Rajendra Pachauri muss man wohl Manches nachsehen. Der Vorsitzende des Weltklimarates IPCC ist nicht nur dafür zuständig, mit ständig neuen Alarmrufen die Menschheit auf den nächsten Weltuntergang vorzubereiten. Er unterhält oder unterhielt nebenbei ein reichlich unübersichtliches Dickicht Dutzender Nebentätigkeiten, über das vor gut drei Jahren die britische Presse berichtete und mit dem man an jenem Weltuntergang auch ganz gut mitverdienen konnte. Auch seine sportlichen Ambitionen machen ihm zu schaffen: Wenn es sein muss, jettet er schon mal von einem Kongress in New York für einen Tag ins heimatliche Indien, um dort an einem Kricket-Spiel teilzunehmen und am nächsten Tag zur Fortsetzung des Kongresses – ebenfalls nur für einen Tag – wieder nach New York zurückzufliegen.
Bei diesem Lebenswandel muss man vielleicht Verständnis dafür zeigen, dass er bei seiner – aus Sicht der Weltöffentlichkeit jedenfalls – Haupttätigkeit, dem IPCC-Vorsitz nämlich, einiges gehörig durcheinanderbringt. Vor zwei Jahren waren es die Gletscher im Himalaja, die angeblich in 25 Jahren komplett abgeschmolzen sein sollten. Als ihn immer mehr Kritiker darauf aufmerksam machten, dass das unhaltbarer Unsinn sei, dass wohl nicht das Jahr 2035 sondern – wenn überhaupt – 2350 gemeint sei, warf er ihnen „Vodoo-Wissenschaft“ vor, bis seine Sichtweise nicht mehr haltbar war.
Und jetzt hat er die wichtigste Einladung des Jahres verdaddelt. Kommende Woche startet in Doha, der Hauptstadt Katars, der nächste Weltklimagipfel mit wahrscheinlich wieder 20.000 bis 30.000 Teilnehmern, darunter Regierungschefs, Minister, Experten, Journalisten und so weiter. Alle sollten kommen. Nur Pachauri nicht, wie Benny Peiser auf der “Achse des Guten” herausfand. „Zum ersten Mal in den 18 Jahren der COP (Weltklimagipfel, ulk)“, so klagte er in einem Vortrag an der Universität von Katar, “wird der IPCC nicht teilnehmen. Wir sind nicht eingeladen.“ Er klang fast verzweifelt: „Ich weiß nicht, was los ist. Das Sekretariat der Konferenz hat das zu entscheiden. Ich habe an jedem Klimagipfel teilgenommen und der Vorsitzende des IPCC spricht immer die Grußworte in der Eröffnungsveranstaltung.“ So hat es die “Gulf Times” berichtet.
Und jetzt?
Nachfragen beim Konferenz-Sekretariat, was man seit Neuestem gegen Pachauri und den IPCC hat, brachten nichts. Den ganzen Tag war niemand in der Pressestelle zu erreichen war. Also ein Anruf gleich beim IPCC. Vielleicht ein bisschen Trost aussprechen und mal sehen, womöglich hat sich ja inzwischen doch noch ein Plätzchen für den Chef des Weltklimarates im Konferenz-Saal gefunden, in der letzten Reihe oder so. Aber siehe da: Der IPCC-Sprecher erklärt klipp und klar, dass Pachauri schon immer eingeladen war zum Klimagipfel nächste Woche, dass er am 28. November, also am Mittwoch, seine Rede halten und der IPCC auch insgesamt an den Beratungen teilnehmen wird. „Ich zweifele nicht daran“, sagt der Sprecher, „dass Herr Pachauri die Rede am Samstag in Katar so gehalten hat, aber das muss wohl ein Missverständnis gewesen sein. Ich weiß nicht, wie das kommen konnte.“ Hat er da sogar etwas geschmunzelt, der Sprecher?
Vielleicht hat der Chef des Weltklimarates ja auch nur schlecht geträumt. So oder so: Jetzt heißt es erstmal: Schnell die Rede vorbereiten. Kricket-Spielen ist nicht am nächsten Wochenende.