Gero Ambrosius
Lieber AStA,
seit einiger Zeit herrscht an der Universität Münster ein Konflikt um das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT), den geplanten Bau einer Uni-Moschee und die studentische Gruppe Free Minds, die hierzu Kritik übt. Der AStA hält sich aus dieser Debatte bislang weitestgehend raus.
Warum nur? Interessiert es euch als Studierendenvertreter nicht, wenn das Rektorat und ein Institutsleiter eurer Hochschule eine kritische studentische Gruppe der Polemik bezichtigt, sie als „selbst ernannte Freigeister“ diffamiert und ihr schließlich vorwirft, eine inhaltliche Auseinandersetzung abzulehnen - aber gleichzeitig mit keiner Silbe auf die umfangreich vorgetragenen Argumente dieser Gruppe eingeht? Ärgert ihr euch nicht darüber, dass der Institutsleiter in väterlicher Pose die Studierenden wie verirrte Schäfchen zur Belehrung in sein Institut einlädt, aber nicht den Mumm oder die Argumente hat, auf die öffentlich vorgetragenen Kritikpunkte öffentlich einzugehen?
Die Kritikpunkte der Gruppe Free Minds, die offensichtlich auf handfesten und harten persönlichen Erfahrungen und gründlicher inhaltlicher Auseinandersetzung beruhen, sind Punkte, die unsere Gesellschaft als Ganzes betreffen und es verdienen, auch an der Universität in Münster offen diskutiert zu werden. Hier wird nicht aus politischen Träumereien und Abenteurertum heraus diskutiert, wie es in studentischen Gruppen sonst so häufig der Fall ist, hier werden begründete kritische Fragen zu wegweisenden Entwicklungen gestellt. Auf eurer Internetseite ist jedoch, ebenso wie in der Argumentation der Hochschulleitung, bislang nicht mehr zu finden als unkritische Allgemeinplätze. Die Position zu vertreten, dass Fundamentalismus und Extremismus im Islam nur Randphänomene und Reaktionen auf gesellschaftliche Ausgrenzung sind, ist kurzsichtig. Die Strategie zu verfolgen, durch Umarmung und Wegbereitung in die Strukturen unserer Gesellschaft auf ein Entgegenkommen und eine inhaltliche Mäßigung des organisierten Islam zu hoffen, ist populär und sicher sehr bequem - aber naiv.
Als ehemaliger AStA-Vorsitzender der FH Münster möchte ich euch dazu auffordern, den Mut aufzubringen, euch inhaltlich mit den Argumenten der Free Minds auseinanderzusetzen.
Ich fordere ferner alle studentischen Listen dazu auf, noch vor der StuPa-Wahl zur Debatte um die Uni-Moschee, das ZIT und die Gruppe Free Minds Stellung zu beziehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Gero Ambrosius, Berlin