Wer ökonomisch vorne bleiben will, muss Paroli bieten im Wettbewerb zwischen 1,6 Milliarden Ostasiaten mit ihren Musterschülern und 1,2 Milliarden Bürgern europäisch geprägter Räume. Unter diesem Zwang steht nicht nur Großbritannien, sondern die gesamte EU mit ihren 500 Millionen Einwohnern.
Zwischen den beiden Giganten stehen die übrigen Länder mit 4,5 Milliarden Erdenbürgern, die auf Hilfe hoffen müssen. Wer den Aufstieg aus dieser Gruppe nicht schafft – Brasilien, Indonesien und Südafrika mit 525 Millionen Menschen sinken gerade in sie zurück – sorgt für eine weitere Zunahme der Wirtschaftsflüchtlinge. Das gilt selbst dann, wenn die Geburtenraten bei weniger als 3 Kindern pro Frauenleben normalisiert sind. Nur die Besten aus diesem Block, der 2050 bei 6 Milliarden stehen soll, haben eine Chance auf Einwanderung in die Kompetenzfestungen von Kanada bis Neuseeland, die Pässe nur an Asse vergeben.
Wer zu der 4,5-Milliarden-Gruppe zwar gehören will, aber in sie abrutscht, gewinnt niemals mehr die Könner, die für den Wiederaufstieg unabdingbar sind. Und bereits während des kaum merkbaren, aber stetigen Niedergangs suchen die Hochqualifizierten ihr Heil in der Flucht zu stärkeren Teams. Die EU hat längst etliche Mitglieder auf der schiefen Ebene zu den Abgeschlagenen. Da geht es nicht nur um Griechenland, Portugal oder den Balkan mit Bulgarien, Kroatien und Rumänien. Auch die noch starken Osteuropäer – bei Hightech-Exporten schaffen Ungarn und Polen 2015 die Plätze 24 und 25 – werden sich kaum halten, weil sie die mortale Eliteabwanderung bei Geburtenraten unter 1,4 Kindern unmöglich aufholen können.
England verliert seit Jahrzehnten einheimische Könner, weil eine Übersiedlung nach Seattle, Vancouver oder Wellington lediglich einen größeren Umzug, aber keinen Integrationsaufwand erfordert. Da Londons City zwar auch mit Paris und Frankfurt, viel heftiger aber mit Honkong, New York, Schanghai und Singapur konkurriert, muss es bei der Zuwanderung von Bildungsfernen die dafür Zahlenden im Auge behalten. Sonst suchen die entmutigt das Weite. Schließlich haben Halbalphabeten dieselbe Menschenwürde wie Mathematiker und müssen für den Rest des Lebens anständig finanziert werden.
Die jetzt über den Kanal Drohenden gleichen Ertrinkenden, die Überlebende in den Rettungsbooten verfluchen. Alle Wohltaten, die man Engländern oder anderen Ungehorsamen vorenthalten wollte, können doch nur über neue Verschuldung bereitgestellt werden. Bestenfalls Frankreich könnte aufgrund seiner nuklear gesicherten Unantastbarkeit alleine gehen.
Deutschland hingegen, wo nicht einmal jeder Fünfte verteidigungswillig ist, bleibt schutzlos. Es hat auch nicht mehr die Kompetenz, um verlorene Industrien – Kameras, Telefone, Ton- und Bildträger, Computer, Schiffe und der gleichen – zurückzugewinnen. Wird es gut laufende Branchen halten können, wenn von 100 Nachwuchskräften nur 65 geboren werden, unter denen gerade mal 40 den Karren ziehen können, weil 20 in der Schule versagen und 5 auswandern? Boris Johnson mit seiner Einwanderungspolitik à la Australien lässt sich doch nur so lange dämonisieren, wie man – mit 46,5 Durchschnittsjahren der älteste Mann Europas (UK: 40,4) – die eigene Lage schönredet.