Wenn es eine Rolle gibt, die Angela Merkel vollumfänglich auszufüllen vermag, dann ist es die des Elefanten, der durch den Porzellanladen trampelt. Während sich die Turmbauer zu Brüssel gerade in den Haaren liegen wie nie zuvor, hat sie gestern alles getan, um weiteren Streit anzufachen. Abermals versetzte sie den anderen Mitgliedsländern der EU einen Fußtritt im Bewusstsein ihrer deutschen Allmächtigkeit.
Da das Geld in den Kassen der Gemeinschaft knapp wird, sobald die Briten nach ihrem Brexit nichts mehr einzahlen – es droht eine Lücke von 12 bis 14 Milliarden Euro jährlich - sollen die verbliebenen Staaten ihre Beiträge so aufstocken, dass die Sause wie gewohnt weiter gehen kann. Im Gegenzug, so Merkels Plan, würde die Zuteilung der Brüsseler Gelder an die Länder abhängig gemacht werden von deren Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Wer dazu nicht willens ist, der muss sehen, wo er bleibt.
Wem außer der deutschen Bundeskanzlerin könnte eine solche Erpressung einfallen. Da hat sie erst halb Europa mit einer Heerschar arabisch-moslemische Zuwanderer überschwemmt, ohne sich vorher mit den Regierungen der übrigen Länder abzusprechen, und nun sollen sie bestraft werden, nur weil sie sich weigern, die Suppe mit auszulöffeln, die Frau Merkel den Europäern 2015 eingebrockt hat.
Das Loch von Brüssel
Die Polen haben sich sofort an die Stirn getippt. Wer so ein „politisches Manöver“ plane, begehe einen „Fehler“, warnte ihr Europaminister. Am Ende könnte es sogar ein Fehler sein, der die Polen als nächste aus der EU treibt. Haben sie doch schon länger die Nase voll von der Brüsseler Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten.
Es täte sich womöglich ein schwarzes Loch auf, in dem ein Mitgliedstaat nach dem anderen versinken würde. Ohnehin hatten die Niederlande und Österreich bereits vorsorglich erklärt, keinen müden Euro zum Ausgleich der Verluste durch den Brexit berappen zu wollen.
Ob sich Merkel von solcher Aufsässigkeit wird aufhalten lassen, ob sie überhaupt noch etwas wahrnimmt bei ihrem Marsch durch den europolitischen Porzellanladen, bleibt freilich abzuwarten. Hat sie doch längst erfahren, dass sich in der Politik alles, was einem an Verstand und Respekt abgehen mag, gut und gerne durch penetrante Ignoranz ausgleichen lässt.