Peer Steinbrück kämpft momentan ja einige Kämpfe: mit Angela Merkel (am Rande), mit der SPD (zunehmend), mit seiner formulierungsschnellen Zunge (immer wieder). Vor allem aber kämpft er einen Kampf gegen die Zeit. Steinbrück agiert, als lebten wir noch in einer Zeit ohne die Selbstverstärkungsmechanismen der Medien. Steinbrück will glauben, es komme tatsächlich nur darauf an, recht zu haben. Die ganzen „inhaltlich stimmt es ja, was er sagt, aber…“-Kommentare zeigen das.
Interessant an dem Fall ist es, wie hoffnungslos kauzig uns Steinbrücks Hüpfer von einem Fettnapf in den nächsten vorkommen. Offenbar haben wir alle in den vergangenen Jahren nicht nur die Mechanismen der Hypermediengesellschaft verstehen gelernt. Wir gehen auch davon aus, dass alle anderen sie ebenfalls verstehen und ihnen gemäß handeln. Vor allem natürlich Politiker. Wenn jemand das, wie Steinbrück, konsequent verweigert, dann überrascht uns das.
Ich glaube allerdings, dass Peer Steinbrück auch weiß, welche medientaktischen „Fehler“ er begeht. Meine These: Für ihn sind das nicht wirklich Fehler. Letztlich will er nämlich gar nicht Kanzler werden. Oder er hat zumindest längst verstanden, dass die SPD gegen Angela Merkel bei dieser Wahl eh nichts ausrichten kann. In dieser Situation, so scheint Steinbrück sich zu sagen, haue ich einfach alle Sachen raus, die mir am Herzen liegen. Kanzler werde ich sowieso nicht. Aber so viel Aufmerksamkeit bekomme ich später nie wieder. Nicht mal als Sparkassendirektor.