Noch immer protestieren einige aufgebrachte Muslime dagegen, daß die
Stadt Jerusalem seit ein paar Tagen am Tempelberg ein Treppengeländer und
einige Treppenstufen repariert, nur damit ein paar aufrechte
Christenmenschen aus Bad Harzburg bei ihrem Versuch, zum Felsendom und zur
Al-Aksa-Moschee zu gelangen, nicht abstürzen und sich die Haxen brechen.
Die Stadt Bad Harzburg ist, für alle, die es noch nicht wissen, ein
entzückender, heimeliger Kurort am Nordrand des Harzes, der
ungerechterweise nur durch die “Harzburger Front” im Jahre 1931 in die
Geschichtsbücher der Zeitgeschichte eingegangen ist. Im Feuilleton der “FAZ” wurde
dieses Kleinod auch schon mal etwas beleidigend als sog. “Welthauptstadt
der Fliegenpilze” apostrophiert, was im Grunde auch nicht ganz falsch
ist, da hier doch normalerweise bereits die geringste Belanglosigkeit
von der “Goslarschen Zeitung” zur “Weltsensation” hochgeschrieben wird.
Nichtsdestoweniger kann man sich in Bad Harzburg sehr gut entspannen
und erholen, ohne dabei ständig von den zentralen Konflikten dieser Welt
belästigt zu werden, und so begab ich mich denn in die sog.
“Welthauptstadt der Fliegenpilze”, da es hier, ähnlich wie auf Island, keine
Juden, nur wenige Araber, dafür aber umso mehr deutsche Gutmenschen gibt,
die versuchen, sich durch einen Besuch im hiesigen Thermalsolehallenbad
sowie auf ausgedehnten Waldspaziergängen von den Strapazen des
beruflichen Alltags zu erholen.
Doch kaum in Bad Harzburg angekommen, holte mich auch schon die
Tagesaktualität des Mittleren Ostens ein.
Zunächst erfuhr ich aus der “Goslarschen Zeitung” vom 12.02.2007, daß
der iranische Atomchefunterhändler Laridschani anläßlich der Münchner
Sicherheitskonferenz vom vergangenen Wochenende erneut eine diplomatische
Charmoffensive gestartet, die tiefe Friedenssehnsucht seines
Präsidenten Ahmadinedschad zum Ausbruck gebracht und dessen weitere Bereitschaft
zu konstruktiven Verhandlungen im Atomstreit bekundet hatte.
Nur zwei Seiten später erklärte der iranische “GZ”-Gastkommentator Reza
Asghari, daß im Verhältnis der Amerikaner zum Atomprogramm des Iran der
Diplomatie eindeutige Priorität gegenüber dem Säbelrasseln eingeräumt
werden sollte, und zwar vor allem deshalb, weil es, so Asghari, im Iran
insgesamt mehr Tageszeitungen als in jedem anderen Land des Nahen
Ostens gäbe, weshalb der Iran die einzig wahre Demokratie in der gesamten
Region sei.
Im Lokalteil der “GZ” wurde es dann richtig spannend, denn unter der
Überschrift “Wenn Muslime Christen werden” berichtete die “GZ” über ca.
25 iranische Konvertiten, die inzwischen zur Evangelischen
Luthergemeinde in Bad Harzburg gehören und dort zum Teil sogar wichtige Funktionen
innerhalb der Gemeinde innehaben.
Zur wöchentlichen “persischen Bibelstunde” versammeln sich etwa 50
iranische Harzburger im Gemeindehaus der Luthergemeinde, um über
Glaubensfragen zu diskutieren und sich über die politische Situation in ihrem
Heimatland auszutauschen.
“Die Iraner sind ein großer Reichtum für die Luthergemeinde, sie stoßen
uns darauf, daß Freiheit nicht vom Himmel fällt”, beschreibt Pfarrer
Sebastian Fitzke das Zusammenleben der deutschen mit den iranischen
Gemeindemitgliedern in Bad Harzburg.
Alle haben inzwischen dem Islam abgeschworen, da sie die “wahre
Religion des Friedens” als willkürlich eingesetztes
Instrument eines undemokratischen Staates gegen seine eigenen Bürger
empfinden.
“Inzwischen ist es ein bißchen wie ein Schneeballsystem”, erklärt
Sharam Alizadegan, mittlerweile Kirchenvorstandsmitglied der Luthergemeinde,
den Effekt, daß auf ein konvertiertes Familienmitglied nicht selten das
zweite, dritte oder vierte folge.
Allerdings gibt es daneben auch sog. frischgebackene “Neuchristen” aus
dem Iran und hier v.a. Frauen, die, wie z.B. Fatemeh Ebrahimi, eher
negative Erfahrungen im Gefolge ihrer Konversion zum Christentum gemacht
haben. So spricht Frau Ebrahimi von islamistischen Drohungen nach dem
durchaus gängigen Motto: “Irgendwann machen wir dich fertig!”
Schließlich gäbe es, so Sharam Alizadegan, noch heute im Iran Menschen,
die als Christen plötzlich von heute auf morgen ganz einfach von der
Bildfläche verschwänden und deren Leichen man dann relativ unvermittelt
irgendwo in der Wüste wiederfände.
Vor einem derartigen Hintergrund erscheint es nur allzu verständlich,
wenn aufgebrachte, fundamentalistische Muslime am Jerusalemer Tempelberg
auf Gedeih und Verderb zu verhindern versuchen, daß ein paar aufrechte
Christenmenschen aus Bad Harzburg den geplanten Aufstieg zum Felsendom
und zur Al-Aksa-Moschee doch tatsächlich einigermaßen unbeschadet
überstehen, denn nach der Lektüre der heutigen Ausgabe der “Goslarschen
Zeitung” dürfte schließlich auch dem letzten gläubigen Moslem in Jerusalem
klar geworden sein, daß diese scheinbar aufrechten Protestanten aus
Bad Harzburg aller Voraussicht nach nicht in friedlicher Absicht gekommen
sind, sondern womöglich im Auftrag des “Kleinen Satans” in Jerusalem
den durchaus gefährlichen Versuch machen werden, für nachhaltige
Gebäudeschäden an beiden muslimischen Gotteshäusern auf dem Tempelberg zu
sorgen und sozusagen nebenbei noch ein paar fundamentalistische Muslime zum
Christentum zu bekehren und als Neumitglieder der vom Aussterben
bedrohten Evangelischen Luthergemeinde in Bad Harzburg abzuwerben.
In diesem Sinne erhält die hierzulande dehr beliebte Parole “Wehret den
Anfängen!” in Bezug auf die gegenwärtigen Auseinandersetzungen am
Jerusalemer Tempelberg in der Tat eine vollkommen neue und unerwartete
Bedeutung.