Tobias Kaufmann / 22.12.2006 / 17:39 / 0 / Seite ausdrucken

Mohammed schlägt die Prinzen

Namen sind ein Beweis. Wer wissen will, was in einer Gesellschaft mal en vogue war, dem können Namensstatistiken helfen. So kann man die Marotte vieler Ex-DDR-Bürger, ihre Kinder mit Namen wie Ronny oder Cindy zu beschenken, als subversive Annäherung an den amerikanischen Klassenfeind begreifen. Unvergessen auch die interessante Frage des TV-Moderators Friedrich Küppersbusch an den CDU-Politiker Rudolf Seiters: “Ihr Bruder heißt Adolf, Sie heißen Rudolf. Und wie waren Ihre Eltern sonst so?” Dass Seiters 1937 geboren wurde, braucht man da nicht extra zu erwähnen.

Gestern hat das britische Amt für Statistik die Liste der beliebtesten Vornamen 2006 veröffentlicht. 6928 Elternpaare tauften ihre Söhne Jack. Die Sensation steht auf Platz fünf: Unter Berücksichtigung dreier unterschiedlicher Schreibweisen hören 5175 neugeborene Briten auf den Namen Mohammed. Selbst die Namen der Prinzen, Harry und William, liegen mit 5006 und 4327 dahinter, ganz zu schweigen von James (4783) oder George (3386). Schon 2005 schlug der Name des Propheten (4610) die Prinzen. Damals war aber William (4534) beliebter als Harry (4101). Während der Grund für Letzteres in Klatschmagazinen nachzulesen sein dürfte, lässt der Run auf Mohammed Fragen offen. Ein genereller Trend ist nicht erkennbar: In Deutschland liegen Mohammed und Ali weit hinten. Dennoch dokumentieren die vielen Mohammeds eine Phase des wachsenden muslimischen Bevölkerungsteils in Europa. Der Prophet geht dabei voran: Unter den Top 100 findet sich kein anderer muslimischer Name. Kein Ali, kein Ismael, kein Osama.

Miguel de Cervantes, der spanische Dichter, hat gesagt: “Ein guter Name ist mehr wert als Reichtum.” Deshalb gleichen Minderheiten ihre Namenswahl der Mehrheit an, wenn sie Zugehörigkeit zeigen wollen. Offenbar ist Englands Muslimen das Gegenteil wichtig: Die Herkunft ihrer Söhne wird offensiv vertreten. Bei den Mädchen ist nichts Vergleichbares erkennbar. Bei ihnen kletterte Jayden 16 Plätze rauf. Jayden heißt die Tochter von Popstar Britney Spears - aber das ist eine andere Geschichte.

Kölner Stadt-Anzeiger, 22.12.06

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