Wer den bisherigen Wettbewerb „Mach meinen Diktator nicht an“ verfolgte, der kam nicht umhin festzustellen: Der Kampf unbeugsamer westlicher Intellektueller gegen Diktatorenverunglimpfung kommt noch viel zu oft außereuropäischen Staatsmännern zugute - Assad, Kim il Sung, Bin Laden oder Mao. Es herrscht also wie so oft eine beklagenswerte Diskriminierung in der Diskriminierung – als hätten nicht auch genügend Diktatoren und Massenmörder in Europa gewirkt. Schön, daß das Städtchen Affile im sonnigen Italien (Staatsschulden: 1 972 Milliarden Euro oder 123 Prozent des Bruttosozialprodukts) hier ohne alle falsche Bescheidenheit Flagge zeigt. Das nötige Geld für die längst fällige Ehrung gibt es dank europäischer Solidarität frisch gedruckt von der EZB, und es bürgt das Quarto Reich:
Aus der FAZ vom 14. August 2012:
„Am Samstag kamen hunderte Getreue zusammen, um unter der Parole ‚Onore et Patria’ das ‚Sakrium’ des Marschalls Rodolfo Graziani zu eröffnen, der bis kurz vor seinem Tod 1955 in dem Ort Affile ...gelebt hat. Das Ehrenmal inklusive Museum und Toiletten, das auch architektonisch seine Anleihen bei der rational-faschistischen Ästhetik nicht verleugnet, kostet knapp hundertdreißigtausend Euro und wurde mit ... öffentlichen Mitteln errichtet. Der hochgeehrte Graziani ist nicht irgendwer. Von 1921 an war er verantwortlich für die blutige Unterdrückung des Widerstands im eroberten Libyen. ...Nach der italienischen Kapitulation ging Graziani nach Norditalien, wo er am Gardasee von Mussolini mit dem militärischen Oberbefehl der berüchtigten ‚Republik von Saló’ betraut wurde. Hier verantwortete der unbeugsame Faschist abermals Hinrichtungen Kriegsunwilliger und die blutige Jagd auf Partisanen“