Henryk M. Broder / 16.01.2016 / 00:11 / 12 / Seite ausdrucken

Nicht Ausländer sondern Arschlöcher belästigen Frauen

Deutschland ist krank. Die Krankheit hört auf den Namen „Morbus Germanicus“. Das Krankheitsbild ist durchwachsen. Größenwahn verbindet sich mit Versagensängsten, Aggression und Depression liegen nah beieinander, Stolz und Scham wechseln sich ab. Mal sind wir Papst und mal Weltmeister der Herzen. Wir lieben das Fremde und heißen Fremde willkommen, die wir als eine „Bereicherung“ unserer müde gewordenen Kultur betrachten.

Wir sind es leid, von „alten weißen Männern“ regiert zu werden und wir unterwerfen uns dem Diktat einer alten weißen Frau, die eine erstaunliche Karriere hingelegt hat: Von der Sekretärin für Agitation und Propaganda der Freien Deutschen Jugend der DDR zur Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie sagt, sie wolle „Deutschland dienen“, zur Zeit ist sie dabei, Deutsch-land und Europa ins Chaos zu stürzen. Und weit und breit ist niemand da, der sich ihr in den Weg stellen würde. The show must go on.

Es sind wieder einmal die „kritischen Geister“ der Republik, die hauptamtlichen Vor- und Querdenker, die für eine Fortsetzung des Status quo sorgen. Was in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar in Köln. Hamburg, Stuttgart, Bielefeld und anderen Städten geschah, wäre ein guter Grund gewesen, unsere hysterische Fremdenfreundlichkeit zu überdenken. Einige haben es in der Tat getan, viele machen weiter, als wäre nur ein Kleinlaster voller Tomaten umgekippt.
Zum Beispiel die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die derzeit für ihr „Engagement in der Flüchtlingsfrage“ mit Preisen überschüttet wird. Sie postete auf ihrer Facebook-Seite den Spruch: „Nicht Ausländer sondern Arschlöcher belästigen Frauen“, als wäre das, was sich im Schatten des Kölner Doms abgespielt hatte, eine Fallstudie für Proktologen gewesen und keine Gewaltorgie, die sich gezielt gegen Frauen richtete. Und sie stellte fest: „Die Vorgänge in Köln, Hamburg, Stuttgart sind kein Auswuchs einer speziellen Kultur.“ Egal „ob auf dem Münchner Oktoberfest, in der U-Bahn oder auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln“, Gewalt gegen Frauen sei „so normal, so alltäglich, dass nur noch selten echte Empörung aufkommt“.

Offenbar kommt es alle Tage vor, dass Horden von christlichen Pfadfindern Jagd auf Frauen machen, was nur deswegen nicht bemerkt wird, weil es sich nicht um „Fremde“ handelt. Wenn „die Vorgänge“ in Köln, Hamburg, Stuttgart kein Auswuchs einer speziellen Kultur sind, sondern inzwischen normal und alltäglich, dann entfällt auch jeder Grund, sich über sie aufzuregen. Dann waren auch die Anschläge von New York, London, Madrid und Paris keine Auswüchse einer speziellen Kultur, sondern nur Unfälle, wie sie überall dort passieren, wo Menschen dicht gedrängt zusammen leben.

Jakob Augstein, Kolumnist bei Spiegel online, postete auf seinem Twitter-Account die Nachricht „Ein paar grapschende Ausländer und schon reisst bei uns Firnis der Zivilisation.“ Immerhin anerkannte er, dass es Ausländer waren, die da „gegrapscht“ hatten, den dadurch entstandenen Riss in dem „Firnis der Zivilisation“ buchte er dagegen auf unser Konto, wie er zeitgleich auf Facebook erklärte.

Die „minderschweren Straftaten“, um die es sich „in Köln vermutlich nämlich ganz überwiegend“ gehandelt habe, hätten nur unseren „Rassismus“, unsere „eigenen sexuellen Projektionen“  entlarvt. Denn: „Der triebhafte Araber ist ebenso eine Erfindung des Westens wie der schamlos-lüsterne Jude.“ Was in Köln passiert war, erinnerte Augstein an einen „Flashmob“, laut Lexikon sei das „ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei dem die Teilnehmer sich nicht persönlich kennen und ungewöhnliche Dinge tun“.

So redet und schreibt ein dekadenter Schöngeist, den nichts erschüttert, so lange es ihm nicht selbst zustößt.

So auch die grüne Ikone und inzwischen Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth; sie gab Welt Online ein Interview, in dem sie u.a. sagte, es werde jetzt „von vielen der Eindruck vermittelt, als würde sexualisierte Gewalt alleinig von außen zu uns ins Land getragen“,  wodurch „vernebelt wird, dass diese Form von Gewalt in Deutschland leider ein altes Phänomen ist“. Es sei „brandgefährlich“, dieses Thema „nun für eine Antiflüchtlingskampagne zu missbrauchen“. Dabei vergaß Frau Roth nicht zu erwähnen, es würden derzeit „Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien ausgelebt, auch gegen Menschen wie mich“.
Und während in einem internen Polizeibericht von einem „Spießrutenlauf“ die Rede war, den die Frauen durchlaufen mussten, spekulierten zwei Redakteurinnen des Berliner „Tagesspiegel“ über die Motive der Frauen, die Anzeigen erstattet hatten.
„Womöglich sind aber auch Frauen dabei, die gar nicht Opfer geworden sind, sondern aus politischer Überzeugung der Meinung waren, dass die Täter mit Migrationshintergrund oder die Flüchtlinge, die das Chaos auf der Domplatte für sexuelle Übergriffe ausgenutzt haben, abgeschoben gehören. Das hoffen sie womöglich mit einer Anzeige zu beschleunigen.“
Ja, der Morbus Germanicus bringt vieles zutage. Vor allem den Unwillen, die Dinge beim Namen zu nennen. Das trifft auch auf den Bundespräsidenten zu, der erst vor kurzem das Land, das er repräsentiert, in „Dunkel-deutschland“ und „Helldeutschland“ eingeteilt hat.

Beim traditionellen Neujahrsempfang für das Diploma-tische Corps letzten Montag warnte er davor, Religion und Terror miteinander zu vermischen,  denn: „Auch wenn im Laufe der Geschichte schon im Namen jeder Weltreligion gemordet worden ist, so gilt doch: Terror hat keine Religion.“

Und der gelernte Theologe Gauck hat keine Ahnung, wovon er redet.

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Michael Eberhard / 16.01.2016

Ich warte nur noch darauf, dass jemand behauptet, die sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht seien der Beweis für die Integration dieser jungen Männer aus Nordafrika, da die sexuelle Gewalt ein gerade für unsere Gesellschaft typisches Phänomen sei.

Gisela Tiedt / 16.01.2016

Ein weiterer Aspekt, den wir viel zu wenig beachten, ist die Tatsache, dass der Angriff der Silvesterraketen und Böller dem Kölner Dom galt, einem Symbol des christlichen Glaubens. Das war kein Zufall. Welcher Kirchenvertreter sprach dazu klare Worte?  

Josefa Proebstung / 16.01.2016

Hat unser Herr Bundespräsident, der Theologe Gauck, eigentlich schon den betroffenen Mädchen und Frauen sein Migefühl ausgesprochen? Ich habe bisher noch nichts Derartiges gelesen. Vielleicht habe ich eine Äusserung von ihm aber auch verpasst.

Ralf Schmode / 16.01.2016

Hallo, Herr Broder, es wäre naiv, davon auszugehen, dass die Medien, die in den letzten Monaten völlig kritiklos “Refugees welcome!” gejubelt haben, angesichts der Ereignisse von Köln plötzlich ihre Verpflichtung zur Wahrheit entdeckt hätten. Vielmehr wird von seiten des politischen und medialen Mainstreams versucht, Druck abzulassen, um die Meinungsführerschaft im “Flüchtlings"diskurs zurückzugewinnen. Deshalb würde in den vergangenen Tagen das berichtet, was sich nun gar nicht mehr totschweigen ließ, weil es über die sozialen Medien längst viral geworden war. Und deshalb kommen jetzt, ein paar Tage danach, allüberall die Relativierer aus ihren Löchern - man hält die Zeit für gekommen, den Pöbel in den Senkel zu stellen und wieder auf Linie zu trimmen. Das war schon nach “Charlie Hebdo” so - nach der ersten geheuchelten Welle des Entsetzens waren es deutsche “Qualitätsmedien”, die als erste damit begannen, den Islam aus der Schusslinie zu schreiben und den getöteten Redakteuren eine Mitschuld an ihrer Massakrierung zuzuschieben. Das kann auch gar nicht anders sein, weil das Dogma vom “edlen” Moslem, der dem dumpfdeutschen Nazi Kultur und Zivilisation beibringt, eine der zentralen Lebenslügen nahezu aller maßgeblichen deutschen Journalisten ist. Wahrheitsgemäß über Köln zu berichten bedeutet für diese Leute nicht einfach, einen erkannten Fehler zu korrigieren, sondern das eigene Weltbild zerschlagen zu müssen. Lange werden wir uns diesen Eiertanz wohl nicht mehr ansehen müssen. Im Heise-Newsticker war heute zu lesen: “Hasskommentare auf Facebook werden in Deutschland geprüft”. Man darf Wetten abschließen, ob, hätte es diese “Prüfung” zu Silvester schon gegeben, es ein einziger Augenzeugenbericht aus Köln in die sozialen Medien geschafft hätte. Dann wüßten wir vielleicht heute noch nicht, was in der Silvesternacht passiert ist.

Michael Geier / 16.01.2016

Ja, Deutschland ist krank - sehr krank. Bei dem krampfhaften Versuch der (vorgenannten) Deutschen, der Welt auf Teufel komm raus zu beweisen, dass sie keine Deutschen (mehr) sind, beweisen sie damit (dank peinlichen Fehlens jeglicher Art von Selbstreflexion) nur eins: Nämlich, dass sie immer noch durch und durch echte Deutsche sind.

Annett Preuss / 16.01.2016

Auf den Punkt gebracht. Danke, Herr Broder. Ich finde die Relativierungen der Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht und den Generalverdacht, unter den alle “nicht fremden ” Männer gestellt werden, einfach unerträglich. Natürlich hat das etwas mit der Kultur und Sozialisierung der mehrheitlich illegal Zugewanderten zu tun und damit auch mit der sie prägenden Religion. Da mögen Morgenmoderatorinnen oder andere selbst ernannte Apostel der Meinungshoheit noch so viel schwafeln. Sorgen bereitet uns auch,  dass sämtliche vollmundige Ankündigungen verschärfter Abschiebungen straffällig gewordener Fremder ins Leere laufen. Gerade nordafrikanische Staaten wie Marokko, Tunesien etc. nehmen diese Täter doch nie zurück. Das Wissen diejenigen auch und werden weiter machen. Placebotaktik fürs Wahlvolk. Wie schwächlich wirken die Versuche einiger Politiker, die Kanzlerin und ihre unsägliche Asylpolitik zu stoppen und wieder zu rechtsstaatlichen Verhältnissen zurück zu kehren. Ein Land im Chaos. Wir sorgen uns um die Zukunft unserer Kinder.

Frank Jankalert / 16.01.2016

Vergessen wir dabei nicht die Ideologie von der Kollektivschuld. Das Polit/Medien-Millieu, welches Herr Broder hier beschreibt, hält die Deutschen insgesamt verantwortlich für viel schwerere Taten. Was sind sexuelle Übergriffe gegen das Liefern von Waffen oder die koloniale Ausbeutung und Unterdrückung, die von den Deutschen ausgehen?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com