Manch einer ist genervt, wenn er ungefragt in Büchern aufscheint, mit Klarnamen oder verschlüsselt. Einige Betroffene bemühten gar die Gerichte , um aus bestimmten literarischen Hervorbringungen getilgt zu werden.
Ein Novum ist folgender Fall. Unlängst führte ein älterer Herr Klage darüber, dass er im stark autobiografisch grundierten Roman einer früheren Flamme, nach seiner Erinnerung jahrelang sowohl seine Bett- als auch Parteigenossin, eben nicht vorkommt. Weshalb er zwar nicht gleich die Justiz einschaltete, aber wenigstens ein Medium auf das erlittene Unrecht aufmerksam machte.
Die Posse en détail: der Schriftsteller und Lyriker Peter Schütt, Mitbegründer der DKP und auch mal Vorstandsmitglied der einzig wahren Moskaupartei der BRD, sandte ein Hilfeersuchen an den Herausgeber einer linken Publikation. Er, Schütt, sei „an die sieben Jahre“ mit der Lyrikerin Ulla Hahn liiert gewesen. „Wir galten als das ‚Traumpaar der DKP’“, schwärmt er noch heute. Jedoch: „Sie bringt es in ihrem Opus magnum fertig, mich nicht mit einem Wort zu erwähnen.“
Diesem Skandal möge das Magazin mal nachgehen, bat Schütt den Herausgeber: „Gedächtniskorrekturen waren zu Zeiten Stalins gängige Praxis.“ Zwecks „Erleichterung der Recherche“ legte der schnöde Missachtete „Materialien“ aus dem „ersten Liebesjahr“ des Traumpaars bei, ferner einen „Werbeprospekt der DDR mit uns beiden.“ Oh ja, das war gewiss eine schöne Zeit für das realsozialistische Dreamteam Peter & Ulla. Doch das Glück zerbrach, woran auch immer. Auch politisch ging alles den Bach runter. Schütt, lange Zeit ein linientreuer Hofdichter der DKP, wurde in den späten 1980ern zunehmend aufmüpfig. Zeigte Sympathie für Gorbi, Perestroika und so weiter, flog konsequenterweise aus dem Parteivorstand. Fortan gestand er in Interviews nur zu gern, einer „Irrlehre“ angehangen zu haben.
Die Genossin seines Herzens hatte sich bereits 1976 vom kommunistischen Acker gemacht. Sie freite später den SPD-Nobelmann Klaus von Dohnanyi, hielt sich eng ans Justemilieu und avancierte zu „einer der wichtigsten Lyrikerinnen der Gegenwart“ (Wikipedia), obzwar manche Kritiker ihre Poeme als literarisches Zuckergebäck schmähten. Gegen Schütts Holzhammer-Agitprop können Letztere aber ganz gut bestehen.
Und Schütt? Wechselte einfach die Kirche. Dockte bei den Moslems schiitischer Prägung an. Sein spirituelles Zentrum ist seit langem die architektonisch wunderbare Blaue Moschee an der Hamburger Außenalster, ein vom Verfassungsschutz beobachteter Extremistentreff. Wohnsitzmäßig ist Schütt ins „Nasse Dreieck“ zwischen Hamburg und Cuxhaven zurückgekehrt, wo er geboren wurde. Dort stellt der Dichter auf Lesungen seine Lebenslinie vor. Sie geht ungefähr so: Moskau oder Mekka, Hauptsache totalitär.
Was aber begehrt der ewig Glaubenstrunkende noch von Ulla Hahn, seiner gewesenen, ideologisch längst verwesten Liebe? Nun, dies: Frau Ulla publiziert neben allerlei Versgut seit 2001 auch eine schier endlose Bestandsaufnahme altlinker Hoffnungen, Wirrungen und Enttäuschungen. Der vierte Band ihrer Linkenrevue ist im Spätsommer unter dem Titel „Wir werden erwartet“ erschienen. Und wer kommt darin nicht vor? Bingo, der Altgenosse Peter! Oder doch, er kommt zeitweise vor, ist aber im Buch eine sie. Ulla hat den Peter quasi gegendert. Er firmiert in Ullas Werk als „Genossin Marga Wiederbusch“. Welche Schmach für einen strenggläubigen Moslem!
Schütt hat für diese Hundsgemeinheit eine Erklärung gefunden: da sei wohl „Islamophobie“ im Spiel. Zitat: „Ulla Hahn hat es mir nie verziehen, dass ich mich nach meinem Abschied von der Partei nicht dem gewandelten Zeitgeist angepasst, sondern dem Islam zugewendet habe.“
Jetzt ist die Ulla am Zug. In den fünften Band ihrer Erinnerungen an die tollen Tage der Kommune müssen versöhnungshalber diese Zeilen im mitreißenden Ulla-Hahn-Sound rein (hier von mir leicht variiert), gewidmet ihrem Ex-Lover, dem Erleuchteten aus Basbeck-Osten:
WINTERLIED
Als ich heute von dir ging
fiel der erste Schnee
und ich war so blöd
ging in die Dekapeh