Einen Nietzscheismus gibt es in der Tat nicht, sehr wohl aber Nietzschaner: Man denke nur an Richard Wagner, Wilhelm Busch, Karl Jaspers, Karl Löwith und den großen Stanley Kubrick. Bei Aufenthalten in Sils Maria war ich öfters im Nietzsche Haus und habe mich mit Besuchern unterhalten, vor allem mit jungen Französinnen, die lieben ja ihren Nitch! Den Felsen mit dem Gedicht aus dem Zarathustra habe ich oft besucht und nie verstanden. Der Schaden den Nietzsche angerichtet hat ist zwar gering im Vergleich zu Marx aber doch nicht zu vernachlässigen, durch seinen Einfluss auf Vordenker des Faschismus wie Gabriele d’Annunzio und Oswald Spengler.
Herr Schild, genau so ist es !! Alexander Solschenizyn mußte das Unrecht es leider am eigenen Leibe erfahren.
Es gibt offenbar viele Leute, die sich besser fühlen, wenn sie ihren Frust an dem Gespenst Karl Marx auslassen können. Alle sollten sich bewusst werden, dass dies eine Ersatzhandlung ist. Es gibt keinen Marxismus mehr, nicht einmal die deutschen Linken wünschen sich, sie würden ihre Gehälter aus den Erträgen eines solchen Gemeinwesens beziehen müssen. Und selbst wenn es durch stetigen Aufkauf erfolgreicher Unternehmen durch Staatsfonds wieder mal ein Überwiegen staatlichen Eigentums geben sollte, selbst dann wird es nicht ein neuer struktureller Sozialismus sein, wie wir ihn in der DDR hatten. Weil die Ausbeutung als gesellschaftsformende Kraft mittlerweile jedem halbwegs Gebildeten bekannt ist. Und das hat als sein Verdienst mit Karl Marx Ehrgeiz, diese Verhältnisse aufzuklären, begonnen. Er konnte weder ahnen, dass einmal die Mehrheiten in so einem Staat Bürgerliche werden würden, noch konnte er ahnen, dass seine hilf- und ratlose Vision von der Diktatur der Arbeiterklasse einmal Millionen von Toten, Gepeinigten und Gedemütigten hinterlassen könnte. Wer den längst verstorbenen Verfassern verhasster Bücher die Schuld an der Gegenwart gibt, macht es sich zu leicht. Jeder, der sich in seinem Handeln auf einen Text beruft, muss sich fragen lassen, ob er auch selber drüber nachgedacht hat. Ja, das betrifft auch die Religion, selbstverständlich.
Wie soll man Leute interpretieren, deren zu Papier gebrachte Gedanken Millionen den Tod gebracht haben. Immerhin haben es die anderen Philosophen zu solchen Resultaten nicht gebracht. Vielleicht noch der Schwärmer Jean-Jacques Rousseau, den Robbespierre wohl falsch verstanden hatte und der nur gut einige Zehntausend den Kopf kostete. Aber die Idee war ja eigentlich gut. Kleine Leute mit großen Gedanken! Wenn sie doch nur immer bei sich selber anfangen würden. Ich habe im Studium Peter Weiss lesen dürfen, ein Adept von Marx. “Die Ästhetik des Widerstands”. Ging um die Nazizeit, wie immer. Über 800 Seiten, 2 Kapitel, keine Absätze, keine Hervorhebungen, nichts! Kann man jedem empfehlen, der noch an die Selbstheilungskräfte des eigenen Denkens glaubt. Das Werk war ausdrücklich in den 60iger Jahren als Arbeiterliteratur gedacht (wahrscheinlich für die Arbeitspausen oder das Wochenende). Er versuchte sogar angeleitete Lesezirkel für Arbeiter zu initiieren. Auch so ein Denker mit einem einsilbigen Nachnamen. Es war ein gewaltiges Missverständnis, hat aber nicht soviel Schaden angerichtet wie Kalle’s Meisterwerk.
Theorie ist Marx. Praxis ist Murks.
Ein marxistisches System erkennt man daran, dass es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert. Alexander Solschenizyn
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