@stefan maier : das kann ich nur bestätigen. Die Nivellierung nach unten schreitet munter voran. Mittlerweile ist das Abitur weitgehend entwertet und man scheitert dann eben im Studium. Vermutlich geht es über kurz oder lang dann den Studienabschlüssen an den Kragen; will sagen, man verschenkt diese dann ebenso wie das Abitur. Nach Auffassung der Linken stehen Bildungsunterschiede ja der erstrebten ‘Gleichheit’ entgegen: also komnt nach dem Abitur für alle eben das Studium für alle. Grotesk.
Für viele ist das Gymnasium die Gelegenheit, sinnvoller Tätigkeit auszuweichen. Dort hat man alle Narrenfreiheit, womit man in einer klassischen Ausbildung nicht durchköme. So tummeln sich dort die Loser und Faulenzer / Kiffer, die mit Leistungskursen in Politikwissenschaften und Sport ein Abitur erlangen. Zu nichts anderem sind sie fähig. Dann müssen sie studieren! Für einen klassischen Beruf fehlt ihnen jede Disziplin. Ich habe große Hochachtung vor jedem, der eine handwerkliche Ausbildung beginnt und abschliesst.
Wenn es mit dem Beruf nicht klappt, kann man ja noch zu den Grünen oder Linken gehen. Da schafft man es mit zwei Semestern Trallala zur Bundestagsvizepräsidentin bzw. Fraktionsvorsitzenden. Da braucht man nur Gesinnung statt Leistung. Schaut man sich die beruflichen Werdegänge der Grünen an, ich schätze zwei Drittel Studium der Politologie, Soziologie oder ähnliches, viele wohl ohne Abschluß. Fast niemand in der grünen Bundestagsfraktion hat mal in Wirtschaft bzw. Wissenschaft gearbeitet. Die kennen das tägliche Leben eines Normalbürgers mit zwei Kindern nicht. Das erklärt vieles in dieser Partei. Habe mir den Parteitag der Linken zum Teil bei Phönix angetan, da überfällt einen das Grauen, lauter weltfremde Trolle. Die sich selbst zur Elite erklärende politische und mediale Klasse Deutschlands zeigt den langsamen Abstieg des Landes in die Mittelmäßigkeit. Das wird sich irgendwann auch wirtschaftlich rächen. Dann wird es im Land zum Hauen und Stechen um die verbleibenden finanziellen Ressourcen kommen. Wer die besten Stecher sind, wissen wir ja.
Leistung ist in einer Zeit der Realitätsverweigerung, in der Rot-Grünes Wunschdenken regiert, nicht mehr en Vogue. So können heute Kaufleute für Büromanagement ihre Prüfung selbst dann bestehen, wenn von den vier Einzelnoten im Zeugnis neben zwei Vieren eine Fünf und eine Sechs steht. Dass seit der Änderung der Prüfungsordnung die Prüfung an sich nicht schwerer oder selektiver wurde, um es vorsichtig auszudrücken, versteht sich von selbst.
Ferdinand Schulze und andere: Wir an den Universitäten sind ja auch kaum besser dran. ‘Einknicken’‘? Ja, wieso nicht. Das muss aber nicht unbedingt von uns kommen. Schauen Sie sich nur HRK und KMK an; und auch den Entscheid zum NC im Medizinstudium von Dezember letzten Jahres. Ja, solange es jedem mit HZB (Hochschulzugangsberechtigung) frei gestellt ist, das Studium seiner Wahl an der Hochschule seiner Wahl anzutreten - auch bei einem Schnitt von 4-Komma-Null - bleibt doch kaum etwas anderes übrig. Und dann wird bei uns die Hochschulfinanzierung als Steuerungsmittel ausgenutzt: Es gibt Geld pro Student, pro Absolvent, und es gibt mehr wenn der Abschluss schneller erreicht ist als Regelstudienzeit plus 2 Semester. Soviel zur Freiheit von Forschung und Lehre.
Was bekommt man, wenn sogenannte Helikopterkinder in eine Welt treffen, die Wohlfühlen vor Leistung propagiert und in der man mit gut organisierter Empörungshaltung gesellschaftliche Entscheidungen trifft? Ein Weichei. Es hat nie gelernt Frustrationstoleranz zu entwickeln, weil Mami alle Unwegbarkeiten im Vorfeld abräumt.Freiheit und Selbstständigkeit gibt man zu Gunsten eines 24-Stunden-Service auf. Auch die Politik unterstützt die eher passive Haltung der Gutbehüteten, denn politischer Paternalismus und gesellschaftliches Nudging kommt bei bequemen unkritischen Mitläufern gut an. Der Mensch braucht Herausforderungen zu seiner Entwicklung, ansonsten versetzt ihn die Evolution in den Sparmodus. Wir ernten, was wir säen. Aber wir befinden und weltgeschichtlich betrachtet in einem ganz, ganz kleinen Zeitfenster und die Verhältnisse werden sich mit Sicherheit wieder ändern und der Mensch ebenso.
Ja es ist, wie Herr Wegner und viele Kommentatoren schreiben, Wissen wird als lästig empfunden. Es ist allerdings keine neue Erkenntnis, bereits Plato schrieb darüber in seinem Höhlengleichnis und auch schon Kohelet - und der Bote lebt gefährlich. Das mit der “Aufklärung” ist offenbar nur ein beliebtes Gerücht, “Allgemeinwissen” halt.
ich bin seit 20 Jahren Wirtschaftsprofessor. Als ich mein Diplomstudium an einer deutschen Universität aufnahm, gab es eine Regel: wenn mehr als 80% durch ein Fach fliegen, muss der Professor eine Ausnahmengenehmigung beim Dekan beantragen. Natürlich gabs die immer. Meine letzte Prüfung war BWL 3/4 und da lag die Durchfallquote mit 85% im Schnitt. Heute sind Durchfallquoten von über 10% recht selten und das bei Studierenden die lange nicht denselben Aufwand betreiben wie wir das in grauer Vorzeit taten. Es liegt nicht an der Intelligenz der Studierenden, sondern an deren Arbeitswillen und der Vorausbildung an Gymnasien.
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