Gastbeitrag von Dr. Susanne H.-N.:
„Der Spiegel“ greift diese Woche ein brisantes Thema auf: die Durchseuchung deutscher Krankenhäuser mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA), einem sogenannten Hospitalismuskeim. Der Artikel der Print-Ausgabe auf S.162 ff, sowie online (gebührenpflichtig) im Spiegel-Archiv unter dem Namen des Autors, Günther Stockinger.
Auszug: „Holland und die skandinavischen Länder exerzieren seit Jahren vor, wie man den Horrorkeimen Einhalt gebieten kann. MRSA-Patienten werden dort strikt isoliert. Ärzte und Pfleger betreten deren Zimmer nur mit Schutzkleidung, Gesichtsmasken und Einmalhandschuhen. MRSA-Träger unter dem Personal müssen zu Hause bleiben und Antibiotika schlucken, bis der Erreger nicht mehr nachweisbar ist. Dank der konsequenten Eindämmungsstrategie sind in den Nordländern weniger als zwei Prozent der Staphylokokken Methicillin-resistent. Am eindrucksvollsten sind die Zahlen aus Dänemark: Der MRSA-Anteil sank dort durch konsequente Überwachung und strikte Hygienepolitik in den vergangenen Jahren von 18 auf 0,2 Prozent.
Deutschland ist von einer solchen Infektionsprophylaxe weit entfernt.“
In Deutschland, wie der „Spiegel“ schreibt, liegt der Anteil bei ca. 21 Prozent, auf manchen Intensivstationen sogar bei ca. 50 Prozent. Schuld daran sind mangelnde Hygiene- sowie Isoliermaßnahmen, außerdem niedergelassene Ärzte, die blind Antibiotika verschreiben, und zwar auch bei Erkrankungen, die auf Antibiotika gar nicht ansprechen wie Erkältung (common cold) und viral ausgelöste Krankheiten wie z.B. Virusgrippe.
Hierzu auch:
http://www.mayoclinic.com/health/mrsa/DS00735
oder
http://www.uni-koeln.de/med-fak/immh/hygiene/mrsa.html
Meines Erachtens werden Antibiotika außerdem zu kurz eingenommen. Eine Packung oder eine Flasche für Kinder reicht in der Regel vier bis fünf Tage. Wenn überhaupt Antibiotika verabreicht werden, müssen sie lang genug genommen werden. Die Patienten sind meist nach drei Tagen gesund und gehen nicht erneut zum Arzt bzw. hören sofort mit dem Antibiotikum auf. So Keime vorhanden waren, bleiben welche übrig, die Resistenzen entwickeln können.