Wer auch nur einmal mit Politikern zusammensaß, während sie über “Die-da-Draußen” sprachen, verliert den Glauben an die Menschheit: Medien, Macht und Moneten, diese 3 Emms dominieren alles. Und die Ersatzhandlung, bei Misserfolgen mit Medien oder der Öffentlichkeit die eigenen Mitarbeiter abzukanzeln, so wie dies z.B. Herr Schäuble mit einem seiner Pressesprecher vorexerziert hat. Nein, ich habe keinerlei Mitleid mit Berufspolitikern und plädiere dafür, dass nur Menschen, die mind. eine 10-jährige Tätigkeit in einem Beruf ausgeübt haben, Abgeordnete oder Minister werden können. Alle anderen sollen erfahren, was es heißt, selbst und ständig oder auch angestellt zu wirken. Ist dies nicht der Fall, erziehen wir uns ein immer teurer werdendes Parlament, das sich selbst die Bezüge erhöht und oft nur eins lernt: rhetorisch zu glänzen bzw. aufzuschäumen, ohne tieferen Inhalt. Gesetze werden heute in vielen Fällen der Einfachheit halber von Lobbygruppen geschrieben und ab und an führt der Abgeordnete Besucher aus dem Wahlkreis auf die Bundestagskuppel. Antworten von seinen Abgeordneten erhält man nur kurz vor Wahlen, sonst: absolute Fehlanzeige. Ich möchte nicht verhehlen, dass es auch hervorragende Abgeordnete/Minister gab und gibt, die sich ernsthaft und erfolgreich bemüh(t)en. Wer wissen will, wie es bei einem zuging, den wir alle anerkannten, lese das Buch von Helmut Schmidt “Außer Dienst.” Er selbst gibt dort z.B. zu, dass er erst lange nach seiner Kanzlertätigkeit etwas von Wirtschaft verstehen lernte. Immerhin aber war bei ihm Vernunft und Klarheit des Denkens gegeben, die heute bei nahezu allen Parteien in ideologische Gebete überführt wurden. Ihre Religion heißt Rhetorik und irgendwas mit Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, pluralistische, universell, weltweit und überhaupt. Selbst Egon Bahr können sie nicht mehr ernst nehmen: “In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.”
Lieber Herr Grell, bin ganz ergriffen von Ihrem Artikel und das meine ich ohne jede Ironie. Was Sie schreiben, habe ich auch schon oft gedacht, ohne einen Politiker übermäßig in Schutz nehmen zu wollen. Politischer Erfolg oder die Durchsetzung politischer Ideen hängen von so viel manchmal unbeeinflussbaren Umständen ab, dass man sich schon wundern kann, dass wir überhaupt eine funktionierende Gesellschaft haben. Ich möchte kein Politiker sein. Schon das Verdrehen oder nur ausschnitthafte, verkürzte und vielleicht sinnentstellende Wiedergeben meiner Aussagen würde mich wahnsinnig machen. Man braucht auch das sprichwörtliche dicke Fell, um mit all der verdienten oder unverdienten Häme umgehen zu können, die nur zu gern über Politiker ausgeschüttet werden. Ich möchte noch etwas erwähnen, was im weiteren Sinn auch zum Thema gehört und dazu zitiere ich Michael Schmidt- Salomon aus seiner -wie ich finde- sehr empfehlenswerten Streitschrift “Keine Macht den Doofen”. Zitat: ” ...warum politische Diskussionen so unbefriedigend sind: Denn im Unterschied zu philosophischen Debatten haben sie nicht das Ziel, die Diskutanten GEMEINSAM WEITERZUBRINGEN, sondern die Gegner an IHRER SCHWÄCHSTEN STELLE ZU TREFFEN.” Und ein paar Zeilen weiter: “Eigene Überzeugungen, für die ein Politiker notfalls gegen den Strom seiner Zeit schwimmen müsste, kann man sich im politischen Tagesgeschäft kaum noch leisten.”
Sie beschreiben hier genau den Prozess, den jeder Kandidat durchlaufen muss, um als Politiker mit Wahlchancen präsent zu sein. Demokratie findet heute überwiegend in den Medien statt. Das ist stillschweigender Konsens zwischen allen Beteiligten. Ob das gut oder schlecht ist, soll niemand erfragen. Regiert wird aber noch in den Büros und Sitzungszimmern. Das könnte auch bald in den Medien geschehen. Das könnte den Mandatsträgern sogar ungewollt entgleiten. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die schablonierten Reden und Antworten der echten Mandatsträger bestens dafür eignen, sie auf virtuelle Persönlichkeiten zu übertragen. Denen können Sie dann selber ein sympathisches Gesicht geben, gendergerecht und minderheitensensibel. Nicht so ein glatzköpfiger Vorgartenzausel, dem zu jeder Tages- und Nachtzeit hundertausend fadenscheinige Begründungen einfallen, warum etwas Herr Sarrazin nicht nächster Finanzminister in Deutschland werden sollte.
Meiner Meinung nach sehen die meisten Menschen den Politikern vieles aus den von Ihnen vorgetragenen Gründen nach. So z.B. wenn sie sich bei heiklen Fragen rhetorisch herausreden. Was aber bedacht werden sollte, ist dass Politiker wie auch normal sterbliche in ihrem Leben viel Zeit hatten sich grundlegende Gedanken zu machen, vorausgesetzt sie sind intelligent genug aus ihrem Erlebten ein vernünftiges Weltbild zu machen. Bei vielen Fragen von Journalisten bedarf es dann oft keiner spontanen Geistesleistung wenn der Sinn der Frage zum großen Teil mit Hilfe des sich erbauten Weltbildes beantwortet werden kann. Das sind die Momente in denen man spürt ob jemand Substanz hat oder nicht! Bei unserer Bundeskanzlerin fehlt diese Substanz! Nur weil sie eine wie auch hier in der Achse immer wieder betont wird, promovierte Physikerin ist, ist ihre sichtbare geistige Leistung eher durchschnittlich! Eine Fleißarbeit über Quantenchemie rückt sie für viele nicht mit solch komplexem Stoff vertrauten Menschen schon fast in die Nähe von Einstein oder Heisenberg. Es passt alles so richtig in das heutige ideologische Schema! Die Frau wird besonders von den Journalisten sehr überschätzt, was auch zu ihrer Narrenfreiheit und dem Leid Deutschlands beigetragen hat.
Mir fällt die Emphatie schwer, wenn wieder guten Worten gelogen, diktiert und das Grundgesetz umgangen wird. Auch ein berufsmäßiger Mörder, Lagerwächter hat vielleicht sein Eigenheim abzuzahlen, seine Familie zu versorgen! Verständnis sollte was mit Verstand zu tun haben!
Die armen Politiker, so als wären die Krankenschwestern, Polizisten oder Feuerwehrmänner, die in ihren jeweiligen Berufen damit ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien bestreiten müssen. Trifft das auf Politiker zu? Na dann gute Nacht, vom Volk gewählte Politiker werden umgedeutet, das die diese Funktion wie einen Beruf ausüben. Dort erst mal angekommen, können wir uns Wahlen zum Parlament sparen und die Abgeordneten in ein unkündbares Beamtenverhältnis überführen. Politiker und die Medien. Was die Medien in der Ära Merkel geleistet haben, das ist an Hofberichterstattung, Personenkult und Versuche der Volkserziehung im Sinne der Merkel-CDU nicht mehr zu überbieten. Ob so die Medien den Politiker Angst einjagen? Mit ihrer Sprache sich der journalistischen Fallenstellerei zu entziehen? Das ist unter Merkel eher umgekehrt. Wenn Merkel sagt “wir schaffen das”, dann jubeln schon nächsten Tag die Presse und das Fernsehen einhellig: “Wir schaffen das und noch viel mehr”.
Völlige Zustimmung, Herr Grell. An den Taten soll man die Menschen messen, nicht an den Worten. Das gilt in jeder Hinsicht auch für Politiker, und da entlarven sich dann doch manche als intelligent genug, um ihre Pläne und Ziele durchzusetzen oder zu maskieren (falls sie der Beliebtheit schaden könnten), aber nicht als intelligent genug, wertfrei betrachtet die Folgen abzusehen. Abgesehen davon, dass es an sozialer und demokratischer Intellegenz bei manchen offensichtlich mangelt.
Ich gebe dem Autor Recht. Wenn er Recht hat, ist die Frage, wie kann man den Politikbetrieb so ändern, dass sich das ändert? Denn dieser Politikbetrieb hat zur Folge, dass sich die Politiker durchsetzen, die diese Lügenhaftigkeit am besten beherrschen, nicht diejenigen, die sachlich, kenntnisreich und ehrlich sind. Kurz: dieser Betrieb bring die Falschen nach oben.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.