Manfred Haferburg / 20.06.2016 / 06:01 / Foto: P. Lindgren / 2 / Seite ausdrucken

Nepper, Schlepper, Bauernfänger - grün lackiert

Focus Online hilft umweltbewussten Verbrauchern die "Umwelt retten und Geld sparenviel billiger als die Grundversorgung: das sind die besten Ökostromtarife“

Verbraucher, die über die staatliche Förderung hinaus etwas für die Energiewende tun wollen, können jederzeit selbst zu einem Ökostromtarif wechseln – und dabei häufig sogar auch noch sparen. …  Das Sparpotenzial zeigen die aktuellen Tarife, die das Vergleichsportal ermittelt hat. Im Juni 2016 bezahlt demnach ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 kWh im örtlichen Grundversorgungstarif im bundesdeutschen Durchschnitt 1211 Euro pro Jahr. Im günstigsten Ökostromtarif mit Gütesiegel und fairen Vertragsbedingungen kostet die gleiche Menge Strom nur 809 Euro. Das entspricht einer Ersparnis von 402 Euro pro Jahr.“

Die angebliche Ersparnis beträgt ein Drittel des Preises, wer könnte da widerstehen? Gleichwohl lohnt sich ein Blick in das im Artikel gezeigte Verivox-Tortendiagramm der Strompreiszusammensetzung: 54% des Strompreises sind nämlich fix: Steuern, Umlagen und Abgaben – also vom Staat kassierte und teilweise umverteilte Anteile. Von den verbleibenden 46% sind etwa 25% Netzentgelt, also die Kosten für den Stromtransport mittels Überlandleitungen. Die Höhe der Netzentgelte wird von der Bundesnetzagentur reguliert. Lediglich 21,5% der Kosten, den Anteil für Energieerzeugung, -beschaffung und den Vertrieb, können die Stromanbieter selbst beeinflussen.

Bekommen die ihren Strom kostenlos beim Roten Kreuz?

Nun erkläre mir bitte mal jemand, wie ein Ökostromtarifanbieter 33% (ein Drittel) einsparen will von den 21,5% der Kosten, die er selbst beeinflussen kann? Haben die „billigen“ Ökostromer eine Methode entdeckt, wie man Strom ohne Leitungen zum Kunden bringt? Bekommen Sie ihren Strom kostenlos beim Roten Kreuz? Spenden die Windbarone und Sonnenkönige von ihren Subventionen um die gebeutelten Stromkunden-Retter-der-Umwelt zu entlasten?

Aber all das ist natürlich Blödsinn, so wie der ganze Focus-Online-Artikel. Weiter unten entlarvt sich der anonyme Online-Autor selbst: „Bei der Auswahl des Stromtarifs ist den meisten Kunden nach wie vor der Preis am wichtigsten“, sagt Jan Lengerke von Verivox. „Wenn der ökologische Mehrwert das Angebot nicht zu stark verteuert, ist er jedoch ein schlagkräftiges Argument für umweltbewusste Verbraucher.“

Für zweifelhafte Empfehlungen werden unzweifelhafte Provisionen kassiert

Der „umweltbewusste Verbraucher“ sollte wissen, dass Verivox ein professionelles Vergleichsportal ist, das bei Kundenwechsel leise und heimlich Provisionen kassiert. Und dann muss er noch wissen; dass Verivox das „Partner-Portal“ von Focus Online ist, die auch Geld brauchen. Der ganze Artikel ist nichts weiter als schlichte Reklame, Werbung, die im politisch korrekten grünen Gewand daherkommt – allerdings nicht als solche gekennzeichnet. Umweltbewusste Kunden sollten auf der Hut sein, die Pleiten von Teldafax, Flexstrom, Optimal-Grün und Löwenzahn-Energie lassen grüßen.

Aber wenn ich‘s mir recht überlege, gönne ich den umweltbewussten Kunden, die bei einem Unternehmen namens „Löwenzahn-Energie“ ökologischen Billigstrom beziehen wollten, dieses Lehrgeld. Es wäre viel besser für die Umwelt gewesen, sie hätten das verlorene Geld in einen NukleoStopp-Filter investiert, der garantiert keinen Atomstrom durchlässt. Übrigens entwickelt die gleiche Firma gerade einen tragbaren „Genfood-Detektor“ und einen „Gammelfleisch-Warner“ (spricht auch auf BSE-belastetes Fleisch an). Auf Grund der übergroßen Nachfrage empfiehlt sich für den umweltbewussten deutschen Verbraucher eine rechtzeitige Vorbestellung.

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 20.06.2016

Das größte Sparpotential für den Stromkunden wäre die Möglichkeit, entsprechend der in der EU allgemein üblichen und propagierten Freiheit von Warenverkehr und Dienstleistungen auch den Energiemarkt frei zu geben, d. h. die bisher staatlich unterbundene Möglichkeit zu eröffnen, zu einem (“Atom”-)  Stromproduzenten   aus Frankreich oder meinetwegen Tschechien oder Polen genau so leicht zu wechseln wie von einem zum anderen inländischen Anbieter, wobei diese sich im Preis kaum etwas tun. Aber diese Möglichkeit wird massiv seitens unserer Regulanten unterbunden, u. a. weil die merkelsche Energiewende damit toter wäre als “Ötzi”. Also werden wir gezwungen, trotz ständig fallender Preise an den Strombörsen ständig höhere Preise dank der Gebühren überfrachteten staatlich-deutschen Energieplanwirtschaft zu löhnen. Wer eine praktikable Idee zur Öffnung dieser EU internen speziellen Handelsbarriere hat, möge diese öffentlich machen.

Frank-Peter Ludwig / 20.06.2016

Das “Produkt” NukleoStopp ist, wenn auch etwas versteckt, als Satire gekennzeichnet. Jedem halbwegs gebildeten Laien müßte klar sein, daß nur Ökostrom eine ausreichend starke tachyonische Signatur aufweist, um hinreichend sicher detektiert und gefiltert werden zu können (so wie es z.B. die Bahn macht).

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