Richard Wagner / 11.09.2011 / 19:12 / 0 / Seite ausdrucken

Mit der Maultrommel des Verschwörungstheoretikers

Nein, der Verschwörungstheoretiker betrachtet sich nicht als Teil der Verschwörung. Er versteht sich vielmehr als unvoreingenommener Beobachter der Ereignisse. Das stehe ihm zu, betont er im Gespräch. Schließlich verurteilt der Verschwörungstheoretiker bereitwillig die Gewalt. Für ihn sind die Auswirkungen eines Anschlags Ziele der Verschwörung.

Im öffentliche Raum nimmt der Verschwörungstheoretiker nur die Bühne wahr, an der ihn wiederum die Kulisse interessiert. Auf dem Theater wäre er der Kulissenschieber. Der Kulissenschieber souffliert nicht. Er konstatiert.

So kann die Verurteilungsrhetorik schnell zur Bezichtigungsode werden. Die Verschwörer kommen in den Augen des Verschwörungstheoretikers nicht aus dem Untergrund, sie bleiben vielmehr im Verborgenen der Chefetage. Im Verborgenen des Labyrinths, in dem er der Logik folgt. Es ist die Logik des offenen Geheimnisses.

Der Verschwörungstheoretiker ist der Gefangene seines Weltbilds. Jede Weltsicht produziert Weltbilder. Ihr Charakter ergibt sich aus der jeweiligen Weltsicht.

Der Verschwörungstheoretiker legt Wert auf die Feststellung, dass er zwischen Gut und Böse durchaus zu unterscheiden wisse. Er lasse sich nichts vormachen, und schon längst nicht von den angeblich Herrschenden.

Den Feind ortet er nämlich jederzeit im Inneren der eigenen Gesellschaft. Den äußeren Feind gibt es für den Verschwörungstheoretiker nicht. Für ihn gibt es nur das Feindbild, ohne das wir, wie seine Anhänger vermuten, nicht auskommen würden.

Nein, der Verschwörungstheoretiker ist nicht Teil der Verschwörung, er ist Teil ihrer Auswirkungen und gehört so zu ihren Zielen.

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