Wolfgang Mayr, Gastautor / 02.02.2018 / 14:37 / Foto: G2musicgroup / 15 / Seite ausdrucken

Nehmt die syrischen Kurden auf!

Deutsche Panzer unter dem türkischen Halbmond walzen das multinationale Nord-Syrien nieder. Die kurdischen Milizen sind zum Abschuss freigegeben worden. Die bisherigen Partner der syrischen Kurden, Putin-Russland und Trump-USA, brauchen den Mohren nicht mehr. Der Mohr durfte die Hauptlast im Kampf gegen die IS-Banden tragen, er machte sich damit überflüssig.

Der Pate des sogenannten Islamischen Staates, der islamische Staat des türkischen Präsidenten Erdogan, begründet seinen Krieg gegen die Kurden mit dem notwendigen Kampf gegen den Terror. IS-Mentor Erdogan erhielt die dafür notwendigen Waffen aus Deutschland. So wie 1915, als das deutsche Kaiserreich logistische Hilfe den Jung-Türken leistete – zum Massenmord an den Armeniern.

Deutsche Politiker und Medien übernehmen die Slogans von Präsident Erdogan, seine Armee bekämpfe und bombardiere die Kurden-Miliz. Keine Kollateralschäden? Kurden aus dem Kriegsgebiet um Afrin hingegen erheben schwere Vorwürfe: Die türkische Armee setze bei ihren Angriffen auf friedliche kurdische Dörfer auch Rüstungsgüter und Waffen aus Deutschland ein.

Krieg mit deutschen Waffen

Für die Menschen in Afrin tragen also die deutsche Bundesregierung und die deutschen Rüstungsbetriebe deshalb Mitverantwortung für die Bombardements, die die Bevölkerung treffen. Mit Leopard-II-Panzern und deutschen Luft-Boden-Raketen führt die türkische Armee, erprobt im Terror gegen die kurdische Bevölkerung in der Türkei und im Nord-Irak, einen Angriffskrieg.

Deutschland stattete die Türkei in den vergangenen Jahren großzügig mit funktionierenden Waffensystemen aus. Der deutschen Bundeswehr mögen diese Geräte fehlen, nicht aber dem Nato-Partner Türkei. 2017 genehmigte die Bundesregierung Waffen- und Rüstungsexporte in die Türkei mit einem Gesamtwert von fast 60 Millionen Euro: Infrarot-Wärmebildausrüstungen, Marinespezialausrüstung und Zubehör, militärische Luftfahrzeuge und Technik sowie ABC-Schutzausrüstung, Reizstoffe, militärische Elektronik, Feuerleitanlagen und Handfeuerwaffen haben im vergangenen Jahr maßgeblich zur Aufrüstung der türkischen Armee beigetragen.

Von Islamisten eingekesselt

In der Region Afrin leben eine Million Menschen. Die Hälfte von ihnen sind Flüchtlinge aus Aleppo. In Afrin gibt es weder Bunker noch einen anderen wirksamen Schutz gegen Bomben und Granaten gegen Zivilisten. So müssen Frauen, Kinder und Alte in den Berghöhlen Zuflucht suchen. Ihre Lage ist besorgniserregend. Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff waren schon lange knapp, denn Afrin ist seit Jahren von der Türkei und syrischen Islamisten eingekesselt. Von außen kamen keine Hilfsgüter in die Region.

Für das Leid in Afrin und im restlichen Nordsyrien trägt also auch Deutschland ein großes Stück Verantwortung. Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Gabriel könnten Erdogan helfen und die Kurden Nord-Syriens in Deutschland willkommen heißen.

Die Kosten dafür sollten die Rüstungskonzerne bezahlen. Haben sie doch bei der Vorbereitung dieses Krieges satt verdient.

Foto: G2musicgroup CC-BY-SA 4.0, via Wikimedia

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Leserpost

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Wolfgang Kaufmann / 02.02.2018

Es ist das bekannte Problem von Wertegemeinschaften. Sobald ein Partner aus den gemeinsamen Werten ausschert, sollten ihm die übrigen Partner eigentlich sofort die Gemeinschaft kündigen. Doch hat Brüssel bisher gegen die Größte Geisterfahrerin aller Zeiten noch nichts unternommen. Oder eben die NATO in Richtung Hohe Pforte.

Alexander Rostert / 02.02.2018

Auch für diesen Krieg gilt: Es sind die Menschen, die töten, nicht die Waffen. Bräuchte es deutsche Waffen, um in kürzestmöglicher Zeit einen Völkermord zu begehen, dann wäre Ruanda mit seinen Machetenmassakern nicht geschehen, läge es an der Zahl verfügbarer deutscher Waffen, ob ein Konflikt ausbricht, so hätten wir im eigenen Land längst unausgesetzt den heftigsten Bürgerkrieg. Und: Wollen Sie nun auch den Export von Solinger Messern verbieten?

Werner Mayr / 02.02.2018

Die deutschen Waffen sind doch bloß eine politisch korrekte Allmachtsphantasie: Denkt irgend jemand, ohne diese Waffe, wäre der Konflikt nur ein wenig anders? Nebenbei kommt heraus, dass der Leo 2, angeblich der beste Panzer der Welt, massive Mängel hat (wurde ca. 10mal in Syrien mit handelüblichen russischen Panzerabwehrsystemen zerstört).

Patrick Kaufhold / 02.02.2018

Türken und Kurden tragen jetzt schon ihre Streitigkeiten auf deutschem Boden aus und dann sollen wir noch mehr Konfliktpotential importieren? Gute Idee! Wir haben ja noch nicht genügend islamische Erdogan-Follower und kommunistische PKK-Sympathisanten im Land…

Klaus Peter / 02.02.2018

Es kann sich nur noch um Stunden handel, bis Berlin & Brüssel Sanktionen gegen die Türkei wg. dieses Angriffkriegs verhängen ;-)

Wolfgang Richter / 02.02.2018

Von den Erdoganschen Waffen-Handels-Partnern Germaniens, so Gabriel aus Merkles Kabinett und 100%Schulzens - Nahles -Partei, weit und breit nichts zu vernehmen. Vermutlich haben sie wegen der Groko-Sondierungen grad keine Zeit, sich um die Erdogansche Kriegs- politik zu kümmern. Und wenn sich einer von denen aufregt, u.a. über vorliegenden Text, dann vermutlich über die politisch unkorrekte Verwendung des im klassischen Zusammenhang genannten “Mohren”. Das ist mindestens so wichtich, wenn nicht überhaupt der Knackpunkt im Text. Was machen eigentlich zur Zeit die Bundeswehrsoldaten, die entsandt sind, Kurden an deutschen Waffen auszubilden?

Roland Müller / 02.02.2018

Nein Herr Mayr, wir sollten Deutschland nicht zum Schlachtfeld von innenpolitischen und religiösen Konflikten außerhalb von Deutschland verkommen lassen Wir sind bereits reich mit einheimischen und zugewanderten gewalttätigen Chaoten vom religiösen Extremisten bis zum Maoisten gesegnet. Das Fass ist randvoll.

Sabine Schönfelder / 02.02.2018

Jeder und alles ist in Deutschland mittlerweile hochmoralisch. Das beginnt bei der Kanzlerin, geht übers Essen bis hin zu sexuellen Verhaltensregeln ( gilt nur für Einheimische). Die Kurden werden mittels deutscher Rüstung niedergestreckt und Herr Gabriel lädt den dafür verantwortlichen Außenminister zu sich nach Hause zum Tee ein. Halleluja.

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