Gestern rief mich Mottke Shomrat an. Er ist einer der ältesten Reiseführer in Israel,
und seit sehr vielen Jahren arbeitet er mit Reisegruppen aus Deutschland zusammen.
Für seinen Beitrag zur Annäherung zwischen Israel und Deutschland wurde ihm im Jahr
1995 das Bundesverdienstkreuz verliehen. „Ich habe beschlossen, den Orden
zurückzugeben“, erzählte er mir erzürnt. „Ich habe gelesen, das Felicia Langer den
Orden erhalten hat, und damit hat er für mich keinen Wert mehr.“
Felicia Langer wurde tatsächlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, nach
der Empfehlung des Oberbürgermeisters von Tübingen, der Stadt, in der sie seit Jahren
lebt. Die ehemalige Israelin und Rechtsanwältin, deren Tätigkeiten in Israel (äußert)
umstritten waren, verließ vor über 20 Jahren Israel und zog nach Deutschland um, und
in ihrer neuen Heimat betrieb sie scharfe und extreme anti-israelische Propaganda. Es
ist klar, dass die deutschen Medien großen Gefallen daran fanden – und noch immer
finden-, wie sie den jüdischen Staat verurteilte, vor allem, weil sie immer wieder
betont, dass sie als Jüdin und Israelin genau wisse, was dieser Staat sei, nämlich ein
düsterer Apartheid-Staat.
Felicia Langer, heute 79 Jahre alt, hat ihre giftige Zunge nicht verloren. In ihr
Repertoire hat sie jetzt auch Angriffe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel
aufgenommen, als sie die Unterstützung, die die Kanzlerin Israel gewährt, als
„skandalöses Verhalten“ bezeichnete.
Langer drückt auch dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad öffentlich
Unterstützung aus, und sie lobte seine Rede bei der Durban 2 Konferenz in Genf, bei
der er sagte, Israel sei ein rassistischer Staat und wieder einmal behauptete, den
Holocaust hätte es nicht gegeben. Den Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnet
Langer als „Filiale Israels“.
Als in Deutschland bekannt wurde, dass Langer den Orden für „ihre humanitären
Aktivitäten, unabhängig von politischer, ideologischer oder religiöser Motivation“
erhalten hat, veröffentlichte Dieter Graumann, der Vizepräsident des Zentralrats, ein
Schreiben, in dem er gegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an eine Frau
protestiert, die den jüdischen Staat derart brutal angreift. Es ist jedoch klar, dass
dieser Protest nichts bewirkt hat.
Weil ich weiß, dass mir Deutschland niemals diese Auszeichnung anbieten wird, fällt es
mir leicht zu erklären, dass mit allem Respekt vor dem Oberbürgermeister von
Tübingen sein Beschluss, dieser Dame das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, nicht
besonders klug war. Auch wenn sie sich für das eine oder andere humanitäre Thema
eingesetzt haben sollte, hätte er den Antagonismus in Betracht ziehen müssen, den
ihre Angriffe gegen Israel erwecken, und das nicht nur unter den Juden Deutschlands.
In Israel ist Langer Gott sei Dank schon lange „passé“, und viele haben sie sogar schon
vergessen. Das Problem ist nur, dass Felicia Langer, die ihr Paradies in Deutschland
gefunden hat, uns nicht vergessen will. Im Gegenteil: Für sie ist es leicht, den
„verbrecherischen“ jüdischen Staat von Tübingen aus anzugreifen, und dafür auch
noch sehr positive Reaktionen zu erhalten.
Und hier wiederhole ich, was ich schon mehrmals im Zusammenhang mit Anti-
Israelismus und Anti-Zionismus geschrieben habe und sage: So etwas gibt es nicht. Es
ist immer Antisemitismus. Auch wenn es sich bei dem Angreifer um eine Jüdin handelt.
Auch Gerad Menuhin, der Artikel in der neonazistischen und antisemitischen
„Nationalzeitung“ veröffentlicht, ist Jude.
Und großen Respekt für Mottke Shomrat, der beschlossen hat, aus einer Liga
auszutreten, in der jetzt auch Felicia Langer mitspielt.
C: Yedioth Aharaonot, 21.7.09
Siehe auch:
Noah und die Exodus
http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/840/aus_der_hoelle_in_den_alptraum.html