Fundstück / 01.02.2013 / 18:47 / 0 / Seite ausdrucken

Matthias Küntzel: Solidarität mit einem Vogelfreien

Natürlich konnte man, als Anfang des Jahres die Wiesenthal-Liste bekannt wurde, unterschiedlicher Meinung darüber sein. Man konnte sich informieren und das Ganze kommentieren. Doch geschah eben nicht! Von wenigen Ausnahmen abgesehen, nahm man Augensteins Texte reflexhaft und leidenschaftlich in Schutz. Was Augstein als Einzelperson schrieb, war anstößig. Was sich hier aber als ein kollektiver Reflex offenbarte, war erschreckend.

Fast alle standen Augstein bei: CDU und Linkspartei, „taz“ und „FAZ“, Deutscher Journalisten-Verband und Zentrum für Antisemitismusforschung, der Vize-Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Generalsekretär der Evangelischen Akademien.

Um den Angriff von außen gefährlicher aussehen zu lassen, wurde aus der Textkritik des Wiesenthal-Zentrums eine Art Fahndungsaufruf konstruiert. Man habe Augstein „zum Verbrecher, sozusagen für vogelfrei (erklärt)“ behauptete der „Tagesspiegel“. „Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen“, beklagte die „taz“.

Man gab sich überzeugt, dass einer wie Augstein kein Antisemit sein kann. Denn wäre er es, wären ,wir‘ es möglicherweise auch. Manche fanden diesen Gedanken lustig, so die Taz, die einen Kommentar mit „Wir Antisemiten“ überschrieb. Oder ein Autor des Tagesspiegel, der sich wünschte, „auch auf die Antisemiten-Liste“ zu kommen.

Vielleicht ist aber gerade dies der Punkt, der die massenhafte Solidarisierung mit Augstein erklärt: Der israelbezogene Antisemitismus ist in Deutschland derart verbreitet, dass es schon besonderer Anstrengungen bedarf, um von ihm nicht angesteckt zu werden. http://www.matthiaskuentzel.de/contents/auffaellige-emotionalitaet

Siehe auch:
Verleger Jakob Augstein hat das jüdische Simon-Wiesenthal-Zentrum und dessen Vize-Vorsitzenden Abraham Cooper in eine Ecke mit totalitären Organisationen gerückt. Rabbi Coopers Vorstellungen von Pressefreiheit und offener Debatte seien offenbar vollkommen andere, als man es hier gewohnt sei. http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/news/167551/index.html

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