Eugen Sorg, Gastautor / 10.06.2017 / 12:07 / Foto: Palickap / 8 / Seite ausdrucken

Mit Mohammed in die Zukunft

Von Eugen Sorg.

Der grosse Reporter Ryszard Kapuscinski schwärmte einst von der unermesslichen Vielfalt an Namen in ursprünglichen afrikanischen Gesellschaften. Kinder, berichtet er, erhielten dort ihren Namen oft in Verbindung mit irgendeinem Ereignis am Tag ihrer Geburt. Frischer Morgen kann zum Beispiel ein kleines Mädchen von seinen Eltern geheissen werden (wenn es im Morgengrauen geboren wurde), oder Akazienschatten (wenn es unter einer Akazie zur Welt kam), oder Die Geduldige (wenn die Niederkunft lange gedauert hat). Ein tansanischer Freund von Kapuscinski wiederum hiess Edu – eine Abkürzung für «education», weil an dem Tag, da Edu geboren wurde, in seinem Dorf die erste Schule eröffnet worden war. Und Kinder, die zur Zeit der ostafrikanischen Unabhängigkeit geboren wurden, erhielten nicht selten den Namen Uhuru (Kisuaheli für Unabhängigkeit).

Inspiriert von den Geburtsumständen berichteten die Namen nicht nur von der individuellen Geworfenheit ihrer Träger, sondern bildeten auch eine Art Volks-Gedächtnis. Mit der Ausbreitung des Christentums und des Islam allerdings kam diese kulturelle Tradition unter Druck und diese «blühende Welt der Poesie und Geschichte wurde», wie Kapuscinski mit Bedauern feststellt, «auf ein paar Dutzend Namen aus Bibel und Koran reduziert». Wie James und George oder Mohammed und Ibrahim.

Mohammed, Karim, Tariq, Ahmed, Abdelkader

Kapuscinski hatte diese Beobachtungen in den frühen Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts aufgeschrieben. Seither hat sich einiges wieder geändert. Im Zuge der Dekolonisierung kam es zur Rückbesinnung auf die kulturellen Überlieferungen des Schwarzen Kontinents und die Kreativität der afrikanischen Namensfindung – Schönes Kind, Sonntag, Grosse Freude, Voller Tränen – entfaltete sich erneut.

Jedoch hauptsächlich in den freieren, christlich geprägten Regionen, während in den muslimisch dominierten Ländern die Rangliste der populärsten Babynamen monoton gleich blieb. Mit Abstand häufigster Bubenname in Ägypten bis Mali ist Mohammed, nach dem Gesandten Allahs, Gründer des islamischen Imperiums und perfekten Menschen. Auf ihn folgen Karim, Tariq, Ahmed oder Abdelkader, je nach regionalem Gusto, aber immer und ausschliesslich Figuren aus der islamischen Heilsgeschichte.

Eine vergleichbare Entwicklung vollzog sich in Europa. Innerhalb einer Generation erlebte die christliche Religion, immerhin 2000 Jahre lang vorherrschende kulturelle und spirituelle Zentral­instanz einen atemberaubenden Verlust ihres Einflusses. Die Schwindsucht der sich leerenden Kirchen äussert sich nicht zuletzt auch in der Wahl der Babynamen. Honorige Taufnamen wie Martin, Markus, Paul oder Magdalena werden selten, Namen aus Popkultur – Kevin, Khaleesi, Tyron – oder neuheidnischem Hippiekult – River, Apple, Luna, Peaches, Honeyblossom – zieren zunehmend die Geburtsanzeigen stolzer Eltern.

Und jetzt auch in Wales und Brüssel

Ob sich der vor zehn Jahren verstorbene Kapuscinski über die neuen postchristlichen Namenskreationen gefreut hat, wissen wir nicht. Aber ein anderes Phänomen hat ihm sicher Sorgen gemacht. Gleichzeitig mit dem Niedergang des europäischen Christentums sind innerhalb weniger Jahrzehnte Millionen Menschen aus archaischen, konformistischen, islamischen Kulturen in Europa eingewandert. Der beliebteste Babyname in England und Wales, in Brüssel, in gewissen Stadtteilen von Paris und in anderen europäischen Zentren ist mittlerweile Mohammed. 

Demografen prognostizieren bis 2050 eine muslimische Mehrheit in einem müden Europa, das nicht mehr genügend Kinder produziert, um sich als originäre Kultur zu behaupten. Spätestens dann wird Mohammed der häufigste Name auf dem alten Kontinent sein, wie schon heute auf der ganzen Welt. Mit der Wahl eines Kindsnamens drücken die Eltern ihre Wünsche, Werte und Sehnsüchte aus. Obsiegt Mohammed, obsiegt die Trostlosigkeit. Nomen est omen.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung

Foto: Palickap CC BY-SA 3.0, via Wikimedia

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Leserpost

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Bernd leber / 11.06.2017

Nun ja: mit demographischen Prognosen über mehrere Jahrzehnte ist das so eine Sache: kann sein, kann auch nicht sein. Angesichts der derzeitigen 7%-Minderheit von Moslems in D besteht noch kein Grund, in Panik zu geraten. Problematisch ist eher die Tatsache, dass diese Minderheit zunehmend den politischen und sozialen Diskurs bestimmt.

Wilfried Cremer / 11.06.2017

Rein formal betrachtet ist die Lehre Mohammeds der große antichristliche Gegenentwurf eines Monotheismus für alle. Ein Prophet, ein Buch, ein Hass.

Steffen Lindner / 11.06.2017

“...ein Europa, das nicht mehr genügend Kinder produziert, um sich als originäre Kultur zu behaupten.”- Japan hat ein ähnliches Demografieproblem; die japanische Kultur wird sich trotzdem behaupten.Finde den Fehler.

Roland Harsy / 10.06.2017

Dürfte wie von Ihnen prognostiziert so kommen - und ist bedauerlich, sehr bedauerlich. Ich als Demokrat nehme das hin denn das ist von meinen Mitbürgern so gewollt, warum auch immer. Hoffentlich tütet man die Aufklärung wenigstens ein und holt sie später, leicht angestaubt wieder hervor sollten die Zeiten besser werden. Sollten die Mohammeds und ihre Unterstützer allerdings die Oberhand behalten dürfte erneut ein dunkles Zeitalter anbrechen. Eine nochmalige Renaissance wird es dann wohl nicht mehr geben.

Karl Renz / 10.06.2017

Ich halte es nicht mehr aus.

Horst Lange / 10.06.2017

Wissen Sie, ich freue mich auf diese Zeit. Warum? Wenn wir indigenen endlich in der Minderheit sind, kommen wir auch endlich in den Genuss privilegierter Rechte. Niemand darf uns mehr Hunderasse nennen, Christen dürfen ausnahmsweise am 25.12. einen freien Tag verbringen und endlich wird statt eines riesigen Kampfes gegen Rechts eine Aktion zur Wahrung der kulturellen Identität gestartet und der Karneval der Kulturen wird zum Fest deutscher Geschichte. Amen.

Bettina Diehl / 10.06.2017

Ein Europa, das nicht mehr genügend Kinder produziert… Auf der Achse oder bei Tichy hat einmal jemand folgendes geschrieben: ein Ehepaar, das berufstätig ist, überlegt, ob es sich ein Kind, oder ein weiteres Kind leisten kann. Ein Ehepaar, das von Transferteistungen lebt, wird reich durchs Kinderkriegen. Und ich ergänze, plötzlich wird auch Wohnraum geschaffen für Familien.  Aber auch davon profitieren leider nur Letztgenannte.

Frank Müller / 10.06.2017

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Sie auf die Zahlen kommen. Das Pew-Institut geht für 2050 davon aus, daß 10% der Europäer muslimischen Glaubens sein werden (“The Future of World Religions: Population Growth Projections, 2010-2050”).

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