Alexander Wendt / 19.06.2015 / 14:44 / 4 / Seite ausdrucken

Päpste unter sich

Wenn es in Deutschland eine Institution gibt, deren Verlautbarungen praktisch kritiklos von den allermeisten Medien übernommen werden, dann ist es das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung unter Führung von Hans Joachim Schellnhuber. Keinen konnte es deshalb wirklich wundern, dass eben jener Experte für Klimaforschungsfolgen heute in der FAZ enthüllt, wer eigentlich hinter der Umweltenzyklika des Papstes steht: Er, HJS. Es war nicht immer leicht, diktiert Schellnhuber dem Osservatore Romano, quatsch, dem auf den Knien seines Herzens fragenden FAZ-Journalisten

HJS: „Vor mehr als zehn Jahren hat die Pontifikalakademie schon einmal eine Veranstaltung zum Klimawandel gemacht. Damals war auch eine Riege prominenter ‚Skeptiker’ eingeladen, die Haltung des Vatikan seinerzeit war eine ganz andere als heute…Es war ein hartes Stück Arbeit, die Erkenntnisse der Wissenschaft so aufzubereiten, dass im Vatikan das Klimaproblem jetzt so viel besser verstanden wird.“ Der wesentliche Fortschritt des Vatikan liegt laut Schellnhuber nämlich darin, dass die Kirche in der von ihm beeinflussten Neuauflage der Debatte jede Kontroverse ausgeschlossen hatte.
„Die Skeptiker waren da auch noch eingeladen?“, fragt die FAZ bang.

Schellnhuber: „Nein.Allerdings hat es ein britischer Politiker, Lord Monckton, geschafft, sich bei einer Veranstaltung in diesem Jahr einzuschleichen. Er ist leider hoffnungslos eingesponnen in Verschwörungstheorien. In Rom saß er mit seinem iPhone hinter mir, hat alles eifrig aufgezeichnet, und hinterher macht er sich in einem Blog darüber lustig, wie er die Schweizer Garde genarrt hat. Ein Auftritt wie im Tiroler Bauerntheater.“

Jetzt weiß man immerhin ziemlich genau, wie sich Schellnhuber die Führung von Debatten vorstellt, wenn seine Große Transformation irgendwann erfolgreich beendet sein sollte. Welchen Verschwörungstheorien hängt aber ketzerische Einschleicher Christopher Monckton an? Lesen wir ihn in seinen eigenen Worten: “Yes, there is a greenhouse effect. Yes, CO2 contributes to it. Yes, it causes warming. Yes, we emit CO2. Yes, warming will result. But not a lot.” 

Auf Deutsch: Monckton teilt die grundsätzliche Ansicht nahezu aller Klimawissenschaftler, veranschlagt aber den Grad der Erwärmung geringer als die Alarmisten. Und der faktische globale Temperaturverlauf seit dem Jahr 2000 bestätigt ihn auch noch, ebenso der schwache Meeresspiegelanstieg und die Rekordausdehnung des antarktischen Eisschildes.Hätte sich Michael Manns wissenschaftlich längst deskreditierte Hockeyschlägerkurve für die Klimaerwärmung als korrekt erwiesen, dann dürfte Schellnhuber mit Leuten vom Schlag Moncktons überhaupt kein Problem haben. Im Gegenteil.

Aber so, wie die Dinge liegen, könnte die Potsdamer Heiligkeit versucht sein, ein paar römische Praktiken auch in Deutschland zu etablieren. Eine Erwärmungsglaubenskongregation strikter Observanz und mit verbindlichem Auslegungsrecht wäre schon hilfreich, um einmal den Begriff einer prominenten Politikerin zu bemühen. Und sollten Wissenschaftler wie" target="_blank" >http://www.focus.de/wissen/klima/tid-29949/klimaexperte-gegen-panikmache-wir-klimaforscher-haben-ueberverkauft_aid_925950.html">wie Hans von Storch dann trotzdem den Versuch unternehmen, sich in öffentlich-rechtliche Fernsehstudios oder auf Kongresse einzuschleichen, müssen eben Wachleute mit Hellebarden her, die allerdings ein bisschen besser aufpassen sollten als damals im Vatikan.

Mehr Informationen und Meinungen zu Ökoenergie und Klima: http://www.alexander-wendt.com

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Leserpost

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Thomas Rießinger / 19.06.2015

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Gründung der Heiligen Klimainquisition erleben werden. Und die deutschen Journalisten, allen voran Claus Kleber, werden sich vor Begeisterung überschlagen.

Jürgen Althoff / 19.06.2015

Herr Schellnhuber befürwortet, nein, fordert die “Dekarbonisierung"der gesamten Weltwirtschaft. Wenn er nicht weiß, dass 85% der gesamten globalen Energieversorgung auf fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas) beruhen und an die 90% aller (!) auf dieser Welt produzierten Gegenstände nur durch die Verwendung fossiler Rohstoffe produziert werden konnten und keine Substitutions-Herstellungstechnologien bekannt sind, dann ist er ein eitler alter Mann, der sich mit seinem lückenhaften Wissen wichtig machen will. Ich glaube aber, dass er das sehr wohl weiß. Und dass er auch weiß, dass eine globale Umsetzung seiner “Dekarbonisierung” die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen vernichten und diese Menschen einem elenden Verrecken überantworten würde. Er gehört nämlich zu denjenigen, die der Auffassung sind, dass “viel zu viele Menschen auf der Erde leben”, traut sich aber nicht, den Menschen und ihren Regierungen ins Gesicht zu sagen, dass sie zum Überleben eines edlen Kerns der Menschheit (zu dem natürlich große Geister wie er gehören) leider sterben müssen. Zum Beispiel dadurch, dass ihnen auf sein Betreiben hin leider die Lebensgrundlagen entzogen werden müssen. Und von solchen menschen- und lebensfeindlichen Geistern lassen sich der Papst und Frau Merkel beraten. “Ick wundre mir über garnischt mehr” (Otto Reutter)

Peter Zentner / 19.06.2015

Sehr geehrter Herr Wendt, danke für diesen Artikel! Wie wohltuend und erfrischend wäre es, würde dieser Papst wie die meisten seiner Vorgänger sich um seine Schäfchen kümmern, also wie ein kluger Schuster bei seinem Leisten bleiben! Aber nein! Dieser fast nagelneue Platzhalter auf dem Heiligen Stuhl gebärdet sich, als hätte ihm ein Job als Chef von Greenpeace, PETA, attac! oder Amnesty International weitaus besser gefallen. Selbst Franz von Assisi, der Pate (nicht aber Gründer) des Franziskaner-Ordens würde diese weltliche Hinwendung mit einem “Ts, ts!” quittieren. Und dann noch mit Herrn Schellnhuber (wo ist eigentlich der nicht minder von Staatsknete, fragwürdigen Messdaten und prinzipiell unveröffentlichten Algorithmen lebende Herr Rahmstorf abgeblieben?) als Ghostwriter! Es stünde dem neuen Chef im Vatikan weit besser zu Gesicht, sich auf seinen traditionellen Auftrag — sprich: Kernkompetenz — zu besinnen, nämlich allen Christen eine spirituelle und mentale Heimat zu bieten. Also sich als biblischer Hirte zu verhalten, der seine Herde motiviert und vor den Wölfen beschützt. Politik und Umweltschutz, oder was heute als solcher propagiert wird, hat in Enzykliken absolut nichts verloren. Seine Heiligkeit hängt sich ein grünes Mäntelchen um, hat sich von einem Mann mit durchschaubaren “vested interests” instrumentalisieren lassen, wohl auch vor dem sogenannten Zeitgeist, der ihm strikt am Auspuff vorbeigehen müsste, huldvoll die Tiara neigend.  Derweil laufen ihm die Katholiken weltweit davon. Auch ich, von Jugend an ein überzeugter, habe diesen Schritt jüngst getan und dem emeritierten Papst Benedikt XVI. eine Postkarte geschickt. Eine Antwort steht noch aus. Der knorrige Bayer, ein Gentleman erster Kajüte, schweigt. Ich versteh’ ihn.

Hannelore Thomas / 19.06.2015

Herr Wendt es gibt keinen Treibhauseffekt und Menschen atmen CO2 aus. Es ist nicht giftig und es gibt keine Klimakatastrophe. Also ist eine Diskussion hierzu überflüssig. Um die Kilmareligion in Deutschland, die nun mit zur katholisvhen Religion geworden ist, zu entlarven, ist es eher kontraproduktiv auf Herrn Ymockton zu verweisen. Auf der Seite des Vereins www. Fortschrittinfreiheit.de ist alles kompetent erklärt. Und die Klimareligion wird dazu benutzt um unseren Staat in einen sozialistischen Staat umzubauen. Die Leute von greenpaece u.ä. sitzen in den Hinterzimmern der Regierung und arbeiten daran mit all ihrer Kraft. Die Transformation hat svhon begonnen

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