So ist das mit Afrika, solange da nicht von innen ein Umdenken und Handeln einsetzt können wir da Geld rein schmeißen soviel wir wollen. Es wird nichts nützen. Vetternwirtschaft und Korruption blühen da noch doller als bei uns. Aber immer auf den bösen weißen Mann schimpfen. Den Afrikanern gefällt ja schon die Freiheit in Deutschland nicht, siehe Demonstration in Deggendorf. Unglaublich das alles.
KOMMT MIR VERDAMMT BEKANNT VOR
Das kann man auch anders sehen. Meinungs- und Pressefreiheit dürfte auf dem Kontinent der Analphabeten für die Allgemeinheit eine geringe Rolle spielen. Menschenrechte definieren sich meiner Erfahrung nach dort nicht nach unseren Vorstellungen. Essen, Trinken, ein Dach über den Kopf, Sicherheit und Fortpflanzung bestimmen den Alltag. Afrikanische sogenannte Intellektuelle, gerne auch im sicheren Ausland untergekommen, und wir westlichen “Salonafrikaner” mögen das anders sehen. Gegenüber den Erstgenannten drängt sich allerdings oft der Verdacht auf, sie möchten auch nur an die Futterstellen. Im Übrigen sollten wir uns an die eigene Nase fassen. Zwar ist Meinungs-und Pressefreiheit in Deutschland nicht von den Mächtigen eingeschränkt (mit Ausnahme der ÖR-Medien). Die sonstigen Medien üben aber fleissig Selbstzensur und die allgemeine Gesellschaft übt unglaublichen Druck auf Andersdenkende aus. Die Meinungsgestaltung in Afrika ist autoritär geprägt, bei uns eben moralisch, was immer das auch ist. Wo ist der Unterschied ? In beiden Strukturen geht es um Machtgewinn- und erhalt. Achgut und Herrn Seitz, dem ich oft folgen kann, wünsche ich friedliche Weihnachten und ein Weiter so im Neuen Jahr.
Die Verhaftung von Patrice Nganang zeigt wie nervös das Regime von Langzeitpräsident Paul Biya ist. Zu Recht prangert Herr Nganang die Misstände im englischsprachigen Teil von Kamerun an. Seit etwa 14 Monaten befindet sich dieser Landesteil im Ausnahmezustand. Die Proteste begannen im Oktober 2016. Anwälte beklagten die Aushöhlung des Common Law. Mit dem Ziel der Regierung es irgendwann komplett abzuschaffen. Kurz darauf schlossen sich die Lehrer an. Immer mehr Lehrer kommen aus dem französischen Landesteil. Sie sprechen oft nur sehr schlecht Englisch. Was sind die Hintergründe für den Konflikt? Kamerun in den heutigen Grenzen wurde am 1. Oktober 1961 geboren. Zu vor gab es ein französisches Kamerun (la Republique du Cameroun) und ein Kamerun unter britischer Verwaltung (Southern Cameroons). Der französische Teil wurde am 1. Januar 1960 unabhängig. Die Southern Cameroons sollten ebenfalls unabhängig werden. Jedoch verweigerten die Briten ihnen die komplette Unabhängigkeit. Sie hatten die Wahl die Unabhängigkeit zu erlangen durch Beitritt zu Nigeria oder Beitritt zu la Republique du Cameroun. Man entschied sich für Letzteres. Die Southern Cameroons hatten vorher schlechte Erfahrung mit denNigerianischen Igbos gemacht. Diese hatten die Wirtschaft und Verwaltung dominiert. Zwischen 1961 und 1972 war Kamerun eine Förderation. Die englischsprachige Minderheit hatte weitreichende Autonomierechte. Es gab eigene Parteien, ein eigenes Parlament, die westkamerunische Bank und verschiedene wirtschaftliche Institutionen. Nach und nach schaffte der Präsident Ahmadou Ahidjo diese Institutionen ab oder liess sie gezielt vernachlässigen. In den späten 60er Jahren wurde Erdöl im englischsprachigen Kamerun gefunden. Die Regierung unter Ahidjo wollte den Zugriff auf diese Resource. Durch ein dubioses Referendum wurde die Förderation am 20. Mai 1972 aufgehoben und ein Zentralstaat, die vereinigte Republik Kamerun, errichtet. Das ist der Ursprung des Konfliktes. Nach der Machtergreifung von Paul Biya im Jahr 1982 wurde Kamerun erneut umbenannt. Der neue Name war “la Republique du Cameroun”. Wir erinnern uns der Name den der französische Landesteil bis 1961 hatte. Der zweite Stern der Landesflagge wurde gestrichen. Die Regierung bekann systematisch die englische Vergangengeit auszulöschen. Die Hafenstadt Victoria wurde in Limbe umbenannt. Der Fako Berg hieß nun Kamerunberg. Heute wird die englische Bevölkerung wirtschaftlich und administrativ komplett vom französischen Landesteil dominiert. Die einzige Erdölraffinierie befindet sich bei Limbe. Die Arbeiter und das Management der Raffinierie stammen aber zu über 90 Prozent aus dem französischen Landesteil. Die Steuern werden nicht an die Gemeinde Limbe sondern nach Douala abgeführt. Die Governeure der beiden englischen Provinzen sind Francophone. Die Mehrzahl der Landräte und und und. Trotz des brutalen Vorgehens der Regierung gegen unbewaffnetet Demonstranten halten die Proteste an. Einer der Hauptgründe dafür sind die sozialen Medien. Die Bilder und Videos der jungen Studentinnen die sich im Abwasser wälzen mussten steigerte die Wut der Menschen. Medien wie Bareta News oder das Southern Cameroons Journal versorgen die Menschen mit Informationen. Auch die Unabhängigkeitsbewegung hat erkannt wie wichtig die Informationshoheit ist. Man hat einen eigenen Fernsehsender. Dieser wird von Aktivisten von Südafrika aus betrieben.
Erneut ein sehr gut geschriebener, kenntnisreicher Beitrag von Volker Seitz, dem ich größtmögliche Weiterverbreitung wünsche. Mehr noch: ich halte es für dringend erforderlich, dass die hier exemplarisch dargestellte, insgesamt jedoch systematische und kontinentweite Repression (ich weiß, wovon Volker Seitz spricht, war in über 30 Jahren in Afrika auch in etlichen der genannten Länder tätig) jenseits von Statistiken Konsequenzen für die EZ hat. Wir dürfen uns nicht länger mit Fassadendemokratie, mit formal verfassungsmäßig garantierter und in der täglichen Praxis hingegen unterdrückter Meinungsfreiheit zufrieden geben. Dieser Aspekt ist eine der zahlreichen Ursachen für Migrationsdruck. Und in letzter Konsequenz wird genau dieser Migrationsdruck - entgegen den erklärten Absichten - durch eine weithin kontraproduktive EZ gefördert. Ist nicht die Bekämpfung von Fluchtursachen eines der aktuellen Modethemen in der EZ? - Ein Unding, das abgestellt werden muß, wenn EZ erfolgreich werden soll. Erforderlich wäre ein vom-Kopf-auf-die-Füße-stellen der EZ. Dies aber würde vielen Akteursinteressen in Nord und in Süd zuwiderlaufen. Vielleicht fehlt es deshalb an politischem Mut, die weithin bekannten Schwächen aufzugreifen und umzusteuern. Schade.
Und ähnlich wie im Fall des nahen Osten, sollen wir Deutschen auch die afrikanischen failed States dadurch retten, dass wir deren Kultur zur bunten Bereicherung unserer Heimat importieren.
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