Sehr richtig, Herr Arning! Wer alle Freiheiten hat, ist zu nichts frei. Er ist im Limbo, dem ewigen Schwebezustand, der Vorhölle.
Das wird dem Zeitgeist folgend weder von Schulen des hiesigen Bildungssystems, noch von Eltern vermittelt und verlangt. Stattdessen wird nach Schule erst einmal mindestens 1 Jahr Selbstverwirklichung und Selbstfindung genommen, bezahlt von den Eltern, danach der eine oder andere Studiengang probiert, unterbrochen von zur Selbstverwirklichung erforderlichen Fernreisen, das ganze gekrönt von “ich-weiß-nicht” oder irgend was mit Medien. Wenn überhaupt, wird das erste “richtige” Geld mit Mitte 30 verdient und sodann die Rente mit 60 eingefordert.
Mit 30? Früher schadet sicher auch nicht.
Erwachsenwerden im Sinne von der Fähigkeit Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen und der Fähigkeit zu einer sorgfältig gefassten Entscheidung dauerhaft zu stehen, fällt gerade heute jungen Menschen nicht leichter als zu früheren Zeiten, im Gegenteil. Oft steht der Anspruch größtmögliche Erfüllung aller persönlichen Wünsche zu erlangen, einem Verzicht auf die Erfüllung eines Teiles dieser Wünsche, welcher Voraussetzung für das Erwachsenwerden ist, entgegen. In der Möglichkeit der Rücknahme einer getroffenen Entscheidung besteht in dem Fall das größte Hindernis. Die war zu früheren Zeiten nicht in dem Maße gegeben wie heutzutage. Das ist einer der Nachteile einer „Freiheit“ zur Beliebigkeit. Der gesellschaftliche Rahmen, der dieser „Freiheit“ Grenzen setzt, ist all zu brüchig geworden. Was auf den ersten Blick befreiend aussieht, kann auf den zweiten beklemmend erscheinen.
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