Dirk Maxeiner / 04.04.2007 / 16:10 / 0 / Seite ausdrucken

Nochmal ins Palais

Auf meinen Eintrag “Auffällige Lücken im Palais”, in dem ich mich über die Kürzung einer kompletten Passage zur Atomenerige wunderte, hat die Redaktion der Sendung mit folgende Stellungnahme zugesendet:

Lieber Herr Maxeiner,

als die in der Redaktion für die Kürzungen der Sendung Verantwortliche möchte ich mich in Bezug auf Ihren Beitrag auf der Website noch einmal kurz dazu äußern. Ich hätte mich gefreut, wenn Ihre Irritation Anlass für eine direkte Nachfrage in der Redaktion gewesen wäre.

Grundsätzlich ist es immer problematisch, wenn man eine Diskussionssendung aufgrund einer vorgegebenen Sendelänge kürzen muss. Während es sich normalerweise bei “Im Palais” nur um 1-2 Minuten handelt, hatten wir bei der Klima-Sendung die Situation, 6 1/2 Minuten (immerhin fast 10% der Gesamtsendedauer) kürzen zu müssen. Da in einer konzentriert geführten Gesprächssendung wie “Im Palais” kaum Situationen entstehen, in denen man hier und da aus Aussagen von Gästen Teile herausschneiden kann, muss man sich für “Exkurs-Blöcke” entscheiden, auf die im Zusammenhang des Gesamtgesprächs verzichtet werden kann, selbst wenn interessante und brisante Einzelaspekte wie die Frage der Atomenergie Inhalt eines solchen Exkurses gewesen sind.

Es ist mir bewusst, dass das Thema Atomenergie für Sie in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Rolle spielt und ich kann Ihre Verärgerung über die Kürzung verstehen. Da sich in dem gekürzten Stück zum Teil Aussagen wiederholten, die an anderer Stelle der Sendung schon geäußert wurden (“Forderung nach vernünftiger Energiepolitik”, “Wo hat die deutsche Industrie den Zeitpunkt verschlafen” etc.) und die Ausführungen zum Teil sicherlich nur für sehr mit den Details dieser Frage vertraute Zuschauer überhaupt nachvollziehbar waren, habe ich mich entschlossen, diesen “Exkurs” - wie auch noch andere Passagen der Sendung - herauszunehmen.  Die Kürzung war in Hinblick auf die Sendelänge notwendig.

Damit Sie sich selbst ein Bild machen können, anbei das Protokoll der gekürzten Stelle, welches ich auch in unserem Blog noch einmal zum Nachlesen eingetragen habe. Es ging mir selbstverständlich nicht darum, “die Atomkraft auf diesem Wege abzuschalten” bzw. meinen “eigenwilligen Vorstellungen von Journalismus und Wahrhaftigkeit” Ausdruck zu verleihen.

***
Michael Naumann:
Der Markt besteht auch aus Managern. Es kann durchaus sein, dass der Markt die deutsche Autoindustrie wegregelt. Das kann passieren, wenn die weiter schnarchen. Stichwort: Rußfilter. Haben die Franzosen eingebaut. Wir haben es verpennt. Katalysator. Haben die Ausländer, vor allem die Kalifornier zu erst gehabt. Wir haben es verpennt…

Jürgen Trittin:
Gab´s aber in Kalifornien ´ne gesetzliche Regelung für. Und in der Tat ist es so, dass sich die deutsche Automobilindustrie erst dahin bewegt hat, wo die französische Automobilindustrie war – beim Partikelfilter – nachdem wir ihnen europaweit, Deutschland und Frankreich gemeinsam – schärfere Abgasvorschriften angedroht haben…

Michael Naumann:
Sie waren sicher sehr beliebt in Wolfsburg…

Jürgen Trittin:
Die haben mich immer mit Freuden empfangen.

Dirk Maxeiner:
Ich finde es ziemlich unerheblich, welchen Dienstwagen die Bundesregierung fährt. Mir wäre es sehr viel lieber wenn die ´ne gescheite Energiepolitik machen würden.

Thomas Roth:
Kann man denn nicht beides hinkriegen?

Dirk Maxeiner:
Ja, natürlich. Aber von der Co2-Bilanz her wäre es sicherlich wichtiger, eine gescheite Politik zu machen, also man muss ja auch mal Prioritäten setzen.

Michael Naumann:
Aber um aus ihrem Buch zu zitieren oder zu paraphrasieren: „Wir sind, was wir fahren“ – Das gilt in Deutschland doch schon seit Jahrzehnten.

Dirk Maxeiner:
Ja. So rum oder so rum. Nur, also, ich find zum Beispiel in einer solchen Situation – und ich bin kein Apologet der Atomenergie – aber in einer solchen Situation, die einzigen Co2-freien Kraftwerke – wenn man jetzt mal von der noch in den Anfängen befindlichen Windenergie und Solarenergie absähe – abzustellen, ist natürlich schon ein Ding. Also, schauen Sie sich mal an: Die Zahlen, wenn Sie sich mal anschauen, die Europäer: Welche Verpflichtungen die im Rahmen des Kyoto-Protokolls übernommen haben. Da steht bei Frankreich eine magische Zahl: 0,0. Die müssen gar nichts tun, weil sie einen hohen Atomstromanteil haben…

Michael Naumann:
…den wir importieren…

Jürgen Trittin:
Ne ne, umgekehrt. Die Franzosen importieren von uns…

Michael Naumann:
Inzwischen?

Jürgen Trittin:
Nein, schon länger.

Dirk Maxeiner:
Und was die Zukunft anbetrifft, diese 20% erneuerbaren Energien. Da sind die Franzosen schon wieder auf dem Stand, weil ihnen die Atomenergie angerechnet wird…

Michael Naumann:
Herr Maxeiner, wir können nicht – das tut mir leid – wenn wir jetzt eine Atomkraftdebatte führen würden. Ich wollte mehr…

Dirk Maxeiner:
Nein, nein, ich wollte nur darauf hinweisen. In dieser Debatte verzettelt man sich nämlich sehr leicht auf Nebenkriegsschauplätze…

Michael Naumann (greift zum Tablett mit den vorbereiteten „Co2-Killern“):
Aber dies ist einer der interessantesten Nebenschauplätze…
***

Mit vielen freundlichen Grüßen aus Berlin,
Verena Keysers

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 21.04.2024 / 06:15 / 121

Der Sonntagsfahrer: Fahrverbote und Gesetze, die niemand einhalten kann

EU und Bundesregierung verabschieden immer weltfremdere Gesetze und schreiben Lösungen vor, die es schlicht nicht gibt.  Der sogenannte Klimaschutz wird dabei immer menschenfeindlicher, der Bürger willkürlich…/ mehr

Dirk Maxeiner / 14.04.2024 / 06:15 / 62

Der Sonntagsfahrer: Der Augsburger Gasballon

Augsburg ist eine Stadt von Friedensfreunden. Die schritten vergangene Woche aber zur Generalmobilmachung. Grund: Das Gasnetz soll früher oder später weg. Wenn es um Friede,…/ mehr

Dirk Maxeiner / 07.04.2024 / 06:00 / 119

Der Sonntagsfahrer: Betteln um die Pleite

Trotz der gescheiterten E-Auto-Wende betteln einflussreiche Autohersteller darum, das Verbrennerverbot nicht infrage zu stellen. Die Wünsche der Kunden sind längst egal. Wer hält länger durch? Die…/ mehr

Dirk Maxeiner / 31.03.2024 / 06:15 / 58

Der Sonntagsfahrer: Ich will nachhause telefonieren

Der erhobene Zeigefinger liegt schon länger voll im Trend. Nationalspieler Antonio Rüdiger machte den ET und auch allerhand weitere Berühmtheiten gestikulieren, bis der Arzt kommt.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Dirk Maxeiner / 03.03.2024 / 06:15 / 79

Der Sonntagsfahrer: E-Autos in Quarantäne

Die Mobilitätswende ist mausetot. Jetzt steigt auch noch Apple mit seinem gehypten Autoprojekt aus. Was wirklich wächst, ist die Zahl der Abstellflächen für waidwunde E-Mobile.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com