Henryk M. Broder / 19.10.2016 / 17:01 / Foto: Klinkigt / 25 / Seite ausdrucken

Martin Schulz: Der Biedermann als Brandstifter

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass man inzwischen jeden Tag etwas von oder über Martin Schulz liest? Ein Interview hier, eine Rede dort. Der Mann bringt sich als Kanzerkandidat der SPD in Stellung. Obwohl er erst vor Kurzem versichert hat, sein Platz sei "in Brüssel". Nun ja, man muss so was nicht wörtlich nehmen. Schulz meinte vermutlich, sein Platz als Präsident des Europäischen Parlaments sei in Brüssel. Den Platz muss er aber spätestens im Januar 2017 räumen. Also braucht er einen neuen Job. Und da kommt ihm die Personalkrise in der SPD sehr gelegen.

Gestern hat Schulz die Buchmesse eröffnet. Er war ja mal Buchhändler. In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte er, es sei "wieder an der Zeit, einen Aufstand der Anständigen zu organisieren". In der Rede zur Eröffnung der Buchmesse wollte er den Aufstand der Anständigen "anzetteln". Die Begründung war, sowohl in der Berliner Zeitung wie in der Rede, die gleiche: Schulz rief dazu auf, den Populisten „laut und deutlich“ zu widersprechen und einen „Aufstand der Anständigen“ anzuzetteln. Das europäische Gesellschaftsmodell müsse gegen die „Feinde der Freiheit“ verteidigt werden. Denn für Schulz ist die europäische Einigung nicht nur ein Geschenk, sie ist ein Wunder. 

Was will uns Schulz damit sagen? Dass er zu den "Anständigen" gehört? Dass er das Recht hat, an allen Institutionen, die mit der Gesetzgebung befasst sind, zu einem Aufstand aufzurufen? Ist das nicht schon übelster Populismus, den Schulz ansonsten bekämpfen möchte? Was sollen denn die "Anständigen" machen? Die "Unanständigen" vom Hof jagen?

Schulz "macht" seit über 30 Jahren Europa-Politik. Er gehört zu denen, welche die EU an die Wand gefahren haben. Die EU ist am Ende. Schulz ist am Ende. Was er als "Gesellschaftsmodell" bezeichnet, das verteidigt werden muss, ist das Geschäftsmodell einer kleinen aber machtgeilen Elite, deren Angehörige sich gegenseitig stützen und fördern. Von wegen Geschenk und Wunder. Es geht um Stabilität - bei der Besetzung der gut dotierten Posten. Und da wäscht eine Hand die andere.

Foto: Klinkigt

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Gerd-Toni Wagner / 19.10.2016

“Ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass man inzwischen jeden Tag etwas von oder über Martin Schulz liest?” Jepp, Herr Broder, aber mir ist noch etwas aufgefallen - ist zwar jetzt OT, brennt mir aber auf den Nägeln: Bilde ich es mir ein, oder haben Sie Ihre Kolumnen-Präsenz bei WON in letzter Zeit runtergefahren? Die PS-Freunde werden wohl noch ordentlich von Ihnen betankt - aber off road vermisse ich Ihre herrlichen Verstöße gegen alle Regeln der politischen Korrektheit. Ich wäre Ihnen für eine kurze Antwort dankbar - ich sag auch frei raus warum: Ich suche noch ein Sahnehäubchen für die ausführliche Begründung meiner WON-Abo-Kündigung. Die Kohle ist bei Achgut besser aufgehoben.

Dietrich Herrmann / 19.10.2016

Sehr guter Text, Herr Broder! „wieder an der Zeit, einen Aufstand der Anständigen zu organisieren“ Da stellen sich die Fragen: Wann war eigentlich der letzte Aufstand der Anständigen? Und wer bitte waren die Anständigen? Weiß da jemand die Antworten? Wenn es keine Antworten gibt, dann sind diese Schulz-Statements nur heiße PR-Luft.

Hank Calloway / 19.10.2016

Hallo Herr Broder, habe mit Vergnuegen Ihren heutigen Artikel gelesen. Es ist immer wieder schoen, zu lesen (und zu geniessen), wie sie diesen arroganten Strippenziehern der Macht die Maske herunter reissen. Diese Figuren, die sich vom europaeischen Steuerzahler alimentieren lassen und in selbstherrlicher Weise ihren “Untertanen” meinen erklaeren zu muessen, wie Demokratie funktioniert. Einfach nur gruselig. Liebe Gruesse aus Chicago.

Sabine Schubert / 19.10.2016

Wir brauchen uns bezüglich einer Kanzlerschaft von Schulz keine Sorgen machen. Seine geballte Inkompetenz und sein unappetitliches Gebaren wird von der Basis abgelehnt und bei der Eu-kritischen Stimmung der Bevölkerung hätte dieser Scharlatan eh keine Chance bei der Bundestagswahl 2017. Es wird wohl beim anderen Unsympath der SPD bleiben, da sich Olaf Scholz leider ziert.

Jürgen Decker / 19.10.2016

Sauber auseinandergenommen! Chapeau!

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