Ansgar Neuhof / 10.05.2017 / 20:00 / Foto: Joseph M. Buliavac / 0 / Seite ausdrucken

Neues Geschäftsmodell von “Netz-gegen-Nazis”

Von Ansgar Neuhof

2008 hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ das Internetportal „Netz-gegen-Nazis“ gegründet, 2009 hat die umstrittene Amadeu Antonio Stiftung die Leitung dieses Portals übernommen. "Die Zeit" war seitdem Kooperationspartner, ihr stellvertretender Chefredakteur Moritz Müller-Wirth war bis Ende 2016 im Beirat von "Netz-gegen-Nazis". "Die Zeit" hat für ihr Engagement beim "Netz-gegen-Nazis" zu Recht viel Kritik einstecken müssen. Denn diese Seite war nichts anderes als eine primitive und schändliche Instrumentalisierung des „Nazi“-Vorwurfs mit dem Ziel der Verunglimpfung von Andersdenkenden, die allein schon durch die (abwertende) Nennung auf dem Portal stigmatisiert wurden. Und zu den derart Stigmatisierten zählten unter anderem Persönlichkeiten wie Vera Lengsfeld sowie unabhängige Medien wie "Tichys Einblick" oder die "Achse des Guten" (Näheres siehe hier).

"Die Zeit" beendet Zusammenarbeit mit "Netz-gegen-Nazis"

Nunmehr wurde die Kooperation zwischen der "Zeit" und dem "Netz-gegen-Nazis" beendet. Zugleich wurde die Internetseite "netz-gegen-nazis.de" eingestellt und durch die Seite belltower.news abgelöst. Belltower.news kommt mit einer Bulldogge im Logo des Titels daher, passenderweise hat man dazu auf Facebook folgenden, etwas älteren Post von "netz-gegen-nazis" grafisch und farblich ganz oben platziert: „eine seite, die publik macht, was nazis treiben, ist richtig und wichtig. dass die hunde getroffen wurden, kann man in deren geheule bei den bewertungen lesen.“ Damit dürfte die auch der neuen Internetseite zugrundeliegende - unveränderte - Denkweise sicher treffend dargestellt sein.

Angeblich sei die Kooperation mit der "Zeit" seit 2009 nur technischer Natur gewesen, was aber so nicht stimmt: denn der Beirat von "netz-gegen-nazis" „steht der Redaktion beratend zur Seite“, so hieß es wörtlich bei "netz-gegen-nazis"; die technische Betreuung oblag einem externen Dienstleister. Und im Stiftungsrat der Amadeu Antonio Stiftung saß die "Zeit"-Journalistin Andrea Böhm. Sie ist auch weiterhin dabei, insofern ist die Verbindung zwischen der Stiftung und der Wochenzeitung noch nicht ganz gekappt. Zumindest mit dem "Netz-gegen-Nazis" will "Die Zeit" aber nichts mehr zu tun haben.

Änderung der Strategie? „Marktförmiger Extremist“ als der neue „Nazi“

Der Namenswechsel deutet auf eine gewisse Änderung der Vorgehensweise im Kampf gegen Andersdenkende hin. Die primitive Verunglimpfung als „Nazi“ soll möglicherweise durch eine etwas subtilere Vorgehensweise abgelöst werden. Denn wie auch die Betreiber von "netz-gegen-nazis/belltower.news" festgestellt haben, gibt es echte „Nazis“ ohnehin nicht oder kaum; die sind politisch marginalisiert. Der wirkliche Gegner ist die Mitte der Gesellschaft, das liberale und konservative Bürgertum oder was von ihm noch übrig ist. In dieser Weise äußert sich die neue Seite "belltower.news":

"Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist in Deutschland weit verbreitet - und beeinflusst den Alltag vieler Menschen weit mehr als der organisierte Rechtsextremismus."

Dieses Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist eine neue Sprechblase, die der Aufsichtsratsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Andreas Zick, maßgeblich mitentwickelt hat und seit Jahren erfolgreich propagiert und die mittlerweile bereitwillig von vielen anderen, vor allem auch Politikern (und nicht nur solchen vom Bundesfamilienministerium) übernommen worden ist. Wie Zick in der von ihm miterstellten Rechtsextremismus-Studie "Gespaltene Mitte" behauptet, seien menschenfeindliche und rechtsextremistische Einstellungen angeblich insbesondere auch bei denen festzustellen, die der Ideologie des sogenannten „marktförmigen Extremismus“ (auch so ein neu geschaffener Begriff) anhängen.

Ein solcher "marktförmiger Extremist" soll laut Studie zum Beispiel sein, wer folgende Thesen mehr oder weniger bejaht: "Wer nicht bereit ist, was Neues zu wagen, ist selber schuld" oder "Menschliche Fehler können wir uns nicht mehr leisten" oder "Wer keine Ideen hat, wie er sich gut verkaufen kann, der ist selber schuld, wenn er scheitert". Das erinnert mehr an die sogenannte „einfache Sprache“ als an Wissenschaft. Und natürlich sind diese Thesen manipulativ formuliert und im Grunde nicht zustimmungs- oder ablehnungsfähig (wohl niemand wird einem Pflegefall zumuten, etwas Neues zu wagen, aber doch wohl jeder einem achtzehnjährigen Abiturienten; und wer wird als Passagier einem Piloten einen todbringenden Fehler erlauben wollen?). Durch diese pseudowissenschaftliche Herangehensweise und interessengeleitete Interpretation der Antworten wird der Versuch unternommen, liberale und libertäre Einstellungen und letztlich das christliche Menschenbild von der Eigenverantwortlichkeit des Menschen als menschenfeindlich und (rechts)extrem zu diskreditieren. Sozusagen: Der „marktförmige Extremist“ als der neue „Nazi“.

Foto: Joseph M. Buliavac U.S. Navy via Wikimedia Commons

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