Henryk M. Broder / 01.10.2014 / 23:54 / 11 / Seite ausdrucken

Mehr Antisemitismus wagen!

Die SPD bereitet sich offenbar ernsthaft auf eine Koalition mit der SED/PDS/Linkspartei in Thüringen vor. Um die Mindestvoraussetzungen für eine solche Allianz zu erfüllen, versucht die Partei von Bebel, Lassalle, Schumacher und Brandt mit den Postkommunisten gleichzuziehen - zumindest was den Mut zum Antisemitismus angeht.

Beinah täglich wird irgendeine antijüdische Schnurre bekannt, für die ein Sozialdemokrat verantwortlich zeichnet. Der Verteidigungsexperte der SPD zieht einen sehr schrägen Vergleich zwischen Israel und der Hamas; der SPD-Vize spricht sich gegen deutsche Waffenlieferungen nach Israel aus, denn Waffen können “das Problem” nicht lösen, wohl aber keine Waffen, denn dann geht Israel schneller den Bach runter; auf der Homepage eines SPD-Ortsvereins erscheint ein Beitrag über „Volksverhetzung, durch die Zionistischen Medien und Presse Mächte in Deutschland“, der erst nach langem Zögern entfernt wird, weil der depperte zuständige Parteichef sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, “eine Diskussion abzuwürgen”.

Ja, eine Volkspartei wie die SPD muss zwischendurch auch mehr Antisemitismus wagen, wenn sie aus ihrem 22-Prozent-Ghetto ausbrechen möchte.

Jetzt wurde ein Fall aus dem idyllischen Baden-Württemberg bekannt. Eine Landtagsabgeordnete, die als Beruf “Politikerin” angibt, hatte auf ihrer FB-Seite ein lupenreines Hetzvideo gepostet, einen Klassiker der antisemitischen Propaganda über die Rothschilds: “Geld regiert die Welt - und alle schauen zu”. Sie hatte es von einer Seite übernommen, die sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert hat. Aber das Mädel hat nix gemerkt. Bei der SPD kann man bzw. frau es zu Amt und Würden bringen, wenn man bzw. frau eine Pizza Margherita von einem Kuhfladen nicht unterscheiden kann. “Das (!) das Video einen antisemitischen Hintergrund hat, ist mir erst später bewusst geworden”, entschuldigte sie sich und versicherte: “Mir liegt jeglicher Antisemitismus fern und ich verurteile diesen.” Aber erst, nachdem der “Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten” der Unschuld vom Lande auf die Sprünge geholfen hatte.

Und jetzt warten wir alle ganz ungeduldig darauf, dass sich der Zentralrat der Juden besorgt über antisemitische Tendenzen in der SPD äußert.

 

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Leserpost

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Peter Luetgendorf / 02.10.2014

Sehr geehrter Herr Broder, Sie haben doch schon mal in Tutzing festgestellt, daß man SPD Angehörigen alles zweimal erklären muß. Ich weiß leider den Namen nicht mehr. Sie sicher schon. Irgendwas mit Mittelamerika. Gruß Peter Luetgendorf

Christian Benthe / 02.10.2014

Wir leben in einem verrückten Land. Einerseits verbiegt man sich bis zum Absurden, wenn es um Vergangenheitsbewältigung geht, andererseits versucht man sich schon mal im Antesten von Antisemitismus “light”, um die Lage zu testen. Ja, was denn nun ? Als böser Deutscher, der es wagt, eine Identität zu besitzen, möchte ich doch wissen, wo mein Land steht. Pro Israel, Anti Israel, antisemitisch, proislamisch…? Ich habe es so satt, wie viel zu viele meiner Landsleute nicht genug davon bekommen können, Superlative zu zelebrieren. Entweder man vergast ein ganzes Volk, oder man pflegt einen schaurigen Opfer-Erinnerungskult, bei dem einem schlecht werden kann, siehe Holocaust-Denkmal in Berlin. Echte Trauer sieht anders aus. Ich möchte wieder einmal echte und klare Bekenntnisse politischer und kultureller Repräsentanten erleben, die ohne Wenn & Aber zu Israel stehen. Und einen Zentralrat, der nicht vor sich hinschnarcht und nur gelegentlich hochschreckt, wenn das Liedchen der Toleranz angestimmt wird.

Werner Scholz / 02.10.2014

Mehr Schwachsinn wagen! Ob sich die SPD mit einer höheren Dosis Antisemitismus im Gepäck tatsächlich aus der 22%-Region retten kann, sei dahingestellt. Demnach müsste ja die CDU in Sachen Antisemitismus ein deutlich höheres Maß getroffen haben, was aber nicht der Fall ist. Insofern besteht kein Bezug zwischen erzielten Wahlergebnissen und irgendwelchen antisemitischen Mätzchen dieser oder jener Unsinnredner aus den Reihen der SPD ... Das zunehmende Misstrauen gegenüber der politischen Kaste wird allerdings die Zahl der Nicht-Wähler ansteigen lassen, während der Club so langsam hinsichtlich der AfD anfangen darf zu zittern, falls diese - als Tiger gestartet - nicht noch als Bettvorleger landet. Aber immerhin: Antisemitischer Stuss irgendwelcher SPDlerInnen ist wenigstens kein Rechtspopulismus, denn den gibt’s bei den Genossen schließlich nicht - sieht man vom bösen Rassisten Sarrazin einmal ab.

Tina Elderling-Manne / 02.10.2014

22% Ghetto? Bei der nächsten BT-Wahl schrumpft das dann zum 12% Hinterhof. Hoffentlich!

Detlef Alsbach / 02.10.2014

Alle und jeder distanziert sich heutzutage von Israel und von den Juden. Und wir sind die Vorreiter, die hinterher laufen wie die Lemminge, wenn unsere Obrigkeit etwas vorgibt. Mir scheint, dass Antisemitismus geradezu modern geworden ist. Ich bin es nicht, denn ich sehe mir großer Sorge, wie Israel alleine gelassen wird. Wahrscheinlich denken doch immer mehr Menschen, dass doch etwas dran sein muss an den vielen Geschichten der beschnittenen Juden. Nur kennen die meisten Menschen keine Juden, haben keinen Kontakt zu ihnen und wollen auch keinen. Deutschland ist der mitverantwortlicher Treiber beim Verrat der Juden. Schon lange glaube ich nicht mehr daran, dass Deutschland etwas aus der Geschichte gelernt hat.

Marita Schneider / 02.10.2014

Da setze ich mich auf das Bänkchen und warte mit.

Peter Arbogast / 02.10.2014

Zweifellos ist die rote Schwäbin kein Spitzengeist von Baden-Würtemberg. Aber der Rothschild-clip erinnert mich an einen jüdischen Witz aus der Nazizeit… Professor Goldschmidt sitzt im Romanische Cafe beim Zeitunglesen. Da geht die Tür auf - seine Sekretärin. Sie sieht ihren Chef, geht zu ihm und fragt, ob sie sich dazusetzen dürfe. Der nickt mit einer einladenden Handbewegung. Nach einer Minute sagt die Sekretärin ganz entsetzt zu ihrem Chef: “Aber Herr Professor, Sie lesen ja den STÜRMER???” Darauf Goldschmdt: “Ach wissen Sie, in den anderen Zeitungen steht jeden Tag etwas über Progrome, Antisemitismus und wie schlecht es uns Juden geht.  Im STÜRMER dagegen lese ich: den Juden gehört fast alles Geld der Welt. Sie beherrschen die internationalen Banken, die Wirtschaft, die Buchverlage und die Presse. So schmeckt mir mein Kaffee viel besser”.

Thomas Schlosser / 02.10.2014

Aber Herr Broder, wissen Sie denn nicht: Linke dürfen das, weil die es doch immer und jederzeit gut gemeint haben und gut meinen. Wer ein rotes Parteibuch in der Tasche hat, kann nur ein guter Mensch sein. Steht auch so jeden Tag in der Zeitung, wenn auch verklausuliert. Sogar Dieter Graumann glaubt das, deshalb auch seine ‘Besorgnis’ wegen der AfD, deren Hauptsünde es ist, gegen den linken Medien- und Politmainstream in diesem Land aufzubegehren.

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