Matthias Matussek, Gastautor / 01.03.2013 / 00:27 / 0 / Seite ausdrucken

Luther, der rabiate Glaubensgärtner

Matthias Matussek

Über Heinz Schillings aufsehenerregende „Luther“-Biografie, die zeitgenössische Aggression gegen den Glauben und den Rücktritt des Papstes.

Auf den ersten Blick müßte sich Martin Luther freuen über diesen Triumph: Der Ablass-handel ist abgeschafft, und der römische Papst, ein Deutscher zudem, ist zurückgetreten.

Auf den zweiten Blick würde er stutzen. Der Mann auf dem Petri-Thron war ganz offensichtlich nicht der „Antichrist“, sondern ein gelehrter, sanfter Theologe, der das gleiche forderte wie er: zurück zu den Evangelien. Ja, seine hochamtlichen Lehrschriften, die Enzykliken, galten dem paulinischen Dreigestirn „Glaube, Liebe, Hoffnung“, und der Mittelpunkt seiner Bücher war Jesus Christus.

Dann wäre er entsetzt: der Papst trat zurück weil er mit dieser Botschaft ohnmächtig an einer verquasselten Welt vorbeiverkündete, einer, die den Abfall vom Glauben feiert und lieber über die Ehe von Gleichgeschlechtlichen redet und die Verhütung von Kindern, und protestantische Bischöfinnen allen voran.

Interessanterweise ist Frage derzeit nicht nur, wie die Katholiken mit ihrem Papst umgehen, sondern auch, was die Protestanten mit ihrem Luther anfangen.

Man muss den Neuzeit-Historiker Heinz Schilling, Biograf der seit Jahrzehnten wohl wichtigsten Lutherbiografie, verstehen, wenn er sich über die Botschafterin des Lutherjahres 2017 ärgert.

Heinz Schillings „Luther“ ist das wuchtige Porträt eines Fremden aus fremder Zeit. Margot Käßmann dagen möchte ihren Martinus an sich drücken, als sei er der Neue Mann, der ihr ein braves Strategiepapier für die feministische Theologie im Landkreis Wittenberg erdacht hat.

Für Heinz Schilling, den Forscher, sind Luther und seine Zeitgenossen Zeugen einer Welt, die wir verloren haben, einer Welt, die den Menschen zwischen Gott und Teufel stellte. Für Margot Käßmann dagegen, sehr von heute, liegt Luthers Bedeutung darin, daß er - was ihn auch unter progressiven deutschen Katholiken populär machen könnte - die Frauenordinierung vorangebracht habe. Die dann allerdings auch in der protestantischen Kirche bis in die 1970er Jahre auf ihre Verwirklichung warten musste.

Schilling ärgert sich wohl auch deshalb über Käßmann, weil sie ihren Luther zeitgemäß verniedlichen möchte: Luther, ein frauenverstehender Wellness-Reformator. Wieder einmal, so ahnt der Historiker, soll ein Jubiläum des Thesenanschlags von 1517 genutzt werden, um einen paßgerechten Luther zu verzeichnen.

War er 1617 der Konfessions-Kämpfer und 1717 der zahme Aufklärer, so kam er hundert Jahre später als deutscher Herkules gegen die welsche Überfremdung, dann wieder als nationaler Heros, der sich schließlich zum Propheten deutschen Wesens und des Führers verdüsterte: von Luther zu Hitler.

Nun kann man wiederum der Luther-Botschafterin ihren Widerstand kaum verübeln. Was soll sie mit der gar nicht nützlichen Behauptung anfangen, daß Luther „von vornherein zu einem Dialog mit Andersdenkenden unfähig“ war? Er soll doch bejubelt werden und Leuchtkraft entwickeln in einer Zeit, in der sich besonders evangelische Kirchenleute auf moderierende Funktionen beschränken, auf Brückenbauten ins relativistische Flachland, am liebsten in modisch-nützlichen Umformulierungen wie zur Geschlechter-Debatte.

Wie aber wäre es, wenn genau Luthers Dialogunfähigkeit war, die gewann? Wenn dieser selbstbewußte Gewissenstrotz, diese religiöse Rechthaberei zur Durchschlagskraft des Erneuerers beigetragen haben? Wenn es gerade diese erschreckende, glühende Unbeirrbarkeit war, die in nur wenigen Jahren halb Europa für den neuen, den reformatorischen Glauben brennen ließ?

Schilling präsentiert uns Luther als spätmittelalterliches Glaubens- und Sprachgenie, als zitternden Gottesknecht, aber auch selbstherrlichen Gegenpapst. Erst dadurch führt er uns vor, so Luther-Spezialist Thomas Kaufmann in der „SZ“, was wir in der neuzeitlichen Säkularisierung verloren haben. Erst dadurch werde dieser „Luther“ zu einem „einzigartig gegenwartsrelevanten Buch, gerade auch für Lutherfans”.

Gerade auch für Katholiken, möchte man hinzusetzen, ganz besonders für sie. Hat sich nicht gerade ein Kirchenlehrer vom Thron Petri verabschiedet, weil er der neuzeitlichen Säkularisierung zum Ärgernis wurde, als er seine Kirche spirituell erneuern wollte? Weil seine leise und nachdenkliche Unzeitgemässheit verstörte in einer Welt, die gegen das Heilige komplett unempfindlich gewordenen ist, und Glaubensäußerungen mit Geschrei quittiert und Kirchenaustritte bejohlt?

Was für eine unglaublich lehrreiche, auch für Katholiken spannende 700-Seiten-Studie über die Geburtstunde der Neuzeit und ihre Akteure. Nicht nur der rebellische Augustinermönch wird hier ausgeleuchtet, sondern auch sein jugendlicher Gegenspieler Karl V. Dazu der diplomatische Philipp Melanchthon in seiner Loyalität, das intellektuelles Gegenüber des Erasmus von Rotterdam, der sächsische Kurfürst Friedrich sicher, aber auch das Wittenberger Universitätswesen, die Kunstgeschichte Sachsens, die Cranach-Werkstatt, das Kirchenrecht, die Sittengeschichte, der Familienalltag.

Aufbruchszeit, Entdecker-Zeit. Schon vor Luther, so erfahren wir, erschüttern Reformer die Kirche, während die römische Kurie – im Verein mit dem italienischen Finanzkapital und zunehmender Bürokratisierung und Rationalisierung – eine „Modernisierungskrise“ auslöst.

In der Lesart Max Webers verhilft Luther der Moderne zum Durchbruch. Schilling dagegen sieht die Rebellion des sächsischen Augustinermönches „als Reaktion auf einen von Rom ausgegangenen Modernisierungsschub“. In einer verweltlichten Kirche verschwenderischer und kunstsinniger Rennaissance-Päpste war Luther der Reaktionär besten Sinne: er will zurück zu den Quellen.

Das im übrigen lag im Geist der Zeit und wurde von einer ganzen Reihe von Reformbewegungen wie den Waldensern mit Leidenschaft versucht. Zurück zur Schrift! Erst in diesen Strömungen ist Luther denkbar. Ja, es gab bereits vor ihm eine blühende Laienfrömmigkeit, ein Priestertum aller, das das Lesen der Bibel ins Zentrum rückte. Der „evangelismo“ ergriff breite Kreise, „darin dem reformatorischen Ansatz durchaus verwandt“, wie Schilling bemerkt, ohne daß er zum Sturz des Papsttums aufrief.

Wie also wurde aus Martin Luder, dem Jura-Studenten, der für seinen Unterhalt sang und bettelte, und der nach einem Blitzschlag auf offenem Felde in Todesangst schwor, ins Kloster zu gehen - wie wurde aus dem frommen Mönch jener grimmige Polemiker „Eleutheros“ – vulgo „Luther“ - , der in Wittenberg, also am Rande des Christenheit, die Kirche spaltete, den Papst buchstäblich verteufelte und zur Ansicht gelangte, „das ich mit den rotten und teuffeln mus kriegen und zu felde liegen, darumb meine bücher viel stürmisch und kriegerisch sind“?

Seine Reise nach Rom, die er im Auftrag seines Ordens unternahm, kann es nicht bewirkt haben. Bruder Martinus sah in der ewigen Stadt, die gerade mit ihren genialen Architekten und Künstlern an augustinischen Glanzzeiten anknüpfte, beileibe nicht jenen Sündenpfuhl, von dem in den Legenden die Rede ist. Fromm besuchte der Mönch die sieben Hauptkirchen und betetet um einen Ablass für seinen verstorbenen Onkel.

Rom und Papsttum waren ihm damals heilig. Erst im Rückblick, so Schilling, schüttete er den Kopf über seine „Blindheit und die Verstrickung in die hohlen Riten der Leistungsfömmigkeit“.

Schilling räumt mit eine ganzen Reihe frommer protestantischer Legenden auf. Etwa der vom hämmernden Thesenanschlag vor geknechtetem Volk, die für Schilling ein Fall „protestantische Revolutionsrhetorik“ ist. Es handelte damals lediglich um den Aushang des Pedells zu einem akademischen Disput über das Ablasswesen.

Seine Thesen wurden allerdings durch Flugschriften bekannt, da ging sein Ruf wie Lauffeuer durchs Land. Dürer drängte es danach, ihn in Kupfer zu stechen. Eine Reihe von Disputationen folgten. Wann genau das theologische Durchbruch-Ereignis stattfand? Die Legende spricht vom Turmerlebnis, von einer Predigtvorbereitung 1515.
Luther selbst liebte es deftiger und genauer in einer späten Tischrede, er sprach vom Klosett: „Diese Kunst hat mir der Heilige Geist auff dieser cloaca auff dem thorm eingebeben.“

Wann und wo auch immer, er stieß auf das Schriftwort aus Römer 1,17 das die Erleuchtung brachte. „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben.“ Sola fide - der Glaube allein bringt die Rettung.

Luther war von der Niedertracht der menschlichen Natur überzeugt. Seine einzige Hoffnung lag in der Gnade Gottes. Melanchthon rief er zu: „pecca fortiter“, sündige mutig, denn nur aus dem Sündenbewußtsein und Glauben erwachse Rettung. Gott als letzter Strohhalm.

Eine pessimistische Theologie sprach sich darin aus, die so gar nicht in die antikisch aufgehellte Zeit des Humanismus passte, die Erasmus von Rotterdam in seiner Streitschrift „Vom freien Willen“ behauptete. Für ihn war der Glaube und die hellenische Vernunft miteinander zu haben - ein Motiv, das gerade im Pontifikat von Benedikt XVI. eine herausragende Rolle spielte.

Nicht so für Luther, der, thronend in seinem Fleisch, auf Cranachs Bildern zunehmend voluminös in Szene gesetzt wurde. Eine Ein-Mann-Maschine, allerdings auf dem Marsch ins theologische Dunkel. Für ihn gab es keinen freien Willen, nur Vorherbestimmung und Gnade. Das war die tektonische Verschiebung des Fundaments.

Sicher, er war ein großer Marienverehrer. Aber darüber hinaus: Keine Heiligen als Fürsprecher, keine Sakramente, kein Priestervermittler mit ihren heiligen Riten – nur der Glaube und die Gewissensfreiheit des Christenmenschen, die allerdings schnell wieder durch die unbedingte Gottbefangenheit kassiert wurde.

Da Schillings Buch eine ständige Einladung zur Diskussionauch für einen schlichten katholischen Laien enthält, stellen sich hier Fragen von der neuzeitlichen Seitenlinie: Ist dieser pure protestantische Schrift-Glaube noch belastbar? Oder führt er doch nur, unter heutigen Bedingungen, zum Einstieg in die allgemeine religiöse Amnesie? Und ist nicht genau das der Grund, aus dem soeben Papst Benedikt XVI mit seinen hartnäckigen Verweisen auf die Schrift, auf die Jesusfigur so grandios gescheitert ist?

Einer der Höhepunkte in Schillings anspruchsvoller Geschichtsschreibung ist das Panorama, das er zum welthistorischen Treffens Luthers mit Karl V. auf dem Reichstag in Worms 1521 ausbreitet. Bis ins Einzelne werden hier machtpolitische und kulturelle und theologische Überlagerungen und Grenzziehungen nachempfunden.
Am ersten Tag spricht Luther vor den versammelten Reichsständen noch zögernd, „mit niderer stimm“. Am zweiten Tag jedoch schwingt er sich auf zu jener berühmten Gewissenserklärung, die von seinen Adepten auf die wirksame Formel verkürzt und auf Flugblättern durch die christliche Welt verbreitet wird: „Hier stehe, ich und ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“

Nun dreht Schilling, was bisher oft genug unterblieb, voller Verständnis die Bühne und wendet sich der Erklärung Karls V. zu, des 21-jährigen Kosmopoliten, der als Reisekaiser und Kämpfer an verschiedenen Fronten – unter anderem gegen die Franzosen und die Osmanen - das schwierige Amt seines Onkels Maximilian angetreten hat.

Denn auch Karl V. kann nicht anders. Auch er war Reformer, allerdings innerhalb des Glaubens seiner Väter. Auch er hatte eine Vision: die des gottgewollten Imperiums, das von der Neuen Welt über Spanien bis an die Ostgrenze des Balkans reichte, und das nur „auf dem Boden der römischen Universalkirche glücken konnte.“

Auch er also hat eine heilige Verpflichtung, nämlich die globale Kirche und ihre Tradition zu schützen, gegen diesen „einzelnen Ordensbruder“, der irrt, da er gegen die „ganze Christenheit ist, sowohl während der vergangenen tausend und mehr Jahre als auch in der Gegenwart.“

Hier, so Schilling, trafen nicht Reaktion und Moderne aufeinander, sondern zwei unterschiedliche Vorstellungen des Aufbruchs in die Neuzeit. Beide scheitern.
Der eine will die Universalität eines erneuerten, evangelischen Glaubens, die später in territorialer Konfessionalisierung und Glaubenskriegen endet. Der andere, der erste Europäer, will das Reich der geeinten Christenheit. Auch er scheitert und zieht sich, Jahre nach Luthers Tod, in ein einfaches Landhaus zurück, um zu beten.

Zwei theologische Konzepte stehen sich gegenüber, das der evangelischen „Gnadenfrömmigkeit“ und der katholischen „Leistungsfrömmigkeit“. Doch beide handeln, so Schilling, aus ihrem Gewissen heraus. Beide leben im übrigen in Zeiten, in denen die Menschen tatsächlich über nichts intensiver nachdachten als darüber, wie sie einen „gnädigen Gott“ kriegen. Schon das allein sollte jede falsche Nähe zur Gegenwart mit ihren läppischen Aktualisierungen ausschließen.

Gott oder Teufel, ja, es ist dieses Brausen von weither, das aus jeder Seite in Schillings gewaltigem Geschichtsroman dringt. Himmel oder Hölle, das war die Alternative im Angesicht der Apokalypse, die besonders Luther nahe sah.

Für ihn war der Satan überall am Werk. Sehr früh schon war der Papst der „Antichrist“, und das ist so tief ins protestantische Gewebe gesickert, daß Schilling eine Versöhnung mit der römischen Kirche für ausgeschlossen hält.

Doch auch innere Gegner der Reformation verrichteten nach Ansicht Luthers Teufelswerk. Da waren radikalen apokalyptischen Wiedertäufer, da waren Thomas Münzers Bauern („schlagt und sengt sie“), die Calvinisten, eigentlich alle, die mit den Lesarten des Wittenbergers nicht übereinstimmten. Später auch unseliger Weise die Juden, die er verbannt und deren Häuser verbrannt sehen möchte.

Luther, der rabiate Glaubensgärtner: “Ich muss die klötze und stemme ausrotten, dornen und hecken weg hawen…ich bin der grobe waldrechter, der die ban brechen und zurichten muss.“ Und wie er weggehauen hat: Als Gegenpapst der Reformation achtete Luther auf die Reinheit der Lehre, die er, der sich als Gottes Prophet verstand, vom Sinai gebracht hatte. Nein, mit der sanften Kirche der Dialoge und der Kirchentage hat dieser Luther nicht das Geringste zu schaffen.

Luther im übrigen trug seine Mönchskutte noch Jahre. Und nicht mit dem Zölibat hatte er seine Probleme, sondern damit, es zu brechen. Er folgte darin eher widerstrebend dem mittlerweile durchgesetzten protestantischen Brauch, und ehelichte die entlaufene Nonne Katharina von Bora, seinen „Herrn Käthe“ ohne „hitz und leidenschaft“. Lieben lernte er sie erst später. Sie dafür brachte seine Finanzen in Ordnung und gebar ihm Kinder, die ihm gelegentlich, wie er stolz berichtete, „auf den Boden kackten.“

Nachdem die Klöster – diese Leistungszentren römischer Frömmigkeit – aufgelassen und Priester verehelicht wurden, mussten die mildtätigen Werke von den Kommunen geschultert werden. Spannend, wie Schilling den Prozess der Verstaatlichung der protestantischen Religion nachzeichnet, in der das höchste Kirchenamt nun den Territorial-Fürsten zufällt.

In all dieser Klugheit und Darstellungsbreite erlaubt er sich allerdings einen merkwürdigen Schnitzer. Im Ehestreit des Philipp von Hessen, der vom Wittenberger die Annullierung seiner ersten Ehe möchte, behauptet Schilling süffisant, daß „spätestens seit der willfährigen Scheidung der ersten Ehe Heinrichs VIII. von England allgemein bekann war, dass sie (die römische Kirche) noch für die delikatesten Sexualverhältnisse eine Lösung wusste.“

Nun, das wusste sie eben nicht. Der Papst stellte sich quer. Und der Monarch gründete bekanntermaßen seine eigene Kirche und heiratete weitere fünf mal und der kirchentreue Tomas Morus bezahlte seinen Widerspruch mit dem Leben - so waren die Zeiten.

Doch daß Schilling den Mut hat, einen fundamentalistischen Luther so kompromisslos in unser glaubensfernes Heute zu stellen, verleiht seinem Buch tatsächlich, wie der Reformationskenner Thomas Kaufmann anerkennt, „eine ungeheuerliche Ehrlichkeit, Modernität und bleibende Bedeutung“.

Was aber folgt nun? Das mögen sich katholische Laien fragen, denen über die Kirchenspaltung nicht zum Jubel, sondern allenfalls zu Gedenkfeiern zu Mute ist.
Eine Menge Fragen. Ist nicht der Anlass der Spaltung, der Ablass-Handel, längst behoben? Brauchen wir nicht, in diesen Zerfallszeiten der Familie, eine neue Aufwertung des Ehesakraments, statt dessen Abschaffung?

Ist die Priester- und Predigerfigur, die der vorprotestantische Luther so gelebt hat, nicht ein unerlässlicher Hüter des Heiligen? Hat nicht der damalige protestantische Schulterschluss zwischen Staat und Kirche den Glauben mittlerweile auf ganz neue Art kompromittiert?

Auf die Sterbesakramente verzichtete Luther zu Gunsten einer Lesung aus der Schrift. Doch wäre das, in heutiger glaubensblasser Zeit, nicht auch nur magisches Gemurmel, vielleicht mehr noch, als es die mit der letzte Ölung verbundenen Handreichungen und Trostworte sind?

Und sind überhaupt die heiligen Handlungen und Rituale durch einen Priester, als Stütze des Eingedenkens und der Verbindlichkeit, nicht doch dem freien Fall in die Beliebigkeit vorzuziehen?

Vielleicht lohnt es sich ja, mit Schillings Buch, zum Jubiläumsjahr genau darüber nachzudenken. Vielleicht gelingt es ja auch, im Papst, der sich nun erschöpft und betend zurückzieht, nicht mehr den Antichristen zu sehen, sondern den Glaubenshüter – als den sich schließlich auch Luther sah.

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