Henryk M. Broder / 04.09.2007 / 12:00 / 0 / Seite ausdrucken

Objektive Antisemiten

Einer der schönsten Leserbriefe, die ich letztens bekam, war dieser:

“Leider erlaubt der Spiegel Ihnen auf der Online Seite ihre dumme Propaganda zu verbreiten.Iran schlecht, Israel/USA Moerder gut und Helden! Gab es schon mal! Offensichtlich haben Sie Goebbels studiert. Mein juedischen Freunde empfinden uebrigens Journalisten wie Sie als eine Gefahr und meinen das man Sie endlich vor ein Gericht stellen sollte. Erbaermliche Kreaturen wie Sie finden wohl auch die Atombombenabwuerfe auf Hiroshima/Nagasaki als Heldentat! Auch Iran soll ja auf Aufforderung des israelischen Schurken und Moerderstaats mit Atomwaffen befreit werden. Eines Tages wird man Leute wie Sie wieder in Nuernberg aufhaengen. Zu Recht!”

Nicht nur, dass es kaum einen Antisemiten gibt, der ein ordentliches Deutsch schreibt, es gibt auch so gut wie keinen Antisemiten, der der sich nicht auf seine “jüdischen Freunde”  berufen würde. Meistens sind es Geistesgrößen wie Uri Avnery, Noam Chomsky und Norman Finkelstein, zur Not langt aber auch Hajo Meyer. Hauptsache Jude. Oder noch besser: jüdischer Holocaustüberlebender. Mit seinem Segen macht sich jeder Antisemit glatt koscher.

Der Brite Robin Shepherd bietet eine Unterscheidung zwischen “subjektivem” und “objektivem” Antisemitismus an. Die “subjektiven” Antisemiten haben ein Problem mit den Juden, die “objektiven” mit den Zionisten. Und wer unter den “objektiven” Antizionisten nicht selber Jude ist, der hat wenigstens jüdische Freunde. Extrem lesenswert:

“Of course one can criticize Israel, but there is a litmus test, and that is when the critics begin using constant key references to South Africa and the Nazis, using terms such as ‘bantustans.’ None of these people, of course, will admit to being racist, but this kind of anti-Semitisim is a much more sophisticated form of racism, and the kind of hate-filled rhetoric and imagery are on the same moral level as racism, so gross and distorted that they are defaming an entire people, since Israel is an essentially Jewish project.”

To explain this distinction, he cites Zimbabwe as an example. “A lot of people will defend themselves by saying that their motivation is the cause of the Palestinians. Well, if you wanted to express your disapproval of Robert Mugabe’s regime by highlighting his violation of human rights and the way he’s destroying the country, then you could say your motivation is human rights, but if you expressed your objection with a cartoon of Mugabe as a gorilla jumping up and down on blood-soaked bananas, that kind of imagery of black people is pure racist. But it’s the kind of imagery being used against Israel.

Israel’s poisonous critics who say they are not anti-Semites often state that there are prominent Jews among their ranks. Shepherd says this is one of the most interesting points that he plans to research.” http://www.haaretz.com/hasen/spages/900033.html

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