Jau! Mir kommen die Tränen. Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, werter Herr Steingart, den holt die Realität ein. Das tut weh. Gut so. Als Vollweise, so bar jeder Bevormundung, könnte aus Deutschland vielleicht nochmal was werden. Das haben unsere Eltern nach dem Krieg auch geschafft. Noch ist Zeit.
“Dieser 45. Präsident - und darin liegt die historische Zäsur seiner Machtübernahme - stellt seine Interessen über unsere. Wir dürfen Amerika dienen oder uns trollen.” Sehr geehrter Herr Steingart, zunächst einmal ist nichts dabei, wenn ein Präsident die Interessen der Bürger seines Landes (und nicht etwa seine eigenen - wo haben Sie das in seiner Antrittsrede bitteschön gelesen?) über die Interessen anderer Nationen stellt. Frau Merkel tut genau das Gegenteil, und jeden Tag wird ein wenig klarer, was wir , die Bürger, “die schon länger hier leben”, davon haben. Nichts davon ist gut, und es wird in rasantem Tempo schlimmer. Der zweite Satz des aus Ihrem Beitrag zitierten Textblocks ist schlicht falsch. Trump hat in seiner Antrittsrede sinngemäß gesagt, er gehe davon aus, dass alle Völker der Welt zuerst ihre eigenen Interessen wahrnähmen, und dieses Recht nehme er selbstverständlich auch für die USA in Anspruch. Daran könnte man allenfalls bekritteln, dass dies eben nicht “alle Länder” tun, sondern zumindest mir eines einfällt, in dem die Interessen der eigenen Bürger jeden Tag ein Stück mehr marginalisiert werden. Wenn man das, was der 45. Präsident der USA bezüglich künftiger Prioritäten seiner Außenpolitik gesagt hat, meint bemäkeln zu müssen, sollte man so konsequent sein und den Amtseid des deutschen Bundeskanzlers abschaffen. Da heißt es nämlich: Dem Wohle des deutschen (igitt!) Volkes dienen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden. Von anderen Völkern ist da gar nicht die Rede. Man mag das für ein wenig anachronistisch halten, aber nichts anderes hat Frau Merkel geschworen und Trump in diesem Zusammenhang gesagt. Für eine politische Kaste, die sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen - das eigene “Pack” selbstverständlich ausgenommen - müssen die Sätze Trumps eine unerhörte Provokation darstellen. Für die, die jahrelang allerbeste Geschäfte mit den USA machten und gleichzeitig keine Gelegenheit ausließen, auf sie zu schimpfen, wird es ungemütlich. Und das ist vielleicht ganz gut so.
Es wäre wünschenswert, dass Frau Dr. A. Merkel einsieht, dass auch ihre Zeit als BK abgelaufen ist. Sie sollte auf den Versuch einer Wiederwahl verzichten und durch einen geordneten Machtwechsel retten, was am Verhältnis Deutschlans zur EU (Mitglieder, nicht Institutionen) und den USA zu retten ist. Sonst wird sie gegangen, Früher oder später. Der Schaden für uns Alle wird dadurch nur größer.
Merkel mag eine halbwegs passable Verwalterin sein. Von mehr als geringfügigen Veränderungen ist sie aber charakterlich und intellektuell überfordert. Da es unsere Journalisten überwiegend auch sind, werden sie sich freilich weiterhin vor der nackten Kaiserin tief verneigen.
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