Von Klaus-Peter Dahm
Wie hat sich die globale Temperatur entwickelt? Im vergangenen Jahrhundert ist die globale Temperatur laut IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – „Weltklimarat“) um 0,74°C (IPCC-Bericht AR 4, 2007) oder 0,85°C (IPCC-Bericht AR 5, 2013/14) angestiegen. Einige Kritiker bestreiten dies bis heute und führen Unregelmäßigkeiten bei der Auswahl der Messstationen, Datenanpassungen bzw. Manipulationen oder die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung an. Allerdings haben Forscher aus Berkeley, USA, schon 2010/11 alle verfügbaren Temperaturdaten – immerhin 1,6 Billionen Daten aus 16 Archiven – ausgewertet und bestätigt, dass die Globaltemperatur, also die durchschnittliche oberflächennahe Lufttemperatur, im 20. Jahrhundert angestiegen ist. Sie kommen auf einen Anstieg von 0,91°C. Damit sollten die Kritiker akzeptieren, dass tatsächlich eine Erwärmung stattgefunden hat.
Aus der Tatsache, dass sich das Klima wirklich verändert hat, wird nun vielfach auf eine menschliche Ursache dieses Klimawandels geschlossen. Offenbar sei das Klima in der Vergangenheit konstant gewesen, so die irrige Annahme und erst durch die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen – verbunden mit der Freisetzung von Treibhausgase – komme es nun zur globalen Erwärmung. Dies ist allerdings ein Fehlschluss.
Das Klima war auch in der Vergangenheit nicht konstant. In der Quartär- oder Eiszeit-Periode, die vor 2,6 Millionen Jahren begann und in der wir noch immer leben, wechselten schon etwa 20mal längere Kaltzeiten mit kurzen Warmzeiten. Auch in unserer heutigen Warmzeit, dem Holozän (Beginn vor 11.600 Jahren), ist eine Erwärmung keinesfalls ein Novum. Schon sechsmal stiegen die Temperaturen an und fielen dann wieder. Die früheren Temperaturmaxima erreichten mindestens das heutige Temperaturniveau oder übertrafen es, zum Teil sogar deutlich.
Der heutige Klimawandel verläuft auch nicht besonders schnell
Der Temperaturhöhepunkt des Holozän war bereits vor 7.500 Jahren erreicht. Seitdem fallen die Temperaturen in der Tendenz leicht! In der Erdgeschichte existierten sogar heiße Perioden, deren Temperaturen unsere heutigen Werte mindestens um 10°C überstiegen! Unsere gegenwärtige globale Erwärmung ist also weder neu noch besonders stark. Im Gegenteil handelt es sich um eine eher schwache Klimaänderung.
Und dieser heutige Klimawandel verläuft auch nicht besonders schnell, wie oft behauptet wird. Als die letzte Kaltzeit zu Ende ging und die heutige Warmzeit begann stiegen die Temperaturen zeitweise um 2 bis 3°C in der Dekade, beim heutigen Klimawandel waren es aber nur maximal 0,2°C pro Dekade (zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts). Wir haben es gegenwärtig also keinesfalls mit einem beispiellosen und dramatischen Klimawandel zu tun, wie vom IPCC behauptet wird. Selbst wenn die Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts noch um weitere 3°C steigen würden (maximales IPCC-Szenarium), so befänden wir uns noch immer im normalen natürlichen Schwankungsbereich des Klimas.
Seit 1998 hat sich der Temperaturanstieg – zumindest bis 2013 – nicht weiter fortgesetzt. Die Klimamodelle des IPCC hatten eine derartige Stagnation nicht vorgesehen. Kritiker des IPCC sehen in der Temperaturstagnation einen Hinweis darauf, dass das Modell vom menschlich verursachten Klimawandel nicht stimmen kann. 2014/15 und wohl auch 2016 sind nun wieder überdurchschnittlich warme Jahre. Ob es sich um die Fortsetzung der globalen Erwärmung oder um den kurzzeitigen sog. El Niño-Effekt handelt, ist noch unklar. Unstrittig ist die Temperaturstagnation ab 1998 über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren. Diese unvorhergesehene und laut AGW-Modell an sich auch „verbotene“ Erwärmungspause versucht das IPCC dadurch zu erklären, dass sich zwar die Luft nicht weiter erwärmt habe, dafür aber die Ozeane umso mehr. Für diese These existieren allerdings keine Beweise.
Erschwerend kommt hinzu, dass nur unzureichende Messergebnisse für die Ozeane vorliegen. Aus den existierenden Daten lässt sich ableiten, dass sich das Ozeanwasser ganz ähnlich wie die oberflächennahe Luft im vergangenen Jahrhundert leicht erwärmt hat. Dies betrifft insbesondere die oberflächennahen Wasserbereiche, ist aber auch noch in Tiefen bis 700 m, z. T. sogar bis 2000 m, nachweisbar. Ähnlich wie bei der oberflächennahen Luft stagniert die Erwärmung des Ozeanwassers ab den Jahren 2000/2005 oder hat sich zumindest erheblich abgeschwächt. Eine besonders starke Erwärmung der Ozeane ab 1998 in Kompensation zur fehlenden Erwärmung an der Erdoberfläche ist nicht zu beobachten. Dies gilt auch für größere Tiefen. Die Langzeit-Temperaturentwicklung der Ozeane spricht ebenfalls nicht für die Vorstellung des IPCC. So ergaben Untersuchungen, dass die Temperatur des Pazifiks in den letzten 7.000 bis 8.000 Jahren um ca. 2°C gefallen ist. Wir haben es also heute nicht mit einer beispiellosen Erwärmung des Ozeanwassers zu tun. Für eine selektive Erwärmung der Ozeane fehlen im Übrigen auch plausible Transportmechanismen.
2100 wird der Meeresspiegel maximal 20 cm höher liegen als heute
Wie hat sich der Meeresspiegel verändert? Der heutige Anstieg des Meeresspiegels begann schon vor 18.000 Jahren am Ende der letzten Kaltzeit. Zwischen 15.000 und 11.000 Jahren vor heute betrugen die Anstiegsraten 25 bis 30 mm/Jahr, dann bis 7.000 Jahre vor heute immerhin noch 15 mm/Jahr. Danach stieg das Meer durchschnittlich nur noch um weitere 3 m an. Heute beträgt der Anstieg knapp 2 mm/Jahr. Eine Beschleunigung des Anstiegs ist weder bei den Pegelmessungen noch bei den Altimeter-Radar-Messungen, die seit 1993 möglich sind, zu beobachten.
Bei den im Vergleich zu den Pegelmessungen insgesamt höheren Altimeter-Daten (durchschnittlich 3,2 bis 3,3 mm/Jahr) liegt ganz offensichtlich ein Kalibrierungsproblem vor, denn die primär gemessenen Werte betragen weniger als 1 mm/Jahr. Diese Anstiegsraten sind völlig unbedenklich. Am Endes des Jahrhunderts wird der Meeresspiegel maximal 20 cm höher liegen als heute.
Beim Streit in der Meeresforschung um die „wahren“ Anstiegsraten ist zu beachten, dass die Erde keine ideale Kugel, sondern ein Geoid ist. Die Erde hat die Form einer Kartoffel mit Höhenunterschieden der Oberfläche von über 150 m. Dies gilt selbstverständlich auch für den Meeresspiegel, der keinesfalls überall steigt, sondern regional auch fällt! Letzteres trifft z. B. für den Indischen Ozean zu.
Der mittlere globale Meeresspiegel (GMSL) ist eine theoretische Größe, bei deren Bestimmung schon Kalibrierungen subjektiver Art einfließen. Sicher ist, dass der Meeresspiegel heute im globalen Mittel nur sehr wenig ansteigt – weit weniger als zu Beginn unserer Warmzeit – und sich dieser äußerst geringe Anstieg auch nicht beschleunigt.
Der Meeresanstieg in den vergangenen 18.000 Jahren um immerhin 130m ist natürlich vor allem dem schmelzenden Eis nach der jüngsten Kaltzeit geschuldet. In einer Warmzeit wie dem heutigen Holozän dominieren üblicherweise Schmelzprozesse; dies gilt insbesondere für Zeiten erhöhter globaler Temperaturen, wie wir sie gegenwärtig erleben und wie sie aber auch schon in der Vergangenheit mehrfach aufgetreten sind. Derartige Schmelzprozesse sind derzeit vor allem an den Hochgebirgsgletschern zu beobachten. Die Schmelzprozesse sind weder einmalig noch von Dauer, wie die Rekonstruktion der Alpenvergletscherung zeigt: Schon achtmal zogen sich die Gletscher zurück und vergrößerten sich anschließend auch wieder. Wir erleben derzeit keinesfalls den größten je beobachteten Gletscherschwund; ihre geringste Ausdehnung hatten die Alpengletscher schon vor 7.500 Jahren während des holozänen Temperaturmaximums!
Und die Eisschmelze beschleunigt sich auch nicht, wie man zumindest beim Landeis auf Grönland zu beobachten glaubte. Seit zwei Jahren ist eine Trendumkehr zu sehen. Auch der immer wieder bemühte Rückgang des Meereises hat seinen Schrecken verloren: Seit 2012/13 wächst das arktische Meereis wieder. Beim antarktischen Meereis konnte ohnehin seit Beginn der Messungen kein Rückgang, sondern eine stetige Vergrößerung (!) festgestellt werden. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn die Temperaturen in der Antarktis steigen nicht, wie das AGW-Modell vorsieht, sondern fallen. 2010 wurde der alte Kälterekord in der Antarktis gleich um 4°C unterboten. So ist denn auch die Annahme des IPCC, dass das Eis der Antarktis abnimmt, äußerst strittig. Jüngste Untersuchungen sprechen eher für eine Vergrößerung der Eismasse der Antarktis, wo sich immerhin 90% der Eis-Menge unseres Planeten befinden.
Von einer dramatischen Eisschmelze zu sprechen, ist also abwegig. Die noch im IPCC-Bericht aus 2007 enthaltene Behauptung, wonach die Himalaya-Gletscher schon 2035 verschwunden sein werden, hat sich als Falschmeldung erwiesen und musste vom IPCC im letzten Bericht 2013/14 zurückgenommen werden.
In der nächsten Folge lesen sie morgen: Extremwetter und Ozeanversauerung
Der Autor, Dr. Klaus-Peter Dahm, legt Wert auf den Hinweis, dass er keine Beziehungen zur Kohle-, Öl- oder Kernkraftindustrie pflegt oder gepflegt hat. Er ist parteilos und auch nicht Mitglied bei Organisationen von „Klima- oder Energiewende-Skeptikern“. Der Autor ist pensionierter Naturwissenschaftler (Geochemiker), der sowohl in der Rohstoff-forschung als auch in der Grundlagenforschung gearbeitet hat. Nach der Wende 1989/90 war er 10 Jahre als kommunaler Spitzenbeamter tätig und hat dadurch gelernt, auch unterschiedliche rechtliche, ökonomische und technische Sachverhalte zu bewerten.
Diese Serie basiert auf Klaus Peter Dahms kürzlich erschienen Buch Vom Klimawandel zur Energiewende. Eine umfassende Prüfung der zugrundeliegenden Annahmen.
Hier alle Folgen der Serie:
Folge 1
Folge 2
Folge 3
Folge 4
Folge 5
Folge 6
Folge 7
Folge 8
Folge 9
Folge 10