Dirk Maxeiner / 22.05.2016 / 06:10 / 1 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Mein Geheimtipp gegen SUV-Fahrer und Windräder

Im Herbst führte mich mein Weg ins schwedische Södertälje. Das ist die Heimat des Truck-Herstellers Scania. Zwischen Wäldern und Seen wird dort immer noch am Mythos unkaputtbarer Qualität aus Schwedenstahl gearbeitet. Die Lastwagenbauer gelten als die letzten Vertreter einer Mentalität, die einst auch Volvo und Saab zu Legenden der Dauerhaftigkeit gemacht haben. Scania-Motoren sind auf eine Laufleistung von mindestens 1,6 Millionen Kilometern ausgelegt. Viele Käufer neuer Scanias fahren ihre Trucks drei Jahre und 600.000 Kilometer. Danach gelten sie noch als neuwertig und werden teuer  weiterverkauft. „Dann fahren sie bis sie tod sind“, sagt man in Södertälje. Und das kann ein paar Jahrzehnte dauern.

Der Lastwagen und das Personen-Automobil sind gleichsam zwei Linien einer Entwicklungsgeschichte, die sich auseinander entwickelt haben. Unsere normalen Autos wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu Konsumgegenständen und Lifestyle-Accessoires, die der Mode unterworfen sind. Niemand will das gleiche Kleid zehn Jahre lang tragen. Und so ist das inzwischen auch mit dem Auto.

Früher gab es goldene Uhren als Belohnung für Leute, die ihren Mercedes oder Volvo 500.000 oder gar eine Million Kilometer fuhren. Diese Zeiten sind vorbei. Erstens halten unsere Autos nicht mehr so lange. Und zweitens würde es auch nichts ändern, wenn sie es tun würden: Abgasgesetze oder Abwrackprämien sorgen dafür, dass das alte Eisen regelmäßig von der Straße verschwindet.

Bei Lastwagen ist das anders: „Nur ein Truck, der fährt, verdient Geld“, heißt die goldene Regel unter Fuhrunternehmern. Der ideale Truck steht deshalb niemals still. Jede Reparatur verschlechtert die Bilanz. Und um so länger er zuverlässig seinen Dienst tut, desto besser amortisiert sich die Investition. Scania-Trucks werden deshalb mit der gleichen Akribie zusammengeschraubt wie vor 30 Jahren noch die Limousinen von Mercedes oder Volvo. Und sie werden von ihren Besitzern genauso geliebt.

Besonders Modelle mit dem legendären Scania-V-Achtzylinder der nun seit  über 40 Jahren immer weiter entwickelt wird. Dieser Elefant schöpft aus 16,4 Litern Hubraum ein gewaltiges Drehmoment von 3.500 Newtonmetern und eine Leistung von 730 Pferden. Damit kann man Bäume ausreißen. Und wahlweise auch Windräder.  Dabei läuft er so gepflegt und vibrationsfrei, als habe man ihn für eine Staatskarosse konstruiert. Nach einem Rundgang durch das Scania Museum, es heißt „Marcus Wallenberg Hallen“, habe ich mit dem Gedanken gespielt, einen schönen alten Truck anzuschaffen. Nachhaltiger geht’s ja wohl nicht. Laut Wikipedia taucht als Synonym zur Nachhaltigkeit in letzter Zeit der Begriff "enkelgerecht" auf. Kleinkinder dürften sich in der Höhe des Führerhauses deutlich wohler Fühlen als in der tiefen Hölle eines Fahrradanhängers. Ich könnte die grünen Nachbarn also in hübsche Diskussionen verwickeln. Und zugleich die SUV-Fahrer ein wenig frustrieren. Das einzige Problem ist der Parkplatz.

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Leserpost

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Doderich von Schwarzen / 23.05.2016

Warum in die Ferne schweifen….? Sicher sind die guten alten Scanias wirklich gute LKWs - aber meinen - dem Lokalpatriotismus geschuldeten “BB53” ( = Büssing Baujahr 1953, ein “12000 U”, der erste LKW mit Unterflurmotor…) möchte ich gegen keinen Scania eintauschen ;-)

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