulstudium.” Also, das Ganze richtet sich nicht wirklich an Nachwuchs-Nutten, Herr Rierzschel, oder habe ich da was falsch verstanden?  Und da steht auch nirgendwo, dass irgendwelche Ärzte oder Psycho- und Sexual-Therapeuten anschaffen gehen sollen ... Dass christliche Politiker ihre Puffs jetzt zertifiziert haben wollen, ist hingegen ein anderes Thema.

Christoph Andreas / 16.08.2014

Vergessen wir nicht, den von der Bremer Frauensenatorin angestrebte Mindeststundenlohn für dieses Gewerbe. Bei einem Quicky natürlich entsprechend Halbstundenlohn. Vielleicht geht es ja bei den ganzen Aktionen darum, diesen nicht unerheblichen Gewerbezweig endlich steuerlich abzuschöpfen. Hier wird ja eher selten eine ordentliche Buchhaltung geführt. Neben safersex könnte man auch saferpay also Kartenzwang bei Bezahlung einführen. Ich sehe schon die Steuerprüfer auf den Bettkanten sitzen. Zu klären wäre noch die Mehrwertsteuer. Grundbedürfnis oder künstlerische Leistung mit 7% oder den vollen Mehrwertsteuersatz zuzüglich Vergnügungssteuer. Es gibt tatsächlich noch viel in unserem Land zu tun.

Karl Schurz / 16.08.2014

Schon Marx wusste: Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man den Menschen die Scham wegnehmen. Der damit einhergehende Werteverlust geht weit über die “Sexualität” hinaus. Die “Transformation” hat schon längst begonnen. Wie schrieb Kolonovsky: Die sexuelle Freiheit macht uns zu Sklaven unserer Triebe. Schönes Wochenende.

Mona Rieboldt / 16.08.2014

Deutsche Regulierungswut kennt halt keine Grenzen. Demnächst gibt es noch eine Beschwerdestelle für Freier, falls sie nicht mit den Qualitätskriterien des Bordells zufrieden sind. Und Bordellbesitzer brauchen demnächst ein polizeiliches Führungszeugnis, ob sie auch geeignet sind, ein Bordell zu betreiben. Deutsche Politiker wissen halt was wichtig ist. Ja, Dekadenz pur.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / 12

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile…/ mehr

Thomas Rietzschel / 22.03.2023 / 16:00 / 24

Der beleidigte Lauterbach

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister im Kabinett von Olaf Scholz, hat viel an Ansehen verloren. Aber er vertraut sich selbst noch immer, wie einst der nackte Kaiser,…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / 56

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die…/ mehr

Thomas Rietzschel / 20.12.2022 / 12:00 / 52

Wann kommt die Fahrrad-Steuer?

Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen KfZ-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.11.2022 / 16:00 / 24

Im neuen marxistischen Kapitalismus

Möchte der Staat die Bedeutung der Arbeit mit der Höhe seiner Sozialleistungen ausstechen, um den freien Bürger zum betreuten Mündel herabzusetzen? Mit der „wohltätigen“ Diskreditierung…/ mehr

Thomas Rietzschel / 04.11.2022 / 14:30 / 67

Lauterbach im Taumel der Macht

Was er seit seiner Berufung zum Minister veranlasst und ausgeführt hat, ist nicht mehr als die tolldreiste Posse eines Narren, der im Wahn seiner Macht…/ mehr

Thomas Rietzschel / 28.09.2022 / 16:00 / 43

Mehr Licht!

Nach der Umweltverschmutzung im Allgemeinen und der Luftverschmutzung im Besonderen haben sich die Klimabewegten von Thunberg und Neubauer bis zu den Geistesgestörten, die sich auf Autobahnen…/ mehr

Thomas Rietzschel / 25.09.2022 / 13:00 / 35

Vom heißen Herbst kalt erwischt

Die Angst geht um in den deutschen Regierungsbezirken, die Angst vor einem „heißen Herbst“. „Natürlich“, so tönt aus allen Amtsstuben, aus dem Kanzleramt sowie aus…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com